B-Regisseur Michael Oblowitz (The Foreigner, Sharkman) versucht sich hier an einem düsteren Horrorthriller, der viel zu früh seine Karten aufdeckt. Leider weiß man schon im ersten Drittel wie der Hase läuft und außer einer kleinen Überraschung am Ende, bleibt "The Traveller" durchgehend vorhersehbar. Ein mit zwei Gesichtsausdrücken agierender Val Kilmer (The Salton Sea, Spartan) ist da keine große Hilfe. Jedenfalls mimt er den geheimnisvollen Mr. Nobody, der am Heiligabend in einem kleinen Polizeirevier auftaucht und behauptet sechs Menschen ermordet zu haben. Das fünfköpfige Team um Detective Alexander Black (Dylan Neal) muss am eigenen Leib erfahren, wie bestialisch der Fremde bei den Morden vorging, denn pro Geständnis lässt einer der Polizisten wie von Geisterhand sein Leben.
Eine gewisse Stimmung will Oblowitz hier schon gelingen, es ist das Fest der Liebe doch draußen tobt ein schreckliches Unwetter. Die karg ausgestattete Polizeistation, in der sich fast der ganze Film anspielt, liegt in einem kleinen Dorf, weit ab vom Schuss, somit ist besonders an Weihnachten das Organisieren von Hilfe schier unmöglich. Aber Oblowitz ist eben kein Könner und so reicht es bei den Höhepunkten nur für schwachen Grusel.
Mr. Nobody steht zwar schon nach fünf Minuten im Polizeirevier, doch bis das Morden beginnt, versucht Oblowitz den Zuschauer mit altbekannten Klischees aus der Reserve zu locken. Da flackert fleißig das Licht, die Polizisten haben Visionen und der Fremde scheint durch Wände gehen zu können, denn plötzlich sitzt er in einer anderen Zelle, als er eingesperrt wurde. Doch es bleibt bei plumpen Versuchen dem Zuschauer Angst einzujagen, obendrein werden die ganzen Zusammenhänge schnell offen gelegt, so dass "The Traveller" bis zum ersten Mord schon alles storytechnisch verspielt hat. Gewisse Fragen, welche die Kräfte von Mr. Nobody betreffen bleiben natürlich unbeantwortet und auch der Mord an Blacks kleiner Tochter wird zunehmend schleierhafter. Damals verprügelten Black und seine fünf Kollegen den vermeintlichen Mörder seiner Tochter, schnell leuchtet ein warum sie nun auf der Abschussliste stehen.
Denn gesteht der Fremde einen Mord, so stirbt ein Polizist genau den beschriebenen Tod. Doch bis zum ersten Mal lässt Oblowitz eine gute halbe Stunde verstreichen und so richtig überzeugen wollen die teilweise garstigen Brutalitäten nicht. Es scheint sogar fast übertrieben, wie sehr Oblowitz zwei der Tötungsszenen ausarten lässt. Damit meine ich den Mord mit der Schaufel, wo dem Opfer die Gedärme mehrfach in Zeitlupe aus dem Körper geschaufelt werden und auch der langwierige Tod von Deputy Janes Hollows (Camille Sullivan) ist nicht ohne.
So ist "The Traveller" eigentlich nur eine simple zur schau stellung von brutalen Morden, die wie von Geisterhand geschehen. Doch dazwischen ist zu viel Leerlauf, denn Black und seine Kollegen unternehmen einfach zu wenig, um Mr. Nobody zu entkommen. Da bleibt ein lächerlicher Versuch, um die Trooper zu Hilfe zu holen, da der Fremde alle Kommunikationsmöglichkeiten lahm gelegt hat. Dank seiner übernatürlichen Kräfte scheinen sich Black und die restliche Truppe eh in einer eigenen Welt zu befinden, in der keine anderen Menschen existieren. Insgesamt passiert da zu wenig, um über die Distanz zu kommen, einen richtigen Spannungsbogen kriegt Oblowitz einfach nicht gebacken. Absurd wird es gegen Ende, wenn auch noch Blacks tote Tochter auftaucht, um bei der Vernichtung von Mr. Nobody zu helfen. Dank der schalen Figuren bleibt das ganze Treiben ziemlich uninteressant, auch wenn der Film seine Momente hat.
Aber Val Kilmer gibt sich hier kaum Mühe für jegliche Überzeugungsarbeit und auch von den restlichen Darstellern will keiner so recht Akzente setzen.
Diese Geistergeschichte ist erstens nicht zu Ende gedacht und legt zweitens viel zu früh die Karten auf den Tisch. Dabei inszeniert Oblowitz recht düster, aber ohne Tempo und Spannung. Es fehlt hier an Ereignissen, außer dem teilweise blutigen Morden hat "The Traveller" so gut wie nichts zu bieten. Das scheint auch Kilmer gemerkt zu haben und schaltet völlig auf Autopilot. Ein ganz hoffnungsloser Fall ist der Film dennoch nicht.