>>>MIT SPOILERN<<<
Nick Hornby schreibt Bücher, mit denen ich mich identifizieren kann. Zum American Pie Teenie-Stumpfsinn hab ich allerdings so gar keinen Bezug. Also: es war Hoffen und Bangen angesagt, dass man das Buch eines meiner Lieblingsautoren nicht gnadenlos in die Hölle des Slapstick oder der ungereimten Peinlichkeiten schickt. Jedes Szenario wäre möglich gewesen.
Erste Kritiken ließen allerdings Grund zur Hoffnung. Und letztendlich muss man sagen: Hut ab vor den Weitz-Brüdern. Eine fantastische Umsetzung eines schönen Buches.
Am Tag der toten Ente war Wills (Hugh Grant) Schicksal besiegelt. Er wird den 12-jährigen Marcus (Nicholas Hoult) nicht mehr los. Will weiß, wie es ist, in Schwierigkeiten zu stecken. Er kennt die Tücken des Erwachsenwerdens, ohne jemals selber erwachsen geworden zu sein. Daher hilft er dem 12-jährigen Marcus aus der Klemme, nachdem dieser eine Ente mit einem Laib Brot erschlagen hat. Doch schnell wird Will diese nette Geste einem Kind gegenüber bereuen, hängt sich Marcus doch an ihn wie eine Klette.
Will ist ein gutaussehender, reicher, selbst-verliebter, cooler aber oberflächlicher und egozentrischer 36-jähriger Kinderhasser, der von den Tantiemen eines von seinem Vater geschriebenen Songs in den Tag hinein lebt, ohne sich auch nur im Geringsten zu bemühen, etwas Eigenes aus seinem Leben zu machen. Santa’s Super Slay heißt der One-Hit-Wonder seines Vaters und er kann ihn einfach nicht mehr hören.
Marcus ist der Sohn einer suizidgefährten Hippi-Mutter, der mit seinen 12 Jahren schlagartig erwachsen werden muss, nachdem er seine vollgekotzte Mutter am Tag der toten Ente auf dem Sofa halb tot auffindet. Stoff für ein dramatisches Trauerspiel, doch die problembeladenen Inhalte werden auf meisterhafte Weise durch britischen Humor ironisch und sympathisch aufbereitet.
Marcus hängt also wie ein kleiner Welpe an Will, den er zu seinem Ersatzvater oder älterem Freund erkoren hat. Ihm bleiben auch keine anderen Möglichkeiten, denn wer beschützt einen Sohn einer Strickfanatikerin in der brutalen Welt der Schulhöfe, wenn selbst die anderen Loser nicht mehr mit ihm spielen mögen?
Will ist allerdings gar nicht erfreut über die kleine Klette, hat er Marcus doch nur kennengelernt, weil er sich unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen in eine Gruppe alleinerziehender Frauen eingeschleust hat, um Frauen ins Bett zu bekommen. Keinesfalls aber, um ihre Kinder zu betreuen.
Es gibt ein absurdes Finale, das zunächst unglaubliche Peinlichkeiten befürchten läßt als Will mit der E-Gitarre auf die Bühne kommt, um seinem kleinen Kumpel aus der Patsche zu helfen. Peinlich für die Zuschauer als auch die Akteure. Letzteres ist allerdings die einzig gewollte Variante. Man befürchtet ganz schlimmen Kitsch. Aber Aufatmen: die Szene wird gerade noch gerettet, denn sie endet nicht wider Erwarten in einem frenetischen Beifallssturm, sondern eben in der besagten Peinlichkeit für die Akteure, die als einziges Sinn gemacht hätte. Puh, Schwein gehabt. Doch kein Kitsch.
So erzählt About a Boy die liebenswürdige Geschichte einer seltenen Freundschaft zweier verschiedener Menschen, die sich gegenseitig ohne es zu merken oder zu wollen aus ihren jeweiligen Dilemmae rausholen: Will findet endlich einen Sinn im Leben und wird erwachsen, Marcus findet den Beschützer, der ihn doch wieder ein bißchen Kind sein läßt und ihm einen Zufluchtsort bietet.
Hugh Grant scheint Schauspielunterricht genommen zu haben. Er hat einen dritten Gesichtsausdruck dazugelernt. Seine vorher bekannten Gesichter waren: (1) gutaussehender aber schüchterner Boy und (2) Ratlosigkeit. Dazugekommen ist nun: coole Langeweile.
Respekt. Nein, im Ernst: Hugh Grant paßt in die Rolle wie Faust aufs Auge. Man nimmt ihm den hohlen reichen Pinkel, der ein sinnfreies Leben führt, gnadenlos ab und wagt zu spekulieren, wie es wohl um den geistigen Horizont des Schauspielers selber bestellt ist? Er wird sich wohl einfach selber spielen, was ja kein Lob für seine schauspielerischen Leistungen wäre, aber zumindest nervt er mal nicht und trägt durchaus zum Erfolg des Filmes bei.
Besonders erfreulich ist auch Nicholas Hoult, der Marcus spielt. Durch seinen ernster Kinderblick und die Leichtigkeit, mit der er zu spielen scheint, schließt man ihn schnell in sein Herz. Vor Joel Haley Osment braucht er sich nicht zu verstecken.
Toni Collette spielt ungeschminkt und überzeugend die Mutter von Marcus. Bei ihren Heulattacken kann man mit Marcus mitfühlen. Wie muss es für ein Kind sein, wenn es tagtäglich zusehen darf, wie seine Mutter spontane Weinkrämpfe bekommt?
About a Boy ist eine humorvolle und zugleich herzige Britcomedy, die mit so manchen lauthalsen Lachern aufwarten kann. Liebevoll inszeniert und trotz all der im Film behandelten Problematik nicht kitschig oder schwer verdaulich. Eine gelungene Umsetzung des Buches von Hornby eben. Aber dennoch durchaus als leichte Kost zu bezeichnen.
Dann noch was banales am Rande und aus weiblicher Sicht: Lange lebe der neue Friseur von Hugh Grant!