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Der wie bisher immer auch hier als Produzent, Autor und Regisseur verantwortlich tätige Dennis Law hat seit Fatal Contact und Fatal Move ein eigenes Phänomen mit der bloßen Reizqualität seiner Werke begründet. Die Ankündigungen und Versprechen dieser Arbeiten ebenso wie bei Bad Blood, im Grunde genommen eine zusammenhanglose Trilogie, als simulierende und stimulierende Versatzstücke voll Hoffnung gesetzt, deren die Wirklichkeit auch nur die Kombination dieser Reize und bisher nie die Kumulation entgegenstellen kann. Law, der im Leben sein Geld eben nicht mit den Filmen, sondern im Immobiliengeschäft verdient und die dort geschaffenen Erlöse wiederum in die Verwirklichung der so schon fast als privates Engagement verzeichbaren Reihe steckt, scheint einen ganz persönlichen Kontakt zur Debatte zu stellen. Vom Skript, Aussage und Besetzung und somit die Ehre der Erfindung orientiert man sich meist an genau der Phase des HK - Kinos, die einstmals die Aufmerksamkeit überhaupt im Ausland erregte; das gemeine Action-Bloodshed-Matinee, dessen hitziges Tauschgeschäft mit Warencharakter heutzutage wohl nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Macher verloren hat.

Auf seine Weise hat Law mit seiner Point of View Movie Production Co. Ltd., einer Zweigstelle von Johnnie Tos Milkyway Image (HK) Ltd., dabei eine obskure Individualität in die Massenproduktion eingebracht und kann als all out Eigengruppe klassifiziert werden, versucht er doch auf Biegen und Brechen aus eigener Hand und mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln [ – Geld, und Talent vor und hinter der Kamera in wichtigen Positionen als Sicherheitsbedürfnis, die Drehbücher als Vielzahl von Erregungsmomenten, die wenn auch oft unverbunden nebeneinander stehen – ] die Vergangenheit noch rückwirkend einzuholen und wieder zu beleben. In Inland unter ferner liefen, aber mit internationalen Verkäufen in den wichtigsten Absatzmärkten punktend, die Verteidigung einer untergegangenen künstlerischen Welt, als Spiel mit offenen Karten, als aggressive Rebellion, mit Gemetzel gefüllt, in der das von der Mehrzahl Abgelehnte und das von Ihm selber Erstrebte eine verzogene Einheit bildet:

Getarnt als Mitarbeiter eines Kurierdienstes versuchen mehrere Mitarbeiter von Triadenboss Andy Lok [ Eddie Cheung ], zwei Druckerplatten aus dem Land zu schmuggeln, werden allerdings von der Polizei erbittert verfolgt und müssen trotz ebensolcher Gegenwehr ihren Anführer und das wertvolle Gut auf dem Festland lassen. Als Lok die Todesstrafe erhält und im kommunistischen Sportstadion auf dem Siegerehrungsplatz der Rotgardisten vor versammelter Öffentlichkeit mit einem Schuss in den Hinterkopf nieder gestreckt wird, versammelt seine Tochter Audrey [ Bernice Liu ] die übrig gebliebenen Herrscher der Tuen Lung Shun Gang zur Testamentseröffnung unter Aufsicht des Familienanwaltes Peter Wong [ Lam Suet ] um sich. Zwar wird pro forma noch die Anreise des in den USA studierenden Jason Lok [ Chris Lai ] abgewartet, entscheiden sich die anwesenden Hung [ Ken Lo ], Kong [ Xiong Xin-xin ], Brother Zen [ Michael Chan Wai-man ] und der von der Lok-Familie aufgenommen Calf [ Andy On ] ohne Rücksicht auf Audrey für den auch für sich selbst stimmenden Funky [ Simon Yam ] als neues Oberhaupt. Alsbald wird um das Finanzvermögen gestritten, fallen die ersten Toten vom Himmel oder explodieren mitsamt ihrer Luxusautos, was den ein wenig außen vorstehenden Calf zum Loslassen seiner eigens gezüchteten Kampfmaschine Dumby [ Liang Ju-xia ], einer stummen Waise nötigt.

Was folgt, ist bis zum fatalistischen Showdown eine Art Exterminate Entire Family [ wörtliche Übersetzung ] Determinationsvorstellung, in der die angestauten Aggressionen gegen einzelne Personen in gezielten Attacken entladen werden, eine ähnlich wünschenswerte Zielsetzung wie im letztjährigen, darin allerdings schmählich gescheiterten Coweb, dessen Schlüsselfiguren hier auch anwesend und wesentlich besser genutzt sind. Dabei hat Law schon seit 2006 seine Grundstruktur im Aufbau der Szenenfolgen und Anordnung der Erzählkomplexe wie auch der ästhetischen Gestaltung gefunden und wohl aus Faulheit und künstlerischer Einschränkung beibehalten. Eine borniert spezialisierte Aufspaltung in die technisch herstellbare optische Tugendhaftigkeit, in der die Autorität des Fachmanns in Anspruch genommen wird und die vorgebrachten halbes Dutzend Actionszenen verstärktes Gewicht bekommen, während inhaltlich von einem Rückzugspunkt aus die Trümmerliteratur ab der frühen Achtziger und ihr monoton ablaufender Umgang mit Personen und Motiven gepflegt wird. Als Bedürfnis stehen die MacGuffins als Sinnträger im Kontext im Vordergrund, erst die Druckplatten, die danach nie wieder erwähnt oder gar im Bilde auftauchend sind, dann das schwammige Geld sowie der Ring der Triaden, der als Symbol ganz am Ende die Hand des last man standing schmücken soll. Zwei, drei Rückblenden sollen weiteres Licht in das Dunkeln der Charakterisierungen bringen, zeigen aber nur das Unverständnis von Law auf, so etwas wie menschliche Verhaltensweisen in vergleichsweise "normalen" und eben nicht nur extremen Situationen zum Ausdruck zu bringen. Hier wie dort gibt man sich angenehm selbstgerecht, gleichzeitig naiv, schmierig und räsonierend, in der man materielle Werte zum Maßstab wählend und uniformierte Verhaltensweisen in inszenatorisch getönter Weitläufigkeit am Überdimensionieren ist.

Positiv zu vermerken ist dabei, dass diesmal trotz gleichfalls hohem und Alles und Jeden einschließenden Bodycount wieder alles eine Spur kleiner als noch in dem vor leerer Wichtigkeit überbordenden Fatal Move gehandhabt ist, der derart viel Pathos und Ernst mit sich herumschleppte, dass selbst die grotesken Gewaltausbrüche nur Atempause vor der nächsten Schwere des Daseins waren. Sowieso setzt man hier eher auf verknappte Sprache statt einem überwuchernden Mosaik an Informationen, darstellerisch eher unbedarft und zudem in den Dialogszenen mehr als statisch; plus mit den ständig gleichen Zwischenszenen auf eintönig und selbstzweckhaft prononciert, in der bei Tag und Nacht vor dem Hause der Loks – das zuletzt wenigstens artgerecht in die Luft gesprengt – auf und ab patrouilliert wird.

Ein richtiger Bandenkrieg bricht trotz dem allumfassenden Amoklauf übrigens auch nicht aus, wird nicht wirklich gegen das im Hintergrund stehende Heer von Schergen oder eine anderweitige industrielle Reserve-Armee gekämpft, sondern sich vielmehr die Oberhäupter einer nach dem anderen vorgeknüpft.

Die entscheidenden Verführungskünste weisen dabei wie üblich die Kameraarbeit von Herman Yau auf, der obwohl diesmal mit weniger Schauplätzen auskommen müssend diese dennoch ín wenigstens schicklich gehaltene, wenn auch chronisch untervölkerte Stätten verwandelt. Und wichtiger, die auffallend raschen Veränderungen von sterilen Dialogszenen hin zur Statusparallelität von Nicky Lis Martial Arts Choreographie zu bedienen weiß. Besonders die hauptsächlich zwischen türkis und leicht metallenem blau schwebende Eingangssequenz, in der als Massenflucht mit Geiselnahme durch einen Schrottplatz mitten im saftigen Grün gepflügt wird, gibt einen gute Vorstellung dessen ab, dass ein reibungsloses und erfolgreiches Funktionieren im exotischen Draußen auch zuweilen die Frage nach Nutzen und Sinn überdecken kann.

Auf dem ansonsten eher im schwarzen Firnisgrund abspielenden Gerangel um die Vorherrschaft wird sich gleichzeitig in gefällig längeren Szenenfolgen mit Freiheit, Heftigkeit und Flüchtigkeit geschlagen, fließend aneinandergereiht und doch in harten Strichen und Schraffierungen die jeweiligen money shots einzelner Bewegungen und ihrer nachhaltigen Abdrücke im Gegner fixiert. Aus dem sonstigen formlosen Bündel wird sich bei den Saalschlachten mit Händen und Füßen und den zusätzlich zur Hilfe genommen Stich- und Schlagwaffen in ein ausnahmsweise lebendiges Wesen hinaus verwandelt. Fängt der Film für jeweils mehrere Minuten an zu springen und zu zittern, wenn auch mit gleichbleibend niederen, schon etwas schmuddeligen Unterton.

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