Marni (Bell) nimmt sich ein paar Tage frei und fährt in die Heimat. Es steht die Hochzeit ihres großen Bruders an und die Familie ist voller Eifer. Auch Marni hat ein paar Neuigkeiten, da sie in ihrem Job einen Karrieresprung hinlegt. Doch verfallen all diese positiven Nachrichten zu einem Nichts, als Marni erfährt, wer die Zukünftige ihres Bruders ist. Es ist die junge Frau, die Marnis Leben einige Jahre zuvor in der Highschool zur Hölle machte. Joanna (Yustman) war der Teufel in Person und Marni das hässliche Entlein, dass ständig gemobbt wurde. Nun ist Marni jedoch zu einer erfolgreichen Frau herangereift und sieht sich einer verfahrenen Situation ausgesetzt. Zwar freut sie sich für ihren Bruder, kann allerdings nicht zulassen, dass gerade er ihre Peinigerin heiratet.
Marni findet ein entfremdetes Zuhause vor, in dem Joanna der gesamten Familie völlig den Kopf verdreht hat. Selbst Marnis Hund erkennt sein Frauchen nicht auf Anhieb. Und als sich dann noch Joannas Tante Ramona (Weaver) als Gast ankündigt, ist der Stress perfekt, denn Mona und Marnis Mutter Gail (Curtis) sind sich aufgrund lange zurückliegender Geschehnisse ebenso nicht grün.
Trauzeuge
Die Konzeption ist recht schnell einsehbar. Marni hat Kenntnisse über die Vergangenheit, die sie unbedingt an ihre Eltern und insbesondere an ihren Bruder herantragen will. Keiner will so recht zuhören, weil sie vor Glück besoffen sind. Und so treibt sie es gegen Ende zu weit, nur um sich letztlich mit ihrer Peinigerin wieder zu vertragen und den Tag zu retten.
Der Film ist einer Entwicklung begriffen, die zur Läuterung von Joanna beiträgt. Was Marni betrifft, so hat sie sie sich seit ihrem gemobbten Highschool-Ich zu einem Schwan entwickelt, der erfolgreich durchs Leben geht. Und kaum trifft sie wieder auf Joanna, schon führen ihre Bemühungen zu Konsequenzen, die sie wieder augenscheinlich zu ihrem alten Highschool-Ich werden lassen. Es ist insgesamt sehr spaßig, wie Marni sich durch die Erzählung manövriert. Parallel dazu gilt das gleiche für Ramona und Gail, die ihre Rivalitäten durchblicken lassen. Sie alle kehren auf unbewusste Art die alten Konflikte wieder hervor, zeitgleich mit ihren abgelegten Persönlichkeiten. Sie alle haben in ihrem Leben, nach der Zeit mit den verhassten Gegenstücken, etwas erreicht. Doch das genügt in der direkten Konkurrenz anscheinend nicht mehr. Die Geschichte verlangt allen ab, einen weiteren Schritt aufeinander zu zu gehen, bevor die Animositäten begraben werden können.
We are the champions
Andy Fickman, der mit Kristen Bell schon den brillanten „Reefer Madness“ inszenierte, hat sich als Disney-Hausregisseur etabliert und ist handwerklich sicherlich ein guter Regisseur. So liefert „You Again“ seine Drehungen und Wendungen getreu dem recht netten Script, ohne aber so richtig Spaß zu machen. Freilich sind die Szenen, in denen Marni die Entfremdung ihrer Familie zu spüren bekommt und ihre Rückentwicklung bitter und generell ist der Humor recht böse, insgesamt jedoch wirkt das gesamte Machwerk glatt gebügelt. Was man dem Film nicht so recht verzeiht ist zum Beispiel die Darstellung von Joanna durch Odette Yustman. Sie wird zu einem schluchzenden Trauerkloß verklärt, der kaum einen geraden Satz rausbekommt und ihr wird die strenge, aber ungeschickte Bell gegenübergesetzt. Man weiß nicht, für wen die Sympathien nun gedacht sein sollen. Zwar erfolgt damit eine interessante Verkehrung der Rollen aus dem jugendlichen Alter, aber es ist nervig in der Darstellung. Denn wer möchte schon Sympathien für die Peinigerin entwickeln? Wenn es aber das schlimmste ist, seiner Feindin eine Schüssel voll mit Rest-Suppe überzugießen, dann ist das hier genau richtig für einen Disney-Film. Und am Ende haben sich alle lieb, feiern, jauchzen und umarmen sich.
Die Prämisse ist für diese Komödie durchaus annehmbar. Rein psychologisch betrachtet, ist es jedoch problematisch, eine Komödie auf dem Rücken von gemobbten Menschen zu machen. Denn die Gemobbten werden üblicherweise selten erfolgreich im Leben, geschweige denn PR-Berater, sondern führen meist, je nach Intensität, ein freudloses Leben. Der Film erzählt hier von einer idealisierten Welt, in der das belastende Schulleben gar nicht so schlimm ist und jeder sich mausern kann, wenn er nur will. Der Beigeschmack von Disney-Schmarrn der Marke „Highschool Musical“ ist nicht von der Hand zu weisen, wenn die Welt kunterbunt erscheint und Sorgen ganz schnell verfliegen, so lange man an einem Strang zieht.
Was vom Homecoming-Day übrig blieb
Gerade die Szenen der Entfremdung und die Rückentwicklung von Marni bergen einen bösen und sehr guten Humor. Diese Szenen machen eigentlich am meisten Spaß. Das gleiche gilt für die Szenen, in denen die Rivalitäten zwischen den beiden Frauen eine Generation weiter durchgespielt werden. Einen besonderen Part spielt die Oma von Marni, Bunny (White), die mit unschuldiger Mine und anzüglichen Witzen einen frischen Wind in die angespannten Situationen weht.
Eine spannende Prämisse macht noch keinen Kracher, aber zumindest ergibt es eine nette Komödie. Es ist schon klar, dass die sehr prominent angelegte Besetzung die Geschichte sauber auf den Screen transportiert. Eigentlich wissen alle Darsteller durch die Bank zu gefallen. Auch Kristen Bell spielt ihre recht facettenreiche Figur mit Bravour und besticht als Führungscharakter in einem für das gesamte Ensemble angelegten Film. Nachdem sie in „Forgetting Sarah Marshall“ und in dem Ehetherapie-Film „Couples Retreat“ jeweils Gruppenkurse über sich ergehen ließ, ist der Tanzkurs hier jedoch eine Ecke zu viel des Guten. Bell ist eine formidable Komödiantin, keine Frage, aber für ihr Format sind Filme wie diese nicht das Passende. Wenn man sie einmal in einer Rolle im dramatischen Bereich gesehen hat, weiß man, dass sie die ernsthaften Charaktere weit besser verkörpert.
Kann man sich anschauen. Der Film ist im Gesamtergebnis allerdings etwas schlechter, als die Summe einiger seiner guten Teile.