"Die Todeskralle des grausamen Wolfes" (Spanien-Mexico 1973, aka "Curse of the Devil", "El Retorno de Walpurgis") entstand unter der Regie von Carlos Aured, der in seiner kurzen Karriere mehrere brauchbare Naschy-Filme inszniert (u.a. ein guter Mumien-Film). Leider wieder ein Expemplar, wo nur der Werwolf alleine sein Unwesen treibt, was nie so ergiebig ist, wie das Aufeinandertreffen mehrerer Gruselgestalten. Dafür ist dieser hier aber relativ gut inszeniert.
Großer Vorteil: Er spielt nicht in unserer Zeit, sondern in der victorianischen, also Ende des 19.Jahrhunderts. Orte Sind folglich Landgüter, auf denen der alte Bismarck sich wohlgefühlt hätte. Allerdings sind die herrschaftlichen Räume nur manchmal Kulisse. Sehr viel spielt sich in einer Schlafkammer ab, die eher unscheinbar und für Gästezwecke ist. Naschy liegt in diesem Film so oft im Bett, wie in keinem Anderen. Manchmal allein, manchmal auch mit Damen. Er vögelt drei Frauen nacheinander, also immer eine Neue, wenn die Vorige tot ist. Natürlich ist er nicht überwiegend selbst dran schuld, sondern ein Hexenfluch und Zigeuner. Jedenfalls ist dies der Naschy-Werwolf-Teil mit den nacktesten Nacktszenen (einschließlich Geschlechtsakt im Doggystyle mit demTeufel), was vielleicht bei dem einen oder anderen Mann zu einer Überbewertung bei imdb geführt haben mag, denn filmisch kommt er an Werke wie "Die Vampire des Dr.Dracula" und "The Werewolf and the Yeti" nicht im geringsten dran.
Er beginnt im Mittelalter mit einem Ritterkampf zu Pferde, der in schweren Rüstungen ganz ordentlich gestaltet ist. Zwar nicht die Klasse von "Das Duell der Besten", aber da liegen ja auch 10 Jahre zwischen. Immer noch im Mittelalter eine Teufelsmesse mit Jungfrauenopfer. Danach Hinrichtungen der Täterinnen, besonders auch der Gräfin Bathory (die taucht wird ja auch bei "The Werewolf" an Anfang hingerichtet). Ihr Fluch verfolgt die Familien Daninsky aus dem Mittelalter bis Ende der 1880er Jahre - und da sind wir in der Handlungsebene des Films, wo ein Jagd von Daninsky und seinem Diener einen scheinbar echten Wolf zur Strecke bringt, der sich aber nach Treffer mit Silberkugel als toter Mensch entpuppt - und das auch noch aus der Zigeunersippe, die prompt den alten Fluch verstärkt. Man schickt dem braven Paul eine heiße Frau auf den Hals, die nach dem Beischlaf einen Wolfsschädel mit ihrem Blut tränkt und die Zähne des Schädels in Naschys Fleisch drückt - wodurch er zum Werwolf wird.
Gute Maske für ihn mal wieder und etliche Werwolfangriffe auf harmlose Leute, wobei manchmal abegblendet wird, bevor's zur Sache geht, manchmal aber auch z.B. ein zerfetztes Gesicht blutig gezeigt wird. Soweit sehenswert die Werwolfszenen.
Aber auch die Menschen bringen sich gegenseitig recht brutal um. Zwar kein Härterekord, dieser "Die Todeskralle des grausamen Wolfes", aber auch kein Kinderfilm.
Die Musik ist meistens bedrohlich und unheimlich gelungen, in einzelnen Passagen (z.B. Traum) aber auch mal richtig schlecht mit atonalen Klaviersolos.
Dialoge okay, deutsche Synchro auch. Die englische Synchronisation Films ist übrigens derartig gut, daß es auch Freude macht, diese Tonspur zu hören. Sehr kernig und engagiert die Sprecher. Allerdings haben die englischen Töne so gut wie keine Hintergrundgeräusche, wenn einer spricht, was das dann wieder trocken macht.
Etwas trocken ist der Film sowieso mit seinen vielen ruhigen und langsamen Momenten und einer mittleren Größe innerhalb der Naschy-Streifen. Fazit: Sehenswerter Werwolf-Film, gute Momente, aber eher in der bescheidenen Klasse wie "Nacht der Vampire" als in den Höhen von "The Werewolf" oder "Die Nacht der blutigen Wölfe".