Sechs Jahre nach seinem Debütfilm "Malevolence" liefert Regisseur Stevan Mena die Entstehungsgeschichte dazu. Dabei bedient er sich großzügig bei Genreklassikern wie "Psycho" oder "Texas Chainsaw Massacre", eigene Innovationen sind rar und der bittere Ausgang der Geschichte zeichnet sich viel zu früh ab und ist daher keine Überraschung mehr. Leider stehen auch hier nur diverse Brutalitäten im Fordergrund, erheblich mehr Wert hätte man auf die Figuren legen müssen, die stattdessen wie in einem 08/15 Slasher daherkommen.
Im zarten Alter von sechs Jahren wird Martin Bristol (Spencer List) vom geistesgestörten Graham Sutter (Brett Rickaby) entführt. In einem alten Schlachthaus wird er Zeuge brutaler Morde, die Graham im Namen seines Vaters begeht, um angeblich eine Schuld zu tilgen. Derweil muss Allison Miller (Alexandra Daddario) über den Tod ihrer Eltern hinweg kommen, ihr neues Heim ist bei ihrem Onkel Jonathan (Michael Biehn), dessen Grundstück in der Nähe von Sutters Schlachthaus liegt. Dieses weckt auch sofort Allisons Neugierde, denn beim Joggen sieht sie am Fenster immer einen kleinen Jungen. Doch bei einer Erkundung gerät auch sie in die Fänge des Psychophaten Graham.
"Bereavement" ist übersetzt ein schrecklicher Verlust, der Film beginnt im Jahr 1989, wo Martin von Graham gekidnappt wird. Aber schon hier merkt man als Zuschauer, dass die Chose nicht so richtig mitreißen will, obwohl die Entführung des Kindes wohl der größte Alptraum aller Eltern ist. Zudem versteht man nicht, warum Graham noch nie von der Polizei heimgesucht wurde. Schließlich mordet er schon seit mehreren Jahren und gerade mit seinem äußerst auffälligen Wagen, muss er doch schon mal jemand aufgefallen sein. So kidnappt er mit Vorliebe junge Frauen und sticht diese mit einem großen Messer ab, Martin ist zeuge des Mordes, beziehungsweise muss selbst Hand anlegen, schließlich soll er Grahams Nachfolger geben. Hier lässt sich Mena auch nicht lumpen, die Morde sind blutig und kompromisslos, der Todeskampf der Opfer teilweise richtig drastisch. Doch im Endeffekt spielen Graham und Martin nur die zweite Geige, denn die junge Allison steht im Mittelpunkt. Sie hat erst ein paar Probleme sich bei ihrem Onkel Jonathan zurecht zu finden und schließlich darf sie sich noch in William (Nolan Gerard Funk) verknallen, der es mit seinem an den Rollstuhl gefesselten Vater (John Savage) auch nicht leicht hat. So hat man zeitweise das Gefühl, "Bereavement" tritt auf der Stelle, besonders diese aufgesetzte Lovestory kostet viel Zeit.
So darf Graham zwischendurch mal ein junges Mädchen ermorden, Martin verhilft einem Opfer sogar mal zur Flucht, was zu einer kleinen Hetzjagd durch den verwinkelten Schlachthof führt. Etwas spannender wird es allerdings, wenn Allison in Gefangenschaft gerät und jeder der ihr zu Hilfe eilen will, von Graham ermordet wird. Gerade optisch weiß Menas zweite Regiearbeit durchaus zu überzeugen, der verfallene Schlachthof strahlt eine gewisse Bedrohung aus, Mena kreierte auch den zurückhaltenden Score und die Kamera fängt durch diverse Filter das altmodische Flair sehr gut ein. Trotzdem springt der Funke einfach nicht über, auch da der Großteil der Opfer den Zuschauer nicht die Bohne interessieren. Und trotz dem tragischen Verlust der Eltern kann man auch nur bedingt mit Allison sympathisieren.
Ein paar bekannte Gesichter konnte Mena trotzdem gewinnen, Michael Biehn (Navy Seals, Terminator) verkörpert Allisons Onkel, während John Savage (Virus C.I.A., Red Scorpion II) nur einen kurzen Auftritt hat. Brett Rickaby (Verflucht, Zodiac) als Psycho ist ganz solide, der junge Spencer List (Jack Ketchums Beutegier, Bringing Up Bobby) macht als Martin einen guten Job.
Mit "Bereavement" weiß Mena diese brisante Thematik nicht optimal umzusetzen. Stattdessen werden nur bekannte Versatzstücke des Horrorfilms kopiert, unter anderem auch fordergründige Bluttaten. Gerade auf die Charaktere wäre es hier angekommen, um die kümmert sich Mena recht ausgiebig, was auch für Längen sorgt, überspringen will der Funke trotzdem nicht. Optisch ist sein Werk gelungen, aber von der Laufzeit viel zu lang und selbst das böse Finale will nicht haften bleiben.