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„Der Mensch ist bei seiner Geburt wie ein Stein, ungeformt. Das weitere Leben dient dazu aus dem Stein den Menschen zu formen.“

Ungefähr diese Erkenntnis erfährt Stone (Edward Norton) aus dem Flyer einer religiösen Sekte. Gerade zur rechten Zeit könnte man meinen, denn Stone sitzt seit ca. 8 Jahren wegen Brandstiftung im Knast und ist in Gesprächen mit Jack Mabry (Robert DeNiro), der entscheidenden Einfluß auf seine vorzeitige Haftentlassung hat. Leider ist Mabry ein total desillusionierter, unzugänglicher Mensch, der kurz vor seiner Pensionierung steht. Dementsprechend niedrig sind Stone`s Chancen, Mabry von einem eventuellen Sinneswandel seinerseits zu überzeugen.

Mabry hat schon zuviele Knackis irgendwelchen Müll verzapfen hören. Deren Intention war immer dieselbe – möglichst einfach und schnell dem Gefängnis auf Bewährung zu entkommen. Jack weiß deren Geschwätz einzuschätzen und Stone entspricht vollkommen seinem Schema des reuelosen Kriminellen, dem keine Lüge zu schade ist um nicht vorzeitig freizukommen.

Stone erkennt dies recht schnell und setzt aus Verzweiflung seine Frau Lucetta (Milla Jovovich) auf Mabry an. Diese soll mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen seine vorzeitige Haftentlasung herbeizuführen.

Während Lucetta Mabry auf alle erdenklichen Weisen versucht zu beeinflussen verändert sich nicht nur Mabry, sondern auch Stone...

Das Gespann Robert De Niro und Edward Norton ist schon mal durchaus vielversprechend, handelt es sich doch bei beiden um wirklich gute Darsteller. Leider ist mir das insgesamt recht dürftige erste Zusammentreffen von Norton und DeNiro, „The Score“, aus dem Jahre 2000 noch recht gut in Erinnerung. Der Streifen wurde dem Talent der beiden Akteure nicht einmal ansatzweise gerecht.

Ob gerade heutzutage, wo noch das letzte uninteressante Stückchen Zelluloid in 3-D konvertiert und gegen Preisaufschlag auf das Publikum losgelassen wird bevor auch bloß ein einziger Dollar in ein gutes Drehbuch investiert wird, ein für beide Talente passendes Script überhaupt gefunden und verfilmt werden kann war bis vor kurzem die Frage.

Tatsächlich wurde etwas gefunden und letztlich auch verfilmt. Das Ergebnis lief mit dem Titel „Stone“ unter weitestgehendem Ausschluß des Publikums in den USA im Kino und wartet derzeit auf seine Veröffentlichung in Deutschland.

Das den Talenten der Darsteller entsprechende Drehbuch lieferte hier Angus MacLachlan, der darin gleich mehrere interessante und vielschichtige Charaktere einbaute. Die Regie übernahm John Curran und produziert wurde das Ganze von Millenium Films, die nicht gerade für anspruchsvolle Filmkost stehen, aber dennoch ab und an in solche Projekte investieren um ihr Image aufzupolieren.

Wie kann es also sein, dass ein den Talenten seiner beiden Hauptdarsteller entsprechendes Drehbuch zu einem filmischen Flop wird?

Einfache Antwort, das Problem liegt im restlichen Drehbuch verborgen. MacLachlan versammelt darin zwar genau die Charaktere die den Stars das Futter für eine gute schauspielerische Leistung bieten, dummerweise ist der Rest vom Fest aber weitaus weniger gelungen.

Nehmen wir einmal die eigentliche Handlung. Diese läuft sehr schleppend mit ganz wenigen wirklichen Höhepunkten ab und bietet zudem noch einige lose Enden in Form nicht weiter entwickelter Handlungsstränge wie z.B. dem ganz zu Anfang des Films, als der junge Mabry droht sein Kind aus dem Fenster zu werfen, falls ihn seine Frau verlassen sollte. Dramaturgisch ist das schwach oder auch schlichtweg langweilig anzusehen.

„Stone“ lebt einzig und allein von seinen wirklich gut aufspielenden Darstellern. Damit meine ich nicht nur DeNiro und Norton, sondern auch und gerade die beiden Nebendarstellerinnen Milla Jovovich und Frances Conroy. Besonders Jovovich muß man hier hervorheben, denn sie liefert hier ihre bis dato beste schauspielerische Leistung ab.Trotzdem sich die Akteure hier `nen Wolf spielen, beim Zuschauer kommt einfach nur ein tristes, dröges und schwerverdauliches Drama an, dass einzig durch die Auftritte von Milla Jovovich etwas aufgelockert und damit ansehnlicher wird.

Eigentlich unnötig, hier anzumerken, dass es Regisseur Curran auch nicht entscheidend gelang das Endergebnis etwas ansehnlicher zu gestalten. Man hatte fast den Anschein, angesichts seiner beider Hauptdarsteller wäre Curran in Ehrfurcht erstarrt und hätte die beiden einfach machen lassen in der Hoffnung, dass soviel schauspielerisches Potenzial automatisch auch einen guten Film ergibt...

Fazit: „Stone“ ist bei weitem kein Film für die breite Masse und perfekt ist er schon gar nicht. Wer aber mal wieder ein paar gute schauspielerische Leistungen sehen will, dürfte hier richtig sein.

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