Randall Wallace den man zuletzt von WIR WAREN HELDEN mit Mel Gibson kennt hat hier in Zusammenarbeit mit Disney ein sehr konservatives, aber gutes Drama alter Schule vorgelegt. Der Pferderennen Teil ist zwar vermeintlicher Kern der Story, tritt aber nicht so in den Vordergrund wie man es von dem Titel vermuten könnte. Das Pferd mit dem seltsamen Namen "Secretariat" gab es wirklich und es hatte und hat noch heute nach ca. 40 Jahren eine Reihe von Rekorden inne.
Chenery (Diane Lane) ist nach dem Tod Ihrer Mutter Ende der 60er Jahre neben Ihrer Rolle als vierfache Mutter einer Familie mit anstrengenden Kindern und dementem Vater nun auch noch als Businessfrau gefragt um den Stall am Leben zur erhalten und erfolgreich zu sein.
Zunächst feuert sie unter viel Riskio den alten Trainer und sucht einen risikoreichen Jockey aus. Mit Glück und Gefühl setzt sie auf das richtige Pferd welches mit dem richtigen Trainer Lucien (John Malkovich) zum oben genannten Superstar wird und auch sie blüht trotz der Mehrfachbelastung und diverse Rückschlägen auf und geniest den Erfolg.
Diane Lane spielt diese Erfolgsstory schon fast zu souverän und märchenhaft verspielt denn anfangs gelingt ihr fast alles und sie trifft fast nur einsame aber perfekte Entscheidungen. Sie braucht zum Beispiel nur dem kranken Pferd zuzureden und schon ist die Krise überwunden und er gewinnt wieder klar das nächste Rennen. Ihre Vorzeigefamilie mit Mann der Anwalt ist und den gebildeten und höflichen Kindern tritt dabei weitgehend in den Hintergrund.
Der Film vermeidet allzu banalen Disney Kitsch und setzt auf ein auch für Jugendliche und Kinder ohne Altersbeschränkung geeignetes Pferdedrama mit unterschwelligem Märchencharakter. Disney-mässig ist nur die Musik die in den entsprechenden Szenen doch sehr dramatisch-schwülstig und überemotionalisiert-getragen darherkommt.
Im Mittelpunkt steht dabei gesellschaftlich die gebildete amerikanische Familie mit vornehmlich konservativen Werten und Zielen. Die Handlung ist mehr mit dem Zurechtkommen von Chenery mit der Situation und dem damit verbundenen Geschäft- und der Erfolgsstory beschäftigt als mit dem Renngeschehen selbst was in keiner Weise dem Film schadet.
Für puristische Pferdefilm- und -sportfans die die Hintergründe und den Sport selbst in allen Details erleben wollen ist der Film deswegen nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Die Rennen werden bis auf das Grande Finale gerade so lange am Start und Ende gezeigt wie es für die Handlung notwendig ist. Dies geschieht aber in wundervoll kräftigen und dynamischen Aufnahmen dieses schnellen Sports aus allen Winkeln.
Davon abgesehen gibt es leider kaum ruhige Aufnahmen und Kamerafahrten ausserhalb des Rennplatzes über diese so sensiblen und prachtvollen Tiere. So baut die Hauptdarstellerin nicht wirklich eine zum Zuschauer transportierte emotionale und nachhaltige Beziehung zu den Pferden auf, sondern spricht diese meist nur kurz vor oder nach den Rennen - einem menschlichen Dialog gleich - an.
Das ganze gipfelt natürlich in den "Final Race" mit dem ultimativen Herausforderer und wer Disney kennt kann sich denken wie das Finale ausgeht und wer triumphiert. Dies wird noch mit schöner gospelartiger emotional getragener Musik und starken Zeitlupenaufnahmen in perfekter Form zu Ende geführt.
Trotz dieser primär einfach strukturierten Story unterhält der Film in leicht-beschwingter guter altmodischer Art. Hervorzuheben ist John Malkowich als skuriler Trainer der in seiner leider überschaubaren Rolle dem sonst ansonsten sehr konservativen Film immerhin noch eine aufgelockerte und subtil-ironische Note verpasst. Sehr ausgefallen und eigenwillig ist seine Kleidung, mal in Pink und Karos, mal grün mit rotem Hemd und mit orangener Bono-Brille.
Sicherlich sind manche Dialoge wirklich sehr einfach gestrickt und über allem hängen banale moralische Themen wie "Du sollst nie aufgeben" oder auch "Leistung lohnt sich" und die Pferderennen selbst stellen leider mehr eine Projektionsfläche wertkonservativer Herrenmenschen für ihre vermeintlich überlegene Position in der Gesellschaft dar.
So geht es natürlich insbesondere um Geld dabei und um besonders gut und erfolgreich auf den begleitenden Galaabenden auszusehen und den Kindern die bestmögliche Ausbildung zu finanzieren. Es geht aus einer Metaebene betrachtet weniger um das Pferd und seine Natur an sich, sondern um das Geschäft drumherum und dass sich die Besitzer im Schatten dessen Wildheit sonnen um so von dessen Eigenschaften ob der eigenen Durchschnittlichkeit zu partizipieren.
Wenn man aber fähig ist zu abstrahieren und wer mal so richtig übersättigt ist von Zukunftsstories, Comichelden, kruden Geschichten, Skandalen, Arthouse Kino, Blutschlachten und CGI-Effekten und auch traditionelle Dramas noch mag, der ist mit SECRETARIAT in hochwertiger und auch zeitlich authentischer Ausstattung bestens bedient. Die Ausstattung der Blu-ray/DVD ist die übliche und Bild und Ton sehr gut. Bei den Pferderennen selbst wird der Ton zwar schön dramatisch aber auch so laut, dass man leider die Lautstärke etwas runter regeln muss.
6/10 Punkte (unter Bezug auf altmodisch-solide Unterhaltung im positiven Sinne)