Die Idee um das fiktive Kaff Friar in Neuengland, dessen Einwohner sich um 1940 kollektiv auf einen ominösen Pfad durch die nordamerikanische Walachei begaben und dabei abgeschlachtet wurden, erfroren sind oder wenigstens spurlos verschwanden, ist ja wirklich ganz reizend. Das könnte was sein, denkt man sich und schon rückt der weit weniger originelle Teil der Story bei der eigenen Erwartungshaltung deutlich in den Hintergrund. Da geht es nämlich um eine unerschrockene Expedition im Hier und Jetzt, die mit einem Geländemobil, GPS und Handkamera Licht ins Dunkel der historischen Ereignisse bringen will. Und ja, das hätte was werden können, denkt man sich nach rund 100 Minuten, die sich am Ende leider anfühlen, als hätte man selbst 100 Tage in der Wildnis verbracht.
Dass die Truppe nun nicht drei Tage unbehelligt durch die Prärie läuft, um am Ende rauszufinden, dass an der Story nichts dran ist, versteht sich von selbst. Leider wird im Verlauf der Handlung jedoch kaum noch Bezug auf die mysteriösen Ereignisse genommen, die der Expedition zugrunde liegen. Lediglich zu Beginn und am Ende finden sich Referenzen, welche das Schicksal der Bevölkerung Friars mit den Erfahrungen der Mitglieder der Expedition verknüpfen. Die ahnen - im Gegensatz zum Zuschauer - zu Beginn der Reise natürlich noch nichts davon, welcher Höllentrip ihnen bevor steht.
Leider geriet die Umsetzung dieser Selbsterfahrung überwiegend weder unheimlich noch spannend. Viel zu viel Raum nimmt eine gewisse Lagerfeuerromantik mit belanglosem Small Talk ein. Da werden Lollis verteilt und Sprüche gerissen, befremdliche Erfahrungen der Sucher - anfangs noch kollektiv, später zunehmend individuell - sind jedoch eher spärlich über die Handlung verteilt und addieren sich auch im Verlauf der Handlung nicht zu einer für den Zuschauer nachempfindbaren Bedrohungskulisse. Es wirkt, als wurde aus einer planlosen Suche unglücklicherweise auch eine planlose Inszenierung.
Interessant ausgedacht sind zweifellos einzelne Elemente, wie die befremdlichen Höreindrücke des Expeditionsteams, allein was nutzt es, wenn diese und andere seltsame Wahrnehmungen nicht auch inhaltlich durch die Story mitgetragen werden, sondern die Handlung mehr oder weniger nur schmückend begleiten. So verliert sich die eigentlich originelle Ausgangsidee immer mehr aus dem Zusammenhang und der Wildnistrip wird schlicht zu einem wenig packenden Survivalerlebnis. Das Einzelschicksal vermag aber erfahrungsgemäß nicht zu fesseln, wenn die Protagonisten so austauschbar wirken, wie die Charaktere in "Yellowbrickroad". Hießen die etwa Mulder und Scully, kaum vorstellbar, wie viel Potential die makabre Geschichte gewonnen hätte. So hat man es aber mit gut einem halben Dutzend No-Names zu tun, deren Ableben einen emotional kaum bewegt.
Gleich doppelt schade ist die Fokussierung auf das Element des Survival-Horrors und somit die ursprüngliche Prämisse aus den Augen zu verlieren. Denn zum Schicksal der Stadtbewohner, die ein ausgeprägtes Faible fürs Kino (insbesondere die Geschichte des Zauberers von Oz) hatten, hätten sich doch relativ mühelos immer wieder Parallelen herstellen lassen. Selbiges gilt für den inhaltlichen Bezug zum Wizard of Oz - welche Möglichkeiten blieben hier ungenutzt liegen! Da wünscht man sich fast schon ein Remake.
Für ein Regiedebut mit kleinem Budget ist das Ergebnis sicherlich nicht vollkommen misslungen. Alleine schon angesichts manch eines schönen (Landschaft-)Bildes, welches die gottseidank überhaupt nicht verwackelte Kamera eingefangen hat. Vom reinen Unterhaltungswert betrachtet ist die Erfahrung mit "Yellowbrickroad" jedoch insgesamt mehr als nur zwiespältig und über weite Strecken leider schlichtweg langweilig.