1965 kam "Feuerball" in die Kinos und hatte die schwere Aufgabe, den ungemein populären wie genialen Vorgänger "Goldfinger" zu übertreffen. Er scheiterte - und trotzdem wurde ein toller Film daraus.
Dem SPECTRE-Schurken Largo gelingt es, einen Bomber der Royal Air Force samt Atombomben in seine Gewalt zu bekommen. Das Ultimatum und Geldforderungen bleiben nicht lange aus - ebensowenig wie James Bond, der auf die Bahamas reist, um Largo zu observieren. Doch das Versteck der Atombomben bleibt unklar, und Bonds einziger Weg zu Largo führt über dessen Protegée, der bezaubernden Domino...
Was wie die Standardbedrohung bei Bond-Filmen klingt (Atombombenklau), war bei "Feuerball" noch neu, obwohl das nukleare Element eigentlich gerade erst in "Goldfinger" verbraten wurde. Das ist aber mitnichten das einzige, worin sich "Feuerball" an dem Vorgänger orientiert.
Nach dem herrlichen Teaser beginnt die Handlung mit Bonds Aufenthalt in einer englischen Rehaklinik. Obwohl durchaus kurzweilig und witzig geraten, krankt das Ganze daran, dass ausgerechnet in genau dieser Klinik auch Largos GehilfInnen ihren Bombenklau vorbereiten. Das geht an Bond aber weitestgehend vorbei, und so fragt man sich, wie es diese storyline überhaupt für fast 30 Minuten in den Film geschafft hat. Mit dem Aufbruch nach Nassau ist das alles schlagartig vergessen, denn von nun an läuft "Feuerball" auf Hochtouren. Zunächst muss man die herrlichen Schauplätze der Insel hervorheben. Bond tummelt sich zwischen Yachten, Pools, Casinos und Stränden, im Gegensatz zu "Dr. No" präsentiert man die Inseln also von ihren schönsten Seiten. Der Zuschauer wird in eine mondäne Welt entführt, von der man gerne mehr gesehen hätte, anstatt der englischen Klinik. Nun trudeln auch die Hauptfiguren ein, wobei Claudine Auger als Bond-Girl Domino den Anfang macht. Überaus hübsch und photogen kann sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihre Rolle (gerade im Vergleich zu "Goldfinger"s Pussy) doch recht simpel ist. Recht viel mehr kann man auch über das böse Bond-Girl Fiona nicht sagen, die zudem schon bald den Löffel abgeben muss. Schließlich Largo selbst, dem Bond in einer leicht nervigen Kasino-Szene ständig das Wort "Spectre" (bzw. "Phantom") um die Ohren reibt: Ein öliger, gefährlicher Gegenspieler, der überzeugen kann, aber nicht an Gerd Fröbe als Goldfinger herankommt.
Action kommt natürlich auch nicht zu kurz, besonders gelungen ist natürlich die packende Jagd nach Bond, quer durch einen riesigen Faschingsumzug hindurch. Ansonsten beschränkte man sich großteils, und das ist auch die Besonderheit an "Feuerball", auf Unterwasserszenen. Für die technische Umsetzung gab es einen Oscar, und das sicher zurecht, doch während die ersten Tauchgänge noch faszinieren (Küsse unter Wasser, Kampf mit Haien,...), stellt sich spätestens beim großen Schlusskampf vor Florida doch gepflegte Langeweile ein. Die Massenszenen schlägernder Taucher wirken (logischerweise) träge und sind unübersichtlich. Auch Bond zuzusehen, wie er dem 20. Gegner die Taucherbrille runterreisst, ist nicht wirklich berauschend. Es dauert viel zu lange, bis sich das Ganze endlich auf Largos Yacht verlagert, wo es dann endlich zum Abschlusskampf kommt. Der besticht durch Tempo und schnellen Schnitt, schwächelt aber unter den wieder enttäuschenden Rückprojektionen. Insgesamt ein passendes Ende für den sehr guten, aber nicht genialen Film.
"Feuerball" kann nicht gegen "Goldfinger" anstinken, ist aber für sich betrachtet ein weiteres erstklassiges Abenteuer für Bond. Muss ich noch erwähnen, dass Connery als Bond glänzt? Sowohl Gegenspieler als auch die Handlung sind eine Ecke schlechter als bei "Goldfinger", und genauso spannend ist "Feuerball" auch nicht, aber insgesamt ein absolut sehenswertes Spektakel, das nie langweilig wird. Also ein sehr guter Bond-Film mit leichten Abnutzungserscheinungen.
8,5/10