Positive Überraschungen werden seltener, je weiter man sich in ein Thema eingräbt, um so schöner, wenn dann dabei tatsächlich erinnerungswürdige Dinge an den Tag gefördert werden, die vergessen scheinen und verloren geglaubt waren.
Ich hatte mich schon seit längerem mit den Versuchen beschäftigt, die TV-Versuche des Subgenres „Occult Detectives“ zusammen zu suchen und zu sichten, ein Nebenstrang übernatürlicher Genres, dem nie viel Erfolg beschieden war, abgesehen mal von „Kolchak“, dem „Night Stalker“, der nach zwei TV-Filmen sogar eine Serie serviert bekam, diese aber dann doch schnell in der Aufmerksamkeit (und Qualität) sank. Die übrigen Versuche, „Fear No Evil/ Ritual of Evil“, „Baffled“, „The Norliss Tapes“ und „Spectre“ kamen nie über einen oder zwei Pilotfilme heraus, was rückblickend höchst schade ist.
Die letzten beiden Versuche, ehe die wilden 80er alles veränderten, waren in den Jahren 1977/78 zwei einstündige Pilotfilme, die die gleiche Hauptfigur als „lead“ hatten, einen gewissen Paul Taylor, der nach einer Nahtoderfahrung selbst von den Toten kontaktiert wurde und so zu einem Helfershelfer wurde. Dargestellt von dem etwas ungeschlacht wirkenden Granville van Dusen liegen diese beiden Kuriosa im Trend, dass sie es nicht zur Serienreife schafften – und dennoch in einer gewissen Art und Weise Trendsetter wurden.
Gemeinsam haben sie den Beginn, der die „Bestimmung“ Taylors erläutert, in etwa wie in jeder Folge von „The Incredible Hulk“ kurz erklärt wurde, warum man nicht mit Gammastrahlung herumfrickelt. Ansonsten könnten sie thematisch nicht unterschiedlicher sein und das macht die beiden „Folgen“ so attraktiv.
Der zweite Versuch, den freundlichen Geisterhelfer Paul Taylor zu etablieren, erfolgte dann 1978 mit „The World Beyond“ unter dem Untertitel „Monster“, was dazu führte, dass man die Filme jetzt weniger für Pilotfolgen, als vielmehr für gewöhnliche Folgen hält.
Erzählerisch sind sie von der Personenanlage ähnlich (Paul kommt einer Frau zu Hilfe, die ihn eine übernatürliche Gefahr zu geraten droht), aber inhaltlich differieren sie doch sehr. Von der eingeschneiten Geistergeschichte klassischer Bauart, betritt diese Folge ein Territorium, das 15 Jahre später eine Serie namens „Akte X“ beackern sollte mit ihren klassischen „Monster of the Week“-Folgen.
Ort der Handlung – wie passend für eine isoliertes Drama – ist eine kleine Insel vor der Küste, wo sich ein gewisser Frank Faber eingerichtet hat. Helfen soll Paul seiner Schwester Marian (dargestellt von JoBeth Williams, die vier Jahre später in „Poltergeist“ ihre ganz eigenen übernatürlichen Erfahrungen machen sollte) und die trifft er noch, während er über die Passage zur Insel verhandelt – womit ihm auch bald klar wird, dass der Bruder auf der Insel auch sein geisterhafter Auftraggeber war.
Kaum angenommen wird aus dem Mysterium schon bald die klassische Belagerungsstory, denn auf der Insel gibt es quasi nur zwei Häuser, beide ohne Elektrizität, Franks Boot wurde versenkt und sein Haus ist verbarrikadiert, er jedoch nicht zu finden. Drinnen stapeln sich okkulte Bücher und alsbald brüllt ein unbekanntes Wesen quer über die vegetativ sehr hübsch bewachsene Insel und macht Jagd auf das handelnde Trio, Paul, Marian und einen Bootsführer samt Hund. Alsbald wird auch ihr eigenes Boot demoliert, etwas bringt den Hund um und hinter dem Haus findet sich im Boden eine ausgehöhlte Form in ungefährer humanoider Gestalt – und auch Franks Leiche findet sich im Wald. Schon bald ist klar: hier wurde ein Golem erschaffen, nicht aus Lehm, sondern aus Schlamm und Ästen (wie auch immer) und der ist nichts und niemandem freundlich gesonnen.
Da man wohl dem „Mud Monster Costume“ nicht wirklich vertraute, sieht man es in den Day-for-Night-Aufnahmen immer nur kurz und undeutlich, aber immerhin spendiert das Monster zwischendurch eine sehr agile abgetrennte Schlammhand für ein paar zusätzliche Kapriolen, die auch Sam Raimi sehr gefallen haben könnten.
Die Belagerungssituation und die Bedrohung sind aber erfreulich herausgearbeitet und mit griffigen Bildern spart die Folge auch nicht, wenn man auch im Rahmen der TV-Regeln auf Gore verzichten muss, aber es fließt schon genug Blut, als der Hund plötzlich mal sein Herrchen angreift.
Wie wir heute wissen, wurde auch der zweite Versuch nicht mit einer eigenen Serie geadelt, aber dennoch ist die Folge sehr wohl sehenswert, hat einen hübschen Spannungsbogen und so gut wie keine Längen. Anders als der erste Pilotfilm war „World Beyond“ quasi immer auf Plattformen wie Youtube oder dem Internet Archive verfügbar, wenn auch in wechselnder Qualität, was durchaus bei dieser Folge ein Faktor ist, die wahlweise nachmittags, in der Dämmerung, in der Nacht oder im Keller spielt und geradezu nach einer guten Auflösung schreit. Also bitte die Angebote vorab vergleichen.
Rückblickend finde ich es schade, dass niemand den Mut zu einer solchen Serie hatte, die ihrer Zeit bewiesenermaßen ein bis zwei Dekaden voraus war, da solche Konzepte wie „Ghost Whisperer“ und „X-Files“ später Riesenerfolge waren und die beiden Filme ihre Themen mit Ernsthaftigkeit und beachtlich schmalfrei angingen.
Von all den Beiträgen der „occult detectives“ sind die beiden die gelungensten Beiträge neben den Nightstalker-Filmen, jedoch startete zur gleichen Zeit im Kino die große Horror- und Slasherwelle, die auch das Grusel-TV der Amerikaner in eine neue Richtung lenkte, zurück zu den Anthologieshows der frühen 70er Jahre.
Wer immer aber mal seinen Spaß mit diesen Schätzchen haben möchte, möge sie flugs zur freien Verfügung suchen. (7,5/10)