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Hielt sich meine Begeisterung beim ersten Mal Anschauen noch in Grenzen, so hat The Phantom Lover jetzt voll eingeschlagen. Ronny Yus Phantom-der-Oper-Variante ist ein edles Gedicht von Film, ein optischer Augenschmaus, der mich auch emotional berühren konnte. Große Bilder, große Liebe, große Tragik, großer Schmerz, große Gefühle, ein berauschendes Fest für die Sinne.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, klar voneinander abgegrenzt, wobei der Rückblick auf die Tragödie wesentlich farbenfroher ist als die düstere, farblich entsättigte Gegenwart. Im Jahr 1936 versucht eine kleine Theatergruppe, einem alten Schauspielhaus mit der Aufführung eines ihrer Stücke neues Leben einzuhauchen. Grund für den Niedergang des Theaters war ein Feuer, in welchem der gefeierte Schauspielstar Song Danping (Leslie Cheung) vor etwa zehn Jahren ums Leben kann. Dessen große Liebe, Du Yunyan (Wu Chien-Lien), wurde von ihren Eltern in eine einflussreiche Familie zwangsverheiratet & verlor darob den Verstand. Die Theateraufführung wird ein Flop, doch dann begegnet der Sänger der Gruppe einem Phantom, das im Gebäude haust.

Ronny Yu, beflügelt vom Erfolg seines furiosen The Bride with White Hair, legte mit The Phantom Lover seinen zweiten (& letzten) Karrierehöhepunkt vor, ein romantisches Historiendrama, das einiges mit Bride gemeinsam hat, sich aber auch gravierend davon unterscheidet, was vor allem bei Actionfilmfans für eine große Enttäuschung sorgen dürfte. Danach ging Yu nach Amerika & drehte u. a. mit Chucky, Freddy & Jason. Das ist ungefähr so, als ob man gerade zwei Mal in einem Fünf-Sterne-Asia-Restaurant diniert hat & nun was bei der nächsten Imbissbude mampft.

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