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Im Jahre 2001 schuf Oliver Hirschbiegel mit "Das Experiment" einen der besten deutschen Filme aller Zeiten, der sogar "Das Boot" locker das Wasser reichen kann. Ganze 9 Jahre hat es gedauert, bis die Amerikaner mal ein Remake zu diesem fantastischen Film herstellten. Ich persönlich stehe Remakes immer sehr skeptisch gegenüber. Zwar ist nicht jedes Remake auch gleich ein Reinfall, wie bei den Videospielverfilmungen, aber ich denke schon, dass mehr Remakes nicht gelungen sind, als gelungen. Ganz wenige Remakes schaffen es dann sogar, die Originalvorlage in den Schatten zu stellen und zu übertreffen (Departed), doch dazu zählt dieses Remake mit Sicherheit nicht. Zwar ist "The Experiment" keine totale Gurke, doch um als gelungenes Remake durch zugehen, muss da einfach viel mehr kommen. Das US-Remake ist auf alle Fälle härter und brutaler als die deutsche Vorlage, allerdings wurden auch zu viele (wichtige) Sachen verändert, was besonders beim fürchterlich misslungenem Finale deutlich wird. Auch die Schauspieler sind nicht gerade in Hochform, besonders der wunderbare Adrien Brody enttäuscht mich nicht erst seit der Predators-Katastrophe. Auch hier, in "The Experiment" spielt er viel zu eindimensional und kann seine volle Schauspiel-Kraft nicht entfalten. Wenn es nur um die Schauspiel-Bewertungen geht, würde die Krone ganz klar an Forrest Whittaker gehen, der wieder wahnsinnig gut schauspielert. Allerdings übernimmt er die Rolle, die im Original "Justus von Dohanyi" gespielt hat und vergleicht man die beiden Rollen miteinander muss man schon ganz klar sagen, dass "Dohanyi" die Rolle viel realistischer und viel menschlicher und zudem noch viel Näher an der Realität spielt, wodurch seine Verkörperung viel grausamer wirkt, auch wenn Whittaker den klar Verrückteren spielt. Leider verzichtet dieser Film auf viele Sachen, die gerade im Original so genial inszeniert waren. Wo war bspw. die geheime Spionage-Kamera bei "Nummer 77"? Wieso wurde der Zellengenosse von "77" in einen stumpfsinnigen Nazi verwandelt? Im Original war er ein Maulwurf und mit Sicherheit von allen Gefangenen die interessanteste Person. Die ziemlich klaustrophobische Back-Box wurde hier im Remake durch eine völlig öde Röhre ersetzt, die lange nicht die Platzangst verursacht wie die Black-Box. Immerhin hat man hier die "Pinkel-Szene" übernommen, die hier genauso widerlich war, wie im Original. Auch die nächtliche Feuerlöscher-Attacke war hier recht gut gemacht, auch wenn diese Szene im Original noch viel ausgereifter war und auch viel weiter ging. Den größten Fehler hat man, neben dem Finale, aber meiner Meinung nach bei den Kameras und der "roten Lampe" gemacht. Im Original hat man stets die Beobachter gesehen und einige "Prügel-Szenen" wurde an Orten vollzogen wo die Kamera nicht hinreicht. Diese ganzen Sachen wurden im Remake völlig entfernt, man sieht sozusagen kein einziges mal die Geschehnisse aus dem Blickwinkel der Professoren und dadurch wirkt das Remake fast schon dämlich und natürlich sehr unglaubwürdig. Zum Finale brauch ich nicht viel sagen, außer dass es viel zu Hollywood typisch kreiert wurde und die Abschluss-Szenen grenzen schon fast an Lächerlichkeit. Empfehlen kann ich dieses Remake nur zum Teil. Wer ein riesen-großer Fan von "Das Experiment" ist wird hier maßlos enttäuscht werden. Wer allerdings das deutsche Original nie gesehen hat, könnte seine Freude hier dran haben.


Fazit : Machen wir uns nichts vor, dieses Remake ist misslungen. Der Film wird dafür nie langweilig und kann über weite Strecken gut unterhalten. Selbstverständlich keine Konkurrenz zum meisterlichen Original.


6/10

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