Review

Nach „Scream“ war die Welle an Neo-Slashern also in Gang gebracht und so wurde nach Cravens humorigem Horror-Revival mit „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ ein bierernster Schlitzerfilm hinterhergeschickt.
Wir beginnen mit einer sehr schön gemachten Kamerafahrt über die Klippen vor irgendeinem amerikanischen Fischerdorf und verweilen schön mysteriös auf einem Typen, der auf einer Klippe sitzt und ins Meer starrt. Diese Kamerafahrt ist doch recht stimmungsvoll in Szene gesetzt worden und erzeugt durch die Brandung eine nette Atmosphäre.
Weiter geht’s zu einer Party auf der u.a. Julie (Jennifer Love Hewitt), Ray (Freddie Prinze Jr.), Barry (Ryan Phillippe) und Helen (Sarah Michelle Gellar) ihren Abschluss feiern. Da hätten wir vier perfekte, wandelnde Klischees: Julie ist der strebsame Typ, der bald aufs College will; Ray der Working Class Mann, der Fischer werden will, wie die alte Familientradition es beinahe fordert; Barry das Kind reicher Eltern; Helen der Modeltyp, der die große Karriere vor Augen hat, weil sie einmal Schönheitskönigin war. Paarungen: Ray und Julie; Helen und Barry. Zwischendurch taucht ein weiterer Working Class Junge auf und bricht einen Streit mit dem arroganten (irgendwie sind das alle reichen Blagen in Filmen) Barry vom Zaun.

Kurzer Zwischenstop am Strand: Blabla über Zukunft und Beziehungen (wahnsinnig originell), danach die weltbekannte Story mit den Teenies im Auto und dem Haken. Die gibt’s sogar in verschiedenen Variationen, ehe vorehelicher Sex am Strand angedeutet wird (das amerikanischen Romantikbild unter Teenies klettert vom Autorücksitz).
Zu den Klängen von Offspring geht’s dann schnell die Küstenstraße runter, wobei im Vorbeigehen dann auch noch ein Fischer platt gemacht wird. Mit Bedacht auf spätere Karrieren soll die Leiche im Meer versenkt werden. Zwischendurch taucht noch Mr. Working Class vom Anfang auf, um den Vorfall brisanter zu machen. Der vermeintlich Tote wacht natürlich im richtigen Moment auf und logischerweise gibt’s dafür erst mal aufs Maul, ehe der Typ endgültig das Zeitliche segnen darf. Tja, die Ausgangssituation ist hanebüchen, aber irgendwie wäre „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ an dieser Stelle vorbei, wenn die Figuren logisch handeln würden. Drehbuchautor Kevin Williamson, der bereits den brillanten „Scream“ schrieb, konnte allerdings nicht zu Gunsten der Glaubwürdigkeit auf den billigen Aufwacheffekt verzichten. Flugs wird auch noch ein Pakt geschlossen, niemandem von dem Zwischenfall zu erzählen.
Ein Jahr später kommt Julie vom Studium wieder: Barry sitzt immer noch faul in Daddys Villa rum, Helen ist nix geworden, schuftet jetzt unter der Fuchtel des bösen Schwesterchens in deren Laden und weder Ray und Julie noch Helen und Barry sind zusammen. Plötzlich erhält Julie eine Botschaft: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast. Nach großer Verunsicherung und weiteren Andeutungen in dieser Richtung soll Mr. Working Class vom Anfang die Nachrichten geschrieben haben. Dieser war es aber nicht und hat damit seine dramaturgische Pflicht getan. Diese Nutzlosigkeit wird auch prompt mit einem Haken in den Unterkiefer belohnt, denn langsam wird’s Zeit für den Botschaften Schreiber aktiv zu werden. Der mysteriöse Hakenmann macht dann Jagd auf die vier Teens...

„Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ ist ein weiteres Produkt einer wahren Welle an Schlitzerfilmen, wie sie schon nach Carpenters „Halloween“ zu verzeichnen war. Und wie eben jene Nachfolger zeichnet sich „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ durch den Gedanken an das schnelle Geld aus, auch wenn er durchaus einige Qualitäten besitzt.
Abgesehen von einigen auffälligen Klischees und Ungereimtheiten ist die Story dann doch nicht schlecht, auch wenn bald die Genre-typische Hetzjagd losgeht. Insgesamt ist der Plot aber OK und auch die Auflösung inklusive Motiv und Identität des Killers kann überzeugen (da gibt’s gerade in diesem Genre schwächeres).
Hinzu kommt die ordentliche Mischung aus Spannung und Atmosphäre, die Regisseur Jim Gillespie in vielen Szenen aufbauen kann, bevorzugt kurz bevor der Mörder zuschlägt. Auch die Schockeffekte sind gut gesetzt, vor allem bei der Zigarettenszene zuckt man immer zusammen.

Schlimm sind allerdings die doofen Hui-Buh-Momente des Drehbuchs, wenn der Killer viel zu lange mit seinen Opfern spielt, ehe er am Ende dann zuschlägt. Natürlich sind unsere Kiddies auch zu blöd sich vernünftig abzusichern, so dass er nach langem Bangemachen immer noch leichtes Spiel hat. Zudem sind diese Momente recht unlogisch: Julie findet bald die Leiche des Working Class Typen in ihrem Kofferraum, der zudem noch randvoll mit Krebsen ist. Sie rennt ins Haus, holt Barry und Helen – und findet einen sauberen Kofferraum vor. Die Tatsache, dass diese Szene am helllichten Tag und auf offener Straße spielt, verstärkt die Lächerlichkeit.
Die Schauspieler überzeugen eigentlich nur optisch, wobei sich Gillespie redlich Mühe gibt diese fürs jeweils andere Geschlecht möglichst knackig in Szene zu setzen. Um ehrlich zu sein, kein wirklicher Kritikpunkt; mir persönlich gefallen Jennifer Love Hewitt und Sarah Michelle Gellar in ihren Rollen.

„Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ ist ein 08/15-Slasher im oberen Durchschnittsbereich, der durchaus seine Momente hat, aber auch seine Fehler. Kann man mal gucken, muss aber nicht.

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