Review

Der Slasher mit dem Haken

Nicht zuletzt dank einem gewissen Wes Craven, waren Slasher Ende der 90er wieder der letzte Schrei... ich weiß, schlechter Wortwitz, aber der musste sein. Angepasst an das glatte, quietschbunte Technojahrzent & mit mehr Ironie als zuvor, samt Hommagen an Klassiker dieses Subgenres, liefen die Videotheken über mit billigen Horrorfilmen, in denen Teenager vor allen Arten von mordenden Killern wegliefen & doch einer nach dem anderen abgeschlachtet werden. "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" ist mit "Scream" & vielleicht noch mit Abstrichen "Düstere Legenden" eine der größeren Nummern der 90s-Slasher & war mir schon extrem früh ein Begriff. Irgendwie kam ein Kumpel an eine Videokassette des Films & wir Halbstarke zogen ihn uns mitten am Tag rein... aber auch bei Sonne & trotz extrem mieser Bildqualität, mochten wir den Film, waren genug gegruselt & zugleich bespaßt. Cooles Teil. Und was soll ich sagen: mein Filmgeschmack hat sich zwar enorm verändert & erweitert, aber diesen Vorzeigeslasher über den Fischer mit Hakenhand, der eine Gruppe Teenager wegen ihrem dunklen Geheimnis aus dem vergangenen Sommer terrorisiert, wird immer einen Platz in meinem Horrorherz & meiner Sammlung haben. Manche Filme haben sich einfach mit einem verbunden, egal wie gut oder schlecht sie sind.

Und auch mal losgelöst von Nostalgie & Erinnerungen, ganz ehrlich & recht objektiv: "I Know What You Did Last Summer" macht viel richtig, was etliche Nachahmer falsch & billig kopierten. Ganz klar ein Film für Horrorheads, nicht für Kritiker. Aber schon allein die junge, hübsche & fast schon zu glatte Besetzung, von Buffy bis Freddy Prince Jr., oder auch ein ohne Zweifel simples, aber klasse Screenplay von Kevin Williamson, werten den Film enorm auf. Sehr interessant ist, dass man die Story auch so deuten kann, dass der Unfall bzw. die Fahrerflucht & die schwere Straftat der Jugendlichen zu Beginn, ihr Leben zerstört & sie sich von der Schuld nie befreien können. So tief muss man aber gar nicht gehen - eigentlich geht es nur um die hübsche Oberfläche & ein paar leichte Schocks, sogar der härteren Gangart. Auch der Killer an sich ist Angst einflößend, wenn auch unoriginell. Ein großer Fischer mit Hakenhand - Captain Hooks böser Bruder könnte man sagen. Aber trotz solch unterschwelligem Witz bzw. Spaß, ist der Film düster & enorm ernst, anders als sein Schreihals von Bruder im Geiste.

Insgesamt ist "IKWYDLS" einflussreich, spannend, typisch 90er & Teil meiner Jugend. Sicher nicht nur meiner. Mittlerweile gruselt man sich nicht mehr, der Spaß ist aber weitestgehend geblieben. Sei es nur wegen ein paar origineller Kills & um sich klar zu machen, dass Teil 1 wesentlich besser ist als der glattere zweite Teil. Hat den Zeitgeist damals getroffen, wirkt heute vielleicht etwas veraltet. Junge Teenager könnten mit dem Kopf schütteln & eher schmunzeln. Trotzdem: besser als 99% der heutigen Slasher ist er immer noch & er hat trotz damaliger Hollywood-Nachwuchs-Schönlings-Elite irgendwie Stil & Charakter. So zahm & babyhaft wie seine Protagonisten, ist der Film nämlich bei weitem nicht. Die kleine Perle hat also nur einen Haken & der macht seine Sache gut - im Schatten stehen, Schlitzen, Verfolgen, Angst einjagen, mit seinen Opfern spielen. Und da man eigentlich alle 4 Darsteller mag, trotz unmöglich dummem Verhalten zu Beginn, leidet man überdurchschnittlich stark mit, wenn ihre Zeit gekommen ist.

Fazit: mit Scream wahrscheinlich der ikonischste Slasher der späten 90er. Und auch fast genauso gut! Der tödlichste Fischer aller Zeiten, nahe am Kult.

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