Franz (Reiner Werner Fassbinder) und Bruno (Ulli Lommel) sind zwei Ganoven. Franz ist ein ruppiger, bulliger Lederjacken-Rocker. Bruno dagegen ein filigraner, eleganter, aber zutiefst schweigsamer Nobelgangster. Beide lernen sich zufällig kennen. Bruno zieht kurzerhand zu Frank nach München, der dort mit seiner Freundin Joanna, einer Prostituierten, zusammen wohnt. Eine Dreiecksbeziehung entsteht. Mit ihr gehen versteckte Eifersucht und Missgunst einher. Gemeinsam planen die Drei einen Bankraub…
LIEBE IST KÄLTER ALS DER TOD ist einer der ersten Filme von dem leider viel zu früh von uns gegangenen Regie-Genie Rainer Werner Fassbinder (* 31. Mai 1945, † 10. Juni 1982). In hypnotisch-tristen Schwarzweiß-Bilder und starren Kameraeinstellungen zeigt der Film die Gangster beim Verrichten ihren alltäglichen Banalitäten. Die Gangster beim Einkaufen, die Gangster beim Mittagessen, die Gangster hängen rum und sitzen stillschweigend die Zeit ab. Wo in RESERVOIR DOGS die Stille und Leere dieser Banalitäten mit lässigen Dialogen ausgefüllt wird, bleibt hier die Leere einfach erhalten. Als Zuschauer fühlt man sich dabei etwas aufs Kreuz gelegt, zumindest insofern man einen unterhaltenden Film erwartet hat. LIEBE IST KÄLTER ALS DER TOD erfüllt einem dieses Bedürfnis nach Unterhaltung jedoch nicht, versagt es einem geradezu. Er lässt den Zuschauer allein in der Stille und den bedrückend langen Gesprächspausen, die nur ab und an von Heimorgelgedudel und psychotisch-melodramatischem Geigengeflenne, einem an den Nerven zehrenden Engelsgeheul, zerrissen wird.
Gefühle und Emotionen finden keine oder nur versteckte Formen der Darstellung. In vielen Szenen kommt das Gezeigte einem gefilmten Stillleben nahe, bei dem man schon ganz genau hinsehen muss, ob sich da nun überhaupt etwas bewegt oder nicht. Eine ähnliche Ästhetik finden wir später in den ersten filmischen Erzeugnissen von Jim Jarmusch, Wong Kar-Wai und Takeshi Kitano.
Die Schauspieler bestehen aus der üblichen Fassbinder-Truppe. Peter Berling, Kurt Raab (DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE), Hanna Schygulla (KATZELMACHER), Irm Hermann (u.a. bekannt aus einigen Schlingensief-Werken) und Ulli Lommel, der 35 Jahre später seinen Ruf als schlechtester Regisseur aller Zeit mit DANIEL DER ZAUBERER dingfest machte.
Den Film umweht das Gefühl von Lässigkeit und Coolness. Er ist schwer wie ein alter Rotwein. Herb wie der Herbst. Melancholisch wie ein Hamburger Hafenmusiker. Und tatsächlich kalt und unerbittlich wie der Tod. Diesen Effekt mit kaum vorhandenem Budget zu erzielen, zeugt von Größe.
Fazit:
Ein Klassiker des Independent-Kinos. Ziemlich genial. Muss man aber in der Stimmung dafür sein.