Frau erschossen. Das Leben ruiniert. Doch der knallharte Job fordert unerbittlich. Ordentlich leiden muß Michael Wong in ENTER THE EAGLES, nur auszudrücken versteht er wie gehabt weder die intensiven Emotionen, ganz zu schweigen von feineren mimischen Nuancen. Der Quoten-Huaqiao, der Prototyp des amerikanisierten Überseechinesen darf in Yuan Kwais ENTER THE EAGLES erneut den Kopf eines Sondereinsatzkommandos geben. Kampfplatz ist jedoch nicht wie in den Gordon Chan Streifen Hong Kong sondern die Tschechische Republik. Zunehmend schielt man in Hongkong auf den internationalen Markt, was sich wahrscheinlich nicht nur mit dem großen Erfolg von Jackie Chan und diversen kantonesischen Regie-Gurus in den USA begründen läßt, sondern wohl leider auch mit der desolaten Situation des einheimischen Kinomarktes zu tun hat. Internationale Schauplätze und weiße Schauspieler machen die Streifen auf dem internationalen Markt nachvollziehbarer und haben gleichzeitig einen enormen Werbebonus in Hongkong. Und wenn man dann noch mit der Tochter von Bruce Lee aufwarten kann, die nicht nur schnucklig aussieht, sondern auch schon den einen oder anderen Blick in die Ahnentrainigshalle geworfen hat, dann ist der Dünnschiß, mit dem das Skript gepinselt wurde und die unglaublich unbegabte Riege der langnasigen Nebendarsteller (und auch Anita Yuen und Jordan Chan tun einfach nur weh, weh, weh!) schnell vergeben und vergessen. In seinen Actionszenen kann ENTER THE EAGLES durchweg überzeugen. Vom Opening über die Einführung von Shannon Lee als Schwester von Michaels erschossener Frau (sie spießt per Fußtritt einen widerlichen Tschechengangster auf einen Mähdrescher, oder sowas ähnliches) bis hin zum Finale in einem ACER-Zeppelin (product placement in einer neuen Dimension von Aufdringlichkeit) wird ein enormes Tempo vorgelegt und beibehalten. ENTER THE EAGLES ist ein Einweg-Filmchen, geistlos zwar, aber für die knapp 90 Minuten durchaus unterhaltend. Zur einmaligen Ansicht. Und für Shannon Lee ist das durchaus ein akzeptabler Einstieg, hatten doch auch Daddy und Brüderchen zu Lebzeiten schon für ein paar beschissener Werke vor der Kamera gestanden.
Bliebe abschließend nur noch der fromme Wunsch zu äußern, daß Shannon während künftiger Dreharbeiten ein wenig darauf acht gibt, wer mit was für Schreckschußpistolen auf sie zielt.
png, 1999