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Nach dem Megaerfolg von "Goldfinger" und dem Bond-Hype, ausgelöst durch eben diesen Klassiker, war es Ehrensache, einen weiteren "Bond" zu inszenieren. Nach Guy Hamilton, holte man sich wieder Terence Young mit ins Boot, der schon die ersten beiden Bond-Abenteuer drehte. So ging man an "Feuerball" mit der Devise "Bigger, better, more" heran. Das doppelte Budget, eine komplexere Story und ein noch ausgefalleneres, exotischeres Szenario, sollten "Feuerball" zu dem Film machen, der sogar "Goldfinger" übertrumpft.

Lobenswerte Vorsätze, doch aus der Megalomanie ist ein erster Tiefpunkt der Bondreihe geworden. Langweilig, behäbig und schauspielerisch desaströs. Sean Connery merkt man seine Unlust an "Bond" an. Sein müdes Spiel ist enttäuschend, aber verständlich. Connery befand sich erstmals in der Phase, in der er Angst hatte, nur noch auf Bond-ähnliche Parts festgelegt zu werden. Doch fairerweise sollte man erwähnen, dass das vollgeproppte Drehbuch Connery auch kaum Platz lässt, um überzeugend zu agieren. Zwar kann er seine hübschen und weniger hübschen trockenen Witze aufsagen, wirkliches Acting wird ihm hier nicht abgefordert. Auch seine Gespielinnen Claudine Auger (alias Domino Derval), Luciana Paluzzi (alias Fiona Volpe) und Martine Beswick (alias Paula Caplan) bleiben trüb und wirken alles andere als facettenreich. Wenn es hier eine Figur gibt, die aus schauspielerischer Belanglosigkeit heraussticht, dann ist es Adolfo Celi als Emilio Largo. Sein böser Part ist zwar auch nichts im Vergleich zu Fröbes Goldfinger, hat aber deutlich bessere Momente als Connery.

Die Story entwickelte man sehr werkgetreu aus dem Flemmingbuch "Thunderball", fügte aber noch eine verkomplizierende Doppelgänger-Geschichte hinzu. Zu Anfang des Films befindet sich Bond in der Kurklinik "Shrublands". Hier gibt es nicht einen spannenden Moment. Natürlich sind Bonds Kaspereien ganz unterhaltsam, aber der Funke mag nicht überspringen. Da es auch nie wirklich Action zu sehen gibt, will auch der später aufgebaute Spannungsbogen nicht genug Thrill hergeben, als dass der Zuschauer sich wirklich um Connery sorgt. Erst gegen Ende, bei den sicherlich herausragend photographierten Unterwasser-Szenen, gibt es Action zu sehen - die aber, so schön sie sein mögen, stinklangweilig bleiben. Anstatt des Schnittstakkato der Vorgänger gibt es hier statische Aufnahmen von Gerangel im Meer, das eher wie ein Ballett ausschaut, als eine harte Actionszene. Nur die fetzige Musik von John Barry tut hier ihr übriges.

Die beste Szene im Film ist noch die, bevor der Film anfängt. Die Pre-Title-Sequenz zeigt einmal wieder die völlig ins Unglaubwürdige getriebene an Bond. Er verkloppt Gangster, die sich als trauernde Witwen ausgeben, und flieht per Jetpack zu seinem Wunderauto Aston Martin DB5. Davor gibt es (als ersten Schock für den Zuschauer) eine Beerdigung eines Mannes mit den Initalien "JB" zu sehen. Der Effekt des vermeintlichen Todes Bonds ganz zu Anfang wird gerne in Bondfilmen eingesetzt, und kommt hier zum ersten Mal nach "Liebesgrüße in Moskau" Einsatz.

"Feuerball" ist kein völlig schlechter Bond. Obwohl er nie wirklich spannend wird, sind die Dialoge Connerys göttlich, auch wenn der sie nur schwerfällig aufsagt. Die Atmosphäre auf der Disco Volante stimmt, und die Szenen mit "Q" und Felix Leiter entbehren auch einer gewissen Komik. Insgesamt ist ein schlechter "Bond" immer noch ein durchschnittlicher Film. Trotzdem, kann "Bond" es deutlich besser, als in diesem ersten Ausrutscher der Reihe.

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