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„Mr. Nice“, der neue Streifen von Regisseur Bernard Rose beruht auf der gleichnamigen Autobiographie von Dennis Howard Marks, der in den 1970er und 80er Jahren einer der größten Drogenhändler der Welt war.

Marks (Rhys Ifans) wächst in der walisischen Provinz auf und kommt in den 70er Jahren ans College in Oxford. Dort macht er schnell Bekanntschaft mit Haschisch und Marihuana. Als reiner Konsument genießt er das Leben mit Sex, Drugs und Rock`n Roll bis ihn schließlich mehr durch Zufall eine Gefälligkeit zum Dealer macht.

Innerhalb kürzester Zeit knüpft er nun Verbindungen nach Pakistan um von dort seine Ware zu beziehen. Das Problem mit dem Transport nach Europa löst Marks dadurch, dass er Kontakt mit dem durchgeknallten IRA-Kämpfer Jim McCann (David Thewlis) aufnimmt, dessen Gefolgsleute am Flughafen dafür sorgen, dass der Schmuggel nicht auffliegt.

Während Marks weiter expandiert tritt ein alter Freund an ihn heran, der für den britischen Geheimdienst MI-6 arbeitet und ihn bittet die IRA über McCann auszuspionieren. Marks denkt zwar nicht im Traum daran, diese Verbindung wird aber noch sehr wertvoll für ihn werden, denn schon bald steht er unter Verdacht der Polizei und später auch der CIA...

Bringt man das Wort „Nice“ mit einer Drogenthematik in Verbindung, dann kann man im rechtsstaatlich korrekten Sinne kaum einen vernünftigen Zusammenhang herstellen. Genau diese Problematik spiegelt sich auch im Film wieder.

Marks Drogenhandel wird hier geradezu verharmlost, beinahe als Kavaliersdelikt oder auch als Spiel gegen die Polizei dargestellt. Mag ja auch sein, Marks hat dies seinerzeit so gesehen und empfunden, trotzdem treten speziell gegen Ende des Films dann immer mehr die etwas ernsteren Dinge in Form von Konsequenzen in den Vordergrund.

Das Problem ist hier aber, dass uns der Film über fast 90 Minuten das ausgelassene und lockere Leben eines Dealers vorgaukelt um dann urplötzlich eine leicht dramatische Kurve in Richtung Familienvater im Knast zu nehmen. Das passt dann weder proportional zur vergangenen Spielzeit noch zum bisherigen Verlauf der Handlung und man darf sich schon fragen, was Regisseur Rose eigentlich drehen wollte. Eine Drogen-Komödie, ein Drama oder einen dezenten filmischen Aufruf zur Legalisierung weicher Drogen?

Für die reine Komödie ist der Streifen nicht wirklich lustig genug, für ein Drama zu wenig dramatisch und als Aufruf Hasch und Gras zu legalisieren nicht klar genug...

Dabei ist der Film an sich absolut unterhaltsam, in einigen wenigen Szenen, meistens diejenigen mit McCann, sogar wirklich witzig aber letztlich total ziellos inszeniert oder auch konzipiert.

Für die Regie- bzw. drehbuchbedingte Unentschlossenheit können die Darsteller nichts, daher ist es auch eine wahre Freude Rhys Ifans und David Thewlis bei der Arbeit zuzusehen. Ifans, der manchem Zuschauer noch als Spike aus „Notting Hill“ in Erinnerung sein könnte, mimt den einerseits naiven und doch bauernschlauen Marks wirklich gut und glaubhaft. Die Show stiehlt ihm hier aber klar Thewlis, als katholischer IRA-Terrorist, der auf Pornos steht, keinerlei ernsthafte Probleme mit dem Drogenhandel zu haben scheint und insgesamt mal ein positives Beispiel für das sogenannte Overacting abliefert.

Um es mit dem Titel des Films etwas genauer zu nehmen, greife ich einfach mal das Wort „Nice“, also „nett“ auf. Nett war ich vor Jahren auch für eine Frau, die ich angehimmelt habe. Ihre damalige Aussage ich sei zwar nett, aber... trifft leider auch auf „Mr. Nice“ zu. Der Film fällt weder unangenehm auf, noch verbreitet er eine nachhaltige Wirkung über den bloßen Augenblick hinaus.

Fazit: „Mr. Nice“ ist passabel unterhaltsam, aber auch nicht mehr. Insgesamt ist der Film etwas zu lang geraten, bietet dafür aber gute schauspielerische Leistungen von Rhys Ifans und David Thewlis. Für meine Begriffe ok , aber ohne besonderen Erinnerungswert!

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