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Ein Zombie spielt den Glockenjungen

Jerry Lewis ist furchtbar. Das weiß man und meidet darum seine Filme. So sagen die Einen, und sie haben recht. Jerry Lewis ist ein hervorragender Schauspieler und wirklich komisch. So sagen die Anderen, und sie haben auch Recht.
Manchmal ist er wirklich großartig und im nächsten Moment wieder ein scheinbar grenzdebiler Fratzenschneider. Er ist einfach nur peinlich. Und genau da liegen die Wurzeln seines Humors. Er überschreitet Grenzen, die des guten Geschmacks sowieso, aber gleichzeitig auch die der Konvention. Das ist nicht immer originell, nicht immer überraschend, aber dann gibt es doch wieder Momente wie diesen:
Der Page bekommt den Auftrag, ganz alleine einen riesigen Theatersaal zu bestuhlen. Wir sehen, wie er sich schon mit einem Stuhl abmüht. Sein Auftraggeber und ein Kollege amüsieren sich darüber, dass er vermutlich Tage für diese Aufgabe brauchen wird. Aber als sie nach ein paar Minuten in den Saal hinein schauen, ist dieser komplett bestuhlt.
Bei „The Bellboy" ist Lewis Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person. Er spielt sogar eine Doppelrolle, denn er taucht auch als der große Star „Jerry Lewis" in seinem eigenen Film auf. So parodiert er ganz nebenbei sein Image und das Vergnügen wird spätestens an dieser Stelle angenehm doppelbödig. Unter anderem dadurch, dass die Hauptfigur bis kurz vor Schluss nicht spricht („Weil mich niemand etwas gefragt hat"), und ein Stan-Laurel-Lookalike immer wieder an den seltsamsten Stellen auftaucht, wird das Werk auch zu einer Hommage an die große Zeit der Stummfilmkomiker.
Leider ist der Film in seiner Gesamtheit nicht mehr als eine Aneinanderreihung mehr oder weniger gelungener kurzer Sketche. Ein großer dramatischer Bogen fehlt. Aber vermisst man ihn wirklich? Und bei Monty Python beispielsweise ist man immer bereit, das zu entschuldigen. Nun hat Lewis' Humor auch nur wenig Pythoneskes. Bei aller Anarchie erscheint er konventioneller. Doch der Film ist schließlich schon 1961 entstanden, und Lewis gibt sein Debüt als Regisseur. Hier ist er meiner Ansicht nach aber auch auf seinem kreativen Gipfel angelangt. Danach gelang ihm nichts Gleichwertiges mehr.
Das gilt jedenfalls für den Komiker. Die tragischen Rollen der späten Jahre möchte ich hiervon ausdrücklich ausnehmen.
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