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Lehrer Anderson (Paul Schofield) durchlebt gerade eine tiefe Krise. Als er vor fast einem Jahr einem Schüler eine mit „F“ (zu dt. Note „6“) benotete Arbeit zurückgibt und noch einen bösen Kommentar hinterherschickt, revanchiert sich der Schüler bei ihm mit einer Kopfnuss. Fortan kennt sein Leben bloß noch eine Richtung – abwärts!

Von seiner Schulleitung enttäuscht und geschockt durch den Angriff sucht er sein Heil im Alkohol, was dazu führt, dass ihn Frau und Tochter verlassen. Seinen schulischen Pflichten kommt er mehr schlecht als recht nach und ohne das morgendliche Glas Whiskey geht sowieso fast nichts.

Irgendwann kommt dann der Tag, als Anderson im Unterricht auch noch mit seiner Tochter aneinandergerät und diese zum nachsitzen einberuft. Dort wird die Situation schnell handgreiflich, doch plötzlich stehen nicht mehr die familiären Probleme der Andersons im Mittelpunkt, denn eine Gruppe von in Kapuzen-Shirts gekleideten Personen macht plötzlich Jagd auf jeden der sich in der Schule aufhält.

Anhand der storyübersicht zeigt sich bereits eines der größeren Mankos von Johannes Roberts Film „F“. Gemeint ist damit die Tatsache, dass der Streifen als Drama startet um dann in Richtung halbgarer Slasher-Thriller abzudriften und letztlich im Nichts zu enden.
 
Doch langsam. Der Einstieg in die Handlung ist ja noch relativ vielversprechend oder interessant geraten, speziell in einer Zeit in der Übergriffe von Schülern an Lehrern nicht mehr bloße Fiktion sind. In diesem Zusammenhang wären die psychischen Auswirkungen auf den im wahrsten Sinne des Wortes betroffenen Lehrkörper auch durchaus interessant, das Drehbuch von Johannes Roberts gibt diesem Aspekt nur wenig  Tiefe und Entwicklungsspielraum über die bekannten Klischees hinaus und nutzt die Situation bestenfalls als langatmigen und letztlich total konstruierten, verkappten Einstieg in eine Kern-Story, die zwar mehr Spannung verspricht, letztlich aber an mehreren Faktoren scheitert.

Da wäre mal zuerst der Übergang vom dramatischen zum vermeintlich spannungsvolleren Teil genannt. Dieser gelingt zwar irgendwie, aber die Frage nach dem Sinn des fast 15-minütigen Drama-Einstiegs darf man sich als Zuschauer durchaus stellen, denn die restlichen Ereignisse untermauern zwar Andersons Paranoia, stehen aber offensichtlich nicht in Bezug zu deren Auslöser (der Kopfnuss-Attacke). Genau diese Zufälligkeit verstehen es weder Drehbuch noch Regie entscheidend und vor allem am rechten Platz hervorzuheben.

Das ganze Einstiegs-Brimborium scheint letztlich nur dazu zu dienen Andersons panische Suche nach seiner Tochter während der Attacke und mit Abstrichen das Ende des Films zu rechtfertigen.

Ein weiterer Faktor für den wenig überzeugenden Thriller-Part sind die Angreifer, die in ihren Kapuzen-Shirts gesichts- und sprachlos auf teilweise akrobatische Art Jagd auf jeden machen, der sich in der nächtlichen Schule aufhält. Gerade die Tatsache, dass diese nie erkennbar sind und auch keine Begründung für ihre Taten liefern soll wohl das Gefühl der Bedrohung verstärken. Tut es aber nur minimal. Zugegeben wirkt es realistischer wenn Opfer nicht in geschwätziger Weise lang und breit erklärt bekommen, dass ihr Mörder durchgeknallt ist, sie jetzt auf grausame Weise zu sterben haben  usw., aber im Verlauf der Handlung wird es versäumt an den richtigen Stellen die Schraube der Bedrohung anzuziehen. Und so ist dem Zuschauer auch sofort klar, dass nach dem Tod des ersten Wachmanns, die Rektorin, die Bibliothekarin, die junge attraktive Lehrerin, der Hausmeister und der zweite pampige Wachmann ebenso ins Gras beißen werden. Diese und ein paar weitere Personen werden dann auch von den Unbekannten getötet – Überraschungsfaktor Null!

In Sachen Schauwerte wird ebenfalls relativ wenig geboten. Die meisten Morde werden gar nicht gezeigt, bestenfalls der Angriff der Unbekannten, die Angst der Opfer und in zwei Fällen mittels der verstümmelten Leiche was vermutlich mit ihnen geschah.

„F“ ist und will nie ein Slasher-Film sein, daher ist diese Maßnahme auch verständlich. Spannung gibt es jedoch auch nur in kleinen Dosierungen mittels dunkler Schulkorridore und der Frage wie denn das Ende der Story aussehen mag.

Natürlich verrate ich nicht wie der Film endet, aber ich bin fast sicher, dass die meisten Zuschauer damit nicht zufrieden sein werden.

Wie schon gesagt, „F“ ist seitens Regie und Drehbuch nicht schlüssig oder auch eindeutig genug. Ab dem Moment wo die Thriller-Elemente im Vordergrund stehen wird die ganze Angelegenheit zwar etwas unterhaltsamer ohne aber wirklich überzeugen zu können.

Die Darsteller spielen ordentlich auf, auch wenn  es sich dabei größtenteils um Nobodies handelt. David Schofield in seiner Hauptrolle hat anfangs einige wirkliche gute Szenen, wie zB  die als er angetrunken ein Gespräch mit der Rektorin zu führen hat. Im weiteren Verlauf der Spielzeit geht sein sichtlich vorhandenes Talent jedoch in der Unschlüssigkeit des ganzen Projekts unter.

Fazit: Ich würde „F“ mit einem „D“ benoten, nach dt. Schul-Benotung also einer 4. Begründung ist, dass der Streifen nie wie aus einem Guss wirkt und seine Einzelteile zudem noch mit diversen Mankos versehen sind. Teilweise unterhaltsam geraten ohne auf irgendeine Art wirklich zu überzeugen dürfte mit „F“ das Genre der Drama-Slasher-Thriller  geboren und hoffentlich auch gestorben sein.

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