Mark L. Lester ist bekanntermaßen Fachmann für blutige B-Action, weshalb seine Thrillerversuche immer mäßig bis mittelmäßig ausfallen – und da bildet „Betrayal“ keine Ausnahme.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Profikillerin Jayne Ferré (Julie Du Page), die im Auftrag vornehmlich männliche Opfer killt. Die kann man nämlich vorher verführen, damit auch ja die niederen Instinkte beim Zuschauer angesprochen werden. Ein paar Leichen nach Filmbeginn hat Jayne einen Geldkoffer in der Hand, den sie eigentlich nach Eliminierung des Vorbesitzers ihrem Chef zurückbringen soll – doch sie türmt lieber mit dem Geld (große Überraschung, was?).
Derweil hat Emily Shaw (Erika Eleniak) Probleme mit dem 16jährigen Sohnemann Kerry (Jeremy Lelliott) und den Finanzen, denn die Knete ist seit der Scheidung knapp geworden. Der findige Filius will die Knete als Drogenkurier verdienen, doch wird prompt überfallen und ist nun nicht bloß kriminell, sondern hat auch noch den wütenden Chefdealer am Hals. Wer’s glaubt, wird selig, aber immerhin hat der Film nun einen Grund die beiden auf die Straße Richtung Großmuttern zu schicken.
Am Bahnhof treffen die beiden auf Jayne, die merkt, dass sie den Zug nicht nehmen kann, die Mafia den Bahnhof überwacht. Als Jayne mitbekommt, dass die disfunktionale Kleinfamilie ihre Tickets nicht latzen kann und deshalb das Auto nehmen will, bietet sie sich als zahlende Mitfahrerin an. Sie wird mitgenommen, denn die beiden wissen nicht, welche gefährliche Fracht sie sich da an Bord geholt haben…
„Betrayal“ entpuppt sich als teilweise ziemlich lahmer Krimi, dem es vor allen an Mark L. Lesters Markenzeichen mangelt: Action. Ein paar Schießereien und ein wenig Blechschaden, das war’s. Immerhin sind die Actionszenen ordentlich inszeniert worden, aber das erwartet man bei dem Namen des Regisseurs auch – obwohl die Shoot-Outs weniger blutig als sonst ausfallen, aber das sollte man dem Mann ja nicht ankreiden.
Ankreiden kann man Lester allerdings die Tatsache, dass er ausgerechnet Antischauspielerin Erika Eleniak eine der Hauptrollen gegeben hat. In Nebenrollen ist die Frau ja erträglich, aber als allein erziehende Mutter mit Dauergenörgel und andauernden Heulkrämpfen geht sie hier nur wahnsinnig auf die Nerven. Jeremy Lelliott ist ebenso schlecht, während Julie Du Page etwas besser daherkommt, aber auch eine ziemlich maue Leistung abgibt. Immerhin die Nebendarsteller wie James Remar, Louis Mandylor und Damian Chapa legen sich ordentlich ins Zeug, aber die meiste Screentime gehört leider den drei Hauptrollen-Versagern.
Dementsprechend dröge kommt dann auch die erste Hälfte daher, in der sich der Film auf die Odyssee der drei konzentriert und die Kleinfamilie noch nicht ahnt, dass ihre Mitfahrerin gefährlich ist – obwohl diese Flucht wie ein Bergarbeiter und teilweise zum Berserker werden kann. Um die Blödheit und Peinlichkeit noch zu erhöhen, baggert sie dann auch Sohnemann ständig an, was Mutti noch weiter auf die Palme bringt – aber die Traute, die unverschämte Fremde auf die Straße zu setzen hat sie nicht. Mit einem besseren Drehbuch und besseren Darstellern hätte man die Sache natürlich spannend aufziehen können (siehe z.B. „Kalifornia“), aber „Betrayal“ langweilt hier mehr.
Dabei zeigt die zweite Hälfte des Films, dass hier durchaus Potential da war, denn hier zieht sich die Schlinge zusammen und die Parteien (Polizei, Mafia usw.) beginnen einander in die Quere zu kommen. Es wird betrogen, hintergangen und einander aus dem Wege geschafft und bei einigen Charakteren wie z.B. Alex Tyler (James Remar) bleibt es wirklich bis zum Ende spannend, auf wessen Seite sie stehen. Leider bügelt die deutlich spannendere zweite Hälfte die vorangegangenen Minuten nicht wirklich aus.
Daher bleibt „Betrayal“ trotz Inszenierung durch Mark L. Lester und einer recht gelungenen zweiten Hälfte nur unterer Durchschnitt, was an den schlechten Hauptdarstellern, dem Actionmangel und der lahmen ersten Hälfte liegt.