Ein Diner mitten in der Wüste. Neben dem Gastronom, seinem Sohn und den Angestellten harren noch eine dreiköpfige, mit dem Wagen gestrandete Familie sowie ein Mann, der sich verfahren hat, der Dinge. Merkwürdiges geht vor. Fernsehen, Radio und Telefon funktionieren nicht, am Horizont formieren sich Wolken, die nicht wirklich wie Wolken aussehen. Ein mulmiges Gefühl macht sich bei den Leuten breit. Denn da draußen scheint es irgend eine nicht identifizierbare Bedrohung zu geben, und man sitzt im abgeschiedenen Diner mehr oder weniger fest, ohne Kontakt nach draußen.
Köstlich komisch wird es, als plötzlich eine alte Dame vorfährt, mit Krüken aus dem Auto steigt, ins Diner geht und sich ein blutiges Steak ordert. Sie plaudert im lieblichen Tonfall mit den gestrandeten Leuten. Dann wird die Konversation aggressiv und prophetisch. Als der Familienvater die Alte zur Raison bringen will, beißt sie ihm ein Stück seines Halses ab. Dann krabbelt die Greisin an Wänden und Decken entlang wie die Kleine aus THE EXORCIST. Das ist zum schießen lustig. Nur mit Mühe können die Diner-Angestellten und die Gäste die besessene Alte liquidieren.
Zu dem Zeitpunkt denkt man sich noch, der Film könnte was werden. Ist zwar alles nicht neu, aber ordentlich und lustig umgesetzt. Aber danach geht "Legion" immer weiter in den Keller.
Das heißt: Nicht ganz. Der nächtliche Angriff der Horde von Besessenen aufs Diner ist ebenfalls witzig. Besonders der Eismann. Da fühlt man sich fast wie einem Zombiefilm.
Danach wird dieser Film über die Sünden der Menschheit und den Zorn Gottes aber immer beliebiger im Handlungsablauf, visuell immer schlechter (unansehnliche CGI-Explosion des Diner, z. B.) und in der Kommunikation seiner mit religiösen Elementen durchdrungenen Geschichte immer platter und offensichtlicher.
Und angesichts des Umstandes, dass viele der Dialoge und Monologe klingen als würde Obama eine seiner zum Kotzen pathetischen Reden halten, wird in "Legion" viel zu viel gelabert. Natürlich kann das gesprochene Wort in einem Film elemantar zu dessen Gelingen beitragen. Aber wenn man nichts zu erzählen hat: Schnauze halten. Und wenn man keine Dialoge schreiben kann: Anderen Beruf suchen.
Abgesehen von der Sülzigkeit des Gesprochenen stört vor allen Dingen, dass "Legion" wenig durch Bilder kommuniziert und Sachverhalte meist nicht anhand des Handels der Figuren erzählt. Vielmehr hört man dauernd erklärende Worte wie "Wenn wir X nicht machen, wird Y passieren" oder "Wenn du A machst, wird B passieren und das wäre unser Ende". Ganz, ganz armselig.
Manchmal wird gar in Worten noch mal das erklärt, was wir vorher in Bildern gesehen haben:
Wenn eine schwangere Frau in prototypischem Jungfrau Maria Outfit auf der Schaukel sitzt, kann jeder Zuschauer die Zeichen deuten. Hält den Engel Michael aber nicht davon ab, 30 Minuten später einen epischen Monolog über die Bedeutung des Ungeboren abzuhalten. Die Figuren hören sich gerne selbst beim Reden zu wie kino.de-User, die seit Monaten in langen Postings mit erhobenem Zeigefinger über eine Dekaden-Filmwahl diskutieren, anstatt einfach eine abzuhalten.
Summa Summarum ein misslungener Film. Der oben erwähnte Anfang macht Laune, auch wenn er nichts sonderlich Neues zeigt. Danach wird "Legion" aber immer kuddelmuddeliger und sülziger, so dass man kaum noch Interesse für das Geschehen entwickeln kann.