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"About a Boy" ist nach dem Erfolg von "High Fidelity" die logische Weiterführung der Verfilmungen von Nick-Hornby-Büchern. Inzwischen köchelt man die ironisch durchtränkten Einzelschicksalsstories schon mit Stars zusammen und in diesem Fall hat man sich entschieden, in England zu bleiben und nichts zu amerikanisieren.

Da muß dann auch einer der berühmtesten britischen Stars, Hugh Grant, für die Hauptrolle des Will herhalten, dessen Lebenszweck angenehme Zeiteinheiten und kurzfristige Bettgeschichten sind, weil das Interesse an anderen Menschen seinen Tanz ums eigene Selbst beizeiten behindert.
Ihm kommt jedoch bei seiner Masche, sich als alleinerziehender Vater auszugeben ein Kind in die Quere, mit dem er nichts zu tun hat und das doch irgendwie sein Sohn wird.

Kennzeichen dieses hochgradig amüsanten Streifens ist seine häppchenhafte Erzählweise. Da reiht sich Episödchen an Anekdötchen und verbindet sich doch auf wunderbare Weise zu einem Portrait zweier völlig verschiedener Personen, die ohne es recht zu wollen, immer mehr zusammenwachsen.
Ein Wagnis dabei schon der Gebrauch von zweierlei Off-Kommentar, dem von Grant und den seines kleinen Co-Stars Nicholas Hoult, der dankbarerweise kindhaft glaubwürdig gehalten ist, obwohl das Verhalten uns immer wieder deutlich vor Augen führt, daß Will das 38jährige Kind und Marcus im Geiste ein philosophierender Erwachsener ist.

Um sich die Sache nicht zu leicht zu machen, mischen sich immer wieder dramatische Töne in das mit stetem Schmunzeln zu genießende Bild, wie z.B. der wunderbar illustrierte Selbstmordversuch von Marcus Mutter, der die Ereignisse erst in Gang setzt, der die beiden zusammenschweißt.
Geduldig wird in der Geschichte jegliches vorhersagbares Bild vermieden und auf Originalität gesetzt, wobei man anhand der Schicksale der beiden (Grants Will ist hinreissend kindisch, verzogen und selbstsüchtig, ohne unsympathisch dabei zu sein; Hoult spielt den kleinen sonderbaren Verlierer mit dem gewöhnungsbedürftigen Aussehen gegen den Niedlichstrich mit tragischer Tiefe) meist nicht weiß, ob man nun weinen oder lachen soll, sich aber meistens für das letztere entscheidet.

Als guter Support (wie eigentlich immer in britischen Filmen) spielt sich der Restcast zu Höchstform auf, seien es nun die jugendlichen Mitschüler von Marcus, Wills Verwandte oder vor allem Toni Collette als depressive superalternative Öko-Schlumpfine und Marcus' Mutter, während Rachel Weisz ("Die Mumie") leider etwas vernachlässigt wird.
Inhaltlich vollzieht der Film natürlich den Prozeß zum besseren Menschen. Während Will endlich Gefallen an anderen Menschen findet (und das auch noch dauerhaft), erhält Marcus so etwas wie einen Vater oder einen Bruder oder einen Spielkameraden (oder alles in einer Person) und zusätzlich Anschluß an die restliche Gesellschaft.
Bis es soweit ist, muß aber noch der vermutlich peinlichste Filmhöhepunkt seit langem überstanden werden, der mitten in "Killing me softly" zum Brüller des Jahres kippt.
Und bei alldem schafft es Hugh Grant, auch weiterhin einen vollständigen Charakter mit diversen Charakterzügen nur durch das Bewegen einer Augenbraue oder eines Gesichtsmuskels zum Leben zu erwecken. So minimalistisch das sonst wirkt, so echt erscheint es hier.

"About a Boy" ist sicherlich DER Coming-of-Age-Film des Jahres und muß sich hinter "High Fidelity" keineswegs verstecken (und vor allem keinen Vergleich gefallen lassen). Spaß, Ernst und Gefühl in der richtigen Mischung ohne Schmalz. Kann jetzt noch jemand das Rezept dazu endlich von England in die USA importieren.
Danke im Voraus. (8/10)

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