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Ruhig erzählte, essayistisch angehauchte Dokumentation über Issei Sagawa, einen Mörder und Kannibalen, der praktisch nie für seine Tat zur Rechenschaft gezogen, sondern zum Medienphänomen wurde. Auch hier bietet man Sagawa eine Bühne, auf der er sich in seiner selbst erzählten Biografie als melancholischer Außenseiter, morbider Intellektueller und tragischer Antiheld inszenieren kann. Er sinniert über Kindheit, Tat, Obsessionen und Selbstbild. Ausschnitte seiner Buchlesungen oder Psychologen-Kommentare sollen die Perspektive erweitern, tragen aber auch zur Mythologisierung seines Täterimages bei. Das ist pure Exploitation, deren prätentiöse Aufmachung nicht über pseudo-philosophische Banalität hinausgeht und dröge daherkommt. Sagawa besitzt dabei weder das nötige Charisma noch die intellektuelle Tiefe, um das grundsätzlich interessante Konzept zu tragen, sodass die beabsichtigte Provokation eher langweilt.