Der Versicherungsmakler Barry (Gary Frank) wird als Strafarbeit zu einer alten Dame geschickt, die eine horrende Versicherungspolice abschließen will – und in einem riesigen Wohnblock im Ghetto der Stadt lebt. Als er auf dem Weg zu ihr Streit mit einem jugendlichen Gangmitglied anfängt, eskaliert die Situation sehr schnell: Die Vampires, die brutale Gang, die den Wohnblock regiert, wollen ihm schmerzhaft klarmachen, dass er hier nichts verloren hat. Die Gegenwehr endet drastisch – und plötzlich findet er sich mitten in einem Kampf auf Leben und Tod wieder.
Das Action-B-Picture „Terror Night“ ist ein typischer urbaner Dystopie-Reißer der 80er, der mit einigen interessanten Aspekten bei Laune halten kann. So bietet die formale Inszenierung beste 80er-Nostalgie – ein flotter Score aus Hip-Hop, R'n'B und Rock, blau eingefärbte Bilder der nächtlichen Stadt, dreckige Settings, die das Ghetto als schmutzigen und gefährlichen Platz zeigen, und eine geradlinig erzählte, auf das Nötigste reduzierte Story bieten dem geneigten Genre-Fan durchgehend gute Unterhaltung. Hinzukommt hier eine starke subversive Note, die damals wie heute aktuelle gesellschaftliche Problemfelder thematisiert: Am Beispiel des verwahrlosten Ghettos wird der systemische Rassismus der amerikanischen Gesellschaft vor Augen geführt. Zwar scheint die Grundkonstellation auf den ersten Blick etwas eindimensional – der weiße Makler, der von brutalen Schwarzen bedroht wird – doch werden im Verlauf des Films immer wieder kritische Untertöne eingestreut: So wird mehrmals betont, dass die Polizei zu diesem Block nicht kommt, selbst wenn man sie ruft; eine junge Schwarze, die es zum nächsten Polizeirevier schafft, wird in ihrer Panik von den weißen Cops direkt als Gefahr betrachtet und selbst verhaftet; und der Anführer der Vampires (charismatisch verkörpert vom späteren Candyman Tony Todd) gibt in einer Ansprache an seine Bande einige Gründe dafür, warum für sie das Gesetz des Stärkeren das Einzige ist, was noch etwas zählt – die gesellschaftlich Ausgestoßenen schaffen sich ihre eigene Gesellschaft, in der sie die grausamen Regeln vorgeben. Ganz nebenbei zeigt „Terror Night“ einige durchaus vielschichtige Gründe für die Gewalt in schwarzen Ghettos auf und arbeitet so auf höchst subversive Weise gegen rassistische Klischees an.
Das ist ein wirklich spannendes Element in einem ansonsten zugegebenermaßen eher oberflächlichen Film. Ganz rund wird hier beileibe nicht alles: So macht die überhebliche und naive Art, mit der der weiße Barry sich am Anfang ins Ghetto begibt, ihn nicht gerade zum uneingeschränkten Sympathieträger. Und die beiläufige Art, wie mehrere zentrale Figuren urplötzlich und ohne zwingende Gründe eingeführt werden, wirkt dramaturgisch arg platt, ebenso wie einige sich wiederholende Sequenzen von Verfolgungen durch menschenleere Gänge und Belagerungen der Gang vor Wohnungstüren. Auch bleiben die Figuren klischeehaft und äußerst grob geschnitzt – bis hin zum grotesken Abziehbild eines traumatisierten, psychisch labilen Vietnamkriegsveteranen – und das Finale kommt dann leider deutlich zu unspektakulär daher. Das alles sind typische Schwächen eines günstig und schnell produzierten Action-Reißers – aber damit im Grunde genau das, was Fans durchaus vergnüglich finden können.
Und es bleibt dabei: Tony Todd rockt seine Rolle hervorragend und macht den Vampires-Anführer zum starken Antagonisten. Einige skurrile Storywendungen sorgen immer wieder für Unterhaltung und Humor – etwa wenn die Flüchtenden in bester Bruce-Willis-Manier an einem Seil durch ein Fenster brechen und den erschrockenen Kindern drinnen Geld geben, damit sie keine Angst haben – und das Setting des heruntergekommenen, verwinkelten Hochhauses sorgt nicht nur für eine tolle, dreckige Ästhetik, sondern auch für eine konstante Grundspannung, die trotz einiger kurzer Durchhänger bei Laune hält. Damit erweist sich „Terror Night“ als spannender, unterhaltsamer und ganz nebenbei subtil gesellschaftskritischer Reißer, der vor allem, aber nicht nur Genre-Fans gefallen dürfte.