The End
(Sunfilm/ Tiberius Film)
Was macht man als Tochter eines gefürchteten, einflussreichen britischen Gangsters? Man verpfeift ihn entweder an die Polizei, man genießt das spannende Leben oder findet sich damit ab und dreht eine Dokumentation.
Der Film dreht sich um das Leben und seine den Alltag dominierende Gewalt und Aggression im Londoner East End. Regisseurin Nicola Collins zeigt uns einen in schwarz-weiß gedrehten ungeschminkten Einblick in die Vergangenheit des dortigen kriminellen Alltags, denn sie hat diesen hautnah mitbekommen, schließlich war das derzeitige Oberhaupt ein enges Familienmitglied von ihr, nämlich der eigene Vater.
In Interviews und alten Archivaufnahmen gelingt es ihr, viele der damals gefährlichsten Gangster vor die Kamera zu holen, die dort einen ungeschönten Kommentar zum damaligen Leben im East End abgeben.
Als Zuschauer sollte man meinen, dass es eigentlich eine moralische Distanz geben müsste, jedoch geben sich die älteren Herren teils derart humorvoll und sympathisch, dass man sich schnell dabei ertappt, ihr Verhalten als für deren Verhältnisse normal anzusehen. Dabei ist das dargestellte nie beschönigend, sondern es wird einfach und trotzdem mitreißend aus der Perspektive der damals Beteiligten geschildert. Hierbei wird die Plattform „Dokumentation“ oft von den Erzählern genutzt, das Erlebte pointiert und mit Witzen angereichert wiederzugeben, teils dabei intime und persönliche Einblicke zu gewähren, aber immer mit einem spitzbübischen Charme Dinge und Tatsachen auszublenden, die ihnen gesetzlich auch jetzt noch zum Verhängnis werden würden.
Die Regisseurin peppt das gezeigte zwischendurch mit Stilelementen auf, die nicht von ungefähr aus britischen Gangsterfilmen wie etwa Guy Ritchies Filmen stammen könnten. Auch zu dieser Art Film werden die „echten“ Verbrecher gefragt, und so bekommt man eine persönliche Lieblingsliste von Gangsterfilmen und deren Schauspielern aus der Hand der realen Vorbilder.
Im Bonussektor findet der geneigte Zuschauer neben einem Trailer noch einen Audiokommentar und eine Programmschau. Den Film selber kann man wahlweise im englischen Original oder mit deutscher Erzählstimme genießen.
Vielfach ausgezeichnet wurde die Regisseurin für diese spannende und mutige Dokumentation, gelingt es ihr doch, den brutalen Alltag der damaligen und heutigen Zeit (fast) ohne eine persönliche Wertung aufzuzeigen, die Protagonisten dabei zwar realistisch aber nicht verurteilend darzustellen, die eben auch die Chance haben, ihren Charme spielen zu lassen, und damit dem Zuschauer die Möglichkeit bietet, einen wohl einmalig realistischen und intimen Einblick in diese Szene zu gewähren.
Unbedingt empfehlenswert!
CFS