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Der frischgebackene Versicherungsvertreter Tang Wai [ Ho Chung Tao ] ist froh über seinen neuen Job, allerdings klappt es nicht so wirklich mit den Abschlüssen. Erst sein Ausbilder Mr. Lee kann ihm einen Auftrag zuschanzen; Tang Wai versichert den Filmstar Chen Long [ Sze Ma Lung ] auf über 2 Millionen. Dadurch bekommt er auch eine Festanstellung über ein halbes Jahr zugesagt, die Prämie streicht allerdings Mr.Lee ein, der ansonsten auch mit linken Touren arbeitet: Er hat heimlich einen Deal mit dem pleitegefährdeten Filmproduzenten Sam Wise [ Wei Ping Ao ] abgeschlossen, der seinen auf dem absteigenden Ast befindlichen Hauptdarsteller durch einen Unfall beseitigen und mit dem ausgezahlten Geld die laufenden Kosten decken will. Als dieser sich auch tatsächlich den Rücken verstaucht, wird Tang Wai zusammen mit seinem Freund John [ John Ladalski ] zur Kontrolle an den Filmset geschickt.

Die zweite und letzte Regiearbeit von Ho Chung Tao nach Mit den Fäusten von Bruce Lee ist ein abgesehen vom deutschen Titel eigenständiger Film ohne Bruce Lee Zutaten oder Hommagen; auch mimisch wird keinerlei Brücke zum verstorbenen Recken geschlagen. Einzig John blättert einmal in einem Heftchen namens Bruce Lee - The Immortal Dragon; lustigerweise wurden zwei dreiviertelstündige Dokumentationen über das Leben des Kampfsportlers und Schauspielers Bruce Lee mit Interviews und reichlich Filmausschnitten später unter diesem Titel veröffentlicht.
Auch ansonsten trifft der Film häufiger gute Anspielungen auf die Beziehung Film und Realität und lässt sich mit etwas Interpretationen und Naivität ganz gut als Darstellung des Filmemachens an sich sowie als Einblick über die Produktionsweise von HK Action lesen. Hierbei ist die Filmwelt ein wahres Haifischbecken, dass keinen Wert auf Kunst, sondern rein auf finanzielle Werte legt; das konstruierte Spiel lässt Fiktion und Wirklichkeit ineinander zerfliessen und dokumentiert so eine Krise bei den Filmemachern, die mit wenig Geld, abgenutzten Ideen und ohne Neuerungen aufwarten und sich wundern, dass sie keine Zuschauer mehr anlocken.

Regisseur, Autor und Produzent Sam Wise versucht sich gleichzeitig an den Subgenres der Jackie Chan Kung Fu Klamotten [ samt Sam Seed Nachahmer aus den Drunken Master Streifen ], dem modern day Cop Actioner sowie den Shaw Brothers Flicks, arbeitet allerdings nur mit einer Kamera und ohne Inspirationen und Können. Als Folge dessen muss er sich von Unbeteiligten „Wenn Sie kein Geld haben, dürfen Sie keinen Film drehen“ und „Überlassen Sie die Kung Fu Filme jemanden, der sich damit auskennt“ sagen lassen; ausserdem bekommt er Druck von – ausgerechnet! – europäischen Verleihern, denen die Action zu hausbacken ist. Sowieso scheint hierbei die gesamte Produktion nur auf Actionszenen angelegt und deswegen nur von einem einzigen Stuntman abhängig zu sein; ein Job, den Tang Wai dann für den Hauptdarsteller übernimmt, der sich nichts mehr traut [ AT: Chinese Stuntman ].

Dabei fangen allerdings die Scherereien erst an; der Plot mit dem Versicherungsbetrug wird ebenso wie die Figur Mr. Lee für lange Zeit fallengelassen und verläuft ins Leere. Der frühere Kampfsportler Tang Wai hat sich zwar darüber informiert, dass beim Film im Unterschied zur Realität nicht wirklich zugetreten wird, bewegt sich ansonsten allerdings viel zu schnell für die Kamera; zudem ist die restliche Crew überhaupt nicht gut auf ihn zu sprechen, tauscht heimlich Stuntmaterialen aus oder schmuggelt Metallstifte in die Gummimatten etc.
Der Grund dafür wird nie ausreichend geklärt; sowieso stimmt die Kontinuität weder von dem gefilmten Ergebnis noch von dem realen Endprodukt, der fiktive Regisseur Sam Wise scheint eine ähnliche Arbeitsweise zu haben wie Ho Chung Tao selber. Was kein gutes Zeichen ist, da Wise öfters mal beim Dreh am Schlafen gezeigt wird.
Die Selbstreflexion scheint soweit zu gehen, dass der ständige Heckmeck am Set – Chen Long fürchtet auch um seine Stellung und geht ebenso gegen seinen Stuntman vor – sich ebenfalls in die Wirklichkeit verlagert. Auch dort gab es Zoff, in welche Richtung der Film gehen soll und Rollen wurden umgeschrieben. Was man dem Endergebnis prompt hier wie dort ansieht, wobei die Frage ist, ob wie bei Der lange Tod des Stuntman Cameron die Kunst das Leben imitiert oder umgekehrt ?

Abgesehen von den – absichtlichen ? - genreparodistischen Zügen [ der Vorspann wird durch ein Telefonat abgeschnitten ] weist der Film seine Schwächen vor allem dahingehend auf, dass die Motivationen sämtlicher Beteiligter nicht wirklich ersichtlich sind und der Dramaturgie damit kein fester Unterbau verschafft wird. Die ersten Attacken sind alle sporadisch und grundlos; weil die Nase nicht gefällt wahrscheinlich. Auch die Figuren haben daran zu leiden, besonders Dan Inosanto als herbeigerufener Action Director sitzt die meiste Zeit nur auf dem Stuhl rum, um sich dann plötzlich als Oberkiller zu entpuppen.
Sobald das geschehen ist, schlägt der Film auch ganz andere Töne an; die letzten drei Fights sind doch tatsächlich mal etwas ruppiger und dadurch auch sofort besser gestaltet, wobei sich fleissig und rabiat durch das möblierte und menschliche Inventar geprügelt wird; die FSK 18 Einstufung ist trotzdem nicht legitim.

Wer sich davon anlocken lässt, bekommt zumindest Action rund um die Uhr mit für das Genre ganz ansprechender Story geboten; den Meisten wird es trotzdem eh zu billig sein, was dann auch wieder verständlich ist.

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