Die Jagd nach…
Die Indiana Jones Filme haben im Actionkino der 80er neue Maßstäbe gesetzt und den abenteuerlustigen Archäologen als möglichen Helden etabliert. Tomb Raider, die Fernsehserie Relic Hunter oder auch The Quest haben sich dieses Motiv zunutze gemacht – alles amerikanische Helden.
Eigentlich komisch, gibt es doch in Europa viel mehr Geschichte. Also kam RTL irgendwann auf die Idee, ein deutsches Team nach dem Schatz der Nibelungen su… äh, jagen zu lassen. Ein Trio um einen traumatisierten heldenhaften Abenteurer, ein intelligentes nerdiges Computergenie und eine leicht verstaubte Archäologin, die dann auftaut, stolpert also über Hinweise zum Verbleib des Schatzes, der hier mit dem Gründungsmythos Europas, Karl dem Großen, in Verbindung gebracht wird. Das Trauma des Haupthelden steht natürlich damit in Verbindung (seine Frau ist bei der Suche ums Leben gekommen, sodass er jetzt ein pubertierende Tochter am Hals hat). Die Jagd ist dabei recht bodenständig, bietet aber ein paar nette Rätsel und Schauwerte, ohne große Überraschungen, selbst die Identität des Bösewichts ist reichlich offensichtlich. Unterm Strich ist das gefällig, nicht mehr, aber auch nicht weniger, und war wohl erfolgreich genug für einen zweiten Teil, der das Highlight der Reihe ist. Man hat mal eben den Hauptdarsteller ausgetauscht (damit ist auch sein Trauma kein Thema mehr) und auch die Tochter umbesetzt, die jetzt nervig-divenhaft ihrem Papa unterhaltsam auf der Nase rumtanzt. Ziel der zweiten Jagd ist die Lanze, mit der Jesus am Kreuz getötet wurde (etwa 25 NACH Christus) und die deshalb Alexander den Großen (etwa 300 VOR Christus), Cäsar (etwa 50 VOR Christus - nein, das wird nicht erklärt) und Napoleon (etwa 1800 NACH Christus – immerhin) zum Sieg geführt hat. Sowohl den Figuren als auch dem Publikum sind solche Feinheiten aber recht schnell egal, weil sie sich in das absurde Tempo des Films einpassen, der sich in keiner Sekunde ernst nimmt und einfach eine absurde Action- oder Dialogsequenz an die nächste tackert und damit wunderbar über die Zeit kommt. Die Figuren sind in ihrer lässigen Trampeligkeit einfach sympathisch (der Bücherwurm aus dem ersten Teil ist zur Actionamazone mutiert) und die Handlung hangelt sich von einem plot point zum nächsten, ohne auch nur eine Sekunde drüber nachzudenken. Als Krönung darf Hollywoodstar Jürgen Prochnow den Bösewicht geben. „Gut“ ist das in keiner Sekunde, aber unterhaltsam und herzerwärmend albern.
Der dritte Teil fällt dagegen wieder ein wenig ab, es geht um das Bernsteinzimmer und eine unsterblich machende Heilpflanze, leider geht aber der naive Haudraufcharakter ein wenig verloren, ein unnötiger Amnesiesubplot wird aufgemacht, der Wahnsinn der Prämisse wird nicht mehr ganz so unbekümmert ausgereizt. Langeweile kommt dabei keine auf, aber es ist auch nicht so herrlich unterhaltsam, wie es der zweite Teil ist.
Die Reihe kann man sich anschauen, vor allem den zweiten Teil. Die Ausstattung ist okay, die Schauspieler machen das, was die Rollen von ihnen erfordern, die Drehbücher reißen keine Bäume aus, machen aber auch keine Zahnschmerzen.