"White Heat" war in Japan selber äusserst erfolgreich. Es handelt sich um einen Actionfilm mit abgeschauter Idee, allerdings geschickt und damit auch recht eigenständig verarbeitet. Der Film kann die amerikanischen Vorlagen ( "Die hard" oder "Under Siege" ) nicht leugnen, bekommt aber durch seinen Schauplatz und die Gestaltung des Helden eine gewisse Eigenständigkeit.
Japan bezieht einen bedeutenden Teil seines Stroms aus Staudämmen. Riesige Anlagen inmitten von Gebirgsketten gelegen, sichern die Stromversorgung der umliegenden Städte. In den Wintermonaten kann es durch die extreme Witterung gar zum Abschneiden von der Aussenwelt kommen. Somit könnten diese Anlagen ein mögliches Druckmittel für eine Erpressung der Regierung sein. Man müsste es schaffen, dort die Kontrolle zu übernehmen, die Zufahrt möglichst komplett abzuschneiden und somit die Stromzufuhr zu kontrollieren. Dieses Szenario wird im Film zur Realität.
Der Dammarbeiter Togashi ( gespielt von Yuji Oda ) arbeitet mit seinem Freund Yoshioka an einem solchen Staudamm. Die beiden sind eng befreundet und Yoshioka steht kurz vor seiner Hochzeit mit Chiaki ( gespielt von Nanako Matsushima ). Bei einem freiwilligen Rettungsversuch der beiden Freunde von vom Wetter überraschten Bergsteigern in den umliegenden Bergen, kommt es zu einer dramatischen Situation. Togashi muss Yoshioka zurücklassen und Hilfe holen, allerdings kommt diese Hilfe für Yoshioka zu spät und er erfriert. Mit Schuldgefühlen sich selber und auch Chiaka gegenüber muss Togashi nun weiterleben. Genau in dieser Situation wird "sein" Damm nun von Terroristen besetzt, kompromisslos verschaffen sie sich Zutritt zum Kontrollzentrum ; Togashi aber übersehen sie. Der einfache Dammarbeiter Togashi ist nun die letzte Hoffnung seiner Kollegen. Zu allem Überfluss gerät aber auch Chiaka in die Hände der Terroristen. Die Ein-Mann-Rettungsaktion kann beginnen.
Der Plot ist nun wirklich nicht neu, wohl aber die Umgebung und die herrlichen Landschaftsaufnahmen die sich daraus ergeben. Es gelingen dem Regisseur Setsurou Wakamatsu einige imposante Einstellungen. Daneben ist unser Held eigentlich ein Antiheld. Man hat von Beginn an den Eindruck, dass er diese Situation weder gesucht hat noch sich in ihr wohlfühlt. Also spielt Togashi nicht den coolen und unverwüstlichen Überhelden, er spielt vielmehr den vollkommen überforderten aber dennoch aussichtslos herausgeforderten Normalo. Nur widerwillig stellt sich Togashi der Herausforderung und meistert sie mit viel Glück, Geschick und vor allem mit Herz.
Togashi hat noch nie mit einer Waffe umgehen müssen, also erschreckt er selber beim ersten Gebrauch. Togashi mordet auch nicht lustvoll, sondern eher mit einer Mischung aus Notwehr und Ausweglosigkeit. Unser Held vermittelt uns somit bis zum Schluss ein Identifikationsproblem mit seiner Heldenfunktion. Es erscheint etwas paradox, doch genau aus diesem Grund kann man sich mit ihm identifizieren. Seine Figur ist absolut glaubwürdig gespielt.
Leider hat Nanako Matsushima nur eine recht kleine Rolle, etwas mehr Frauenpower hätte dem Film vielleicht noch besser getan. Die Terroristen sind kompromisslos und versuchen die Forderungen mit blanker Gewalt durchzusetzen. In einigen Einstellungen sieht man dem Film sein hohes Budget durchaus an, dennoch kommt er über eine solide und gekonnte Durchschnittsunterhaltung nicht hinaus.
"White Heat" ist mit Sicherheit kein typisch japanischer Film, die Gewalt selber hält sich in deutlichen Grenzen und auch die Gewaltdarstellung ist nicht typisch japanisch.
Wer also einen westlich beeinflussten Japan-Actionfilm sehen will, der kann bedenkenlos zugreifen.
Wegen der herrlichen Landschaftsbilder und der glaubwürdigen Heldenzeichnung etwas besser als Durchschnitt... somit 6 Punkte.