"The Factory" - abgedreht 2011, wurde der Serienkiller-Thriller erst im letzten Quartal 2013 in unserem Land veröffentlicht. Die Fragen nach dem "Warum?" trotz der Leinwandpräsenz von Everybody´s Darling John Cusack, überrascht nach dem Ansehen eigentlich nicht mehr so sehr.
Cop Mike (Johnny Boy) jagt mit seiner Kollegin Kelsey (Jennifer Carpenter) seit Jahren einem Serienmörder hinterher, der vorsorglich immer zur Winterzeit zuschlägt und es auf Prostituierte abgesehen hat. Mike´s Familie kommt dabei zu kurz, da er mit Überstunden den Killer dingfest machen will. Als auch seine Tochter scheinbar von demselben Killer entführt wird, kennt sein Fanatismus keine Grenzen mehr.
"The Factory" ist ein typischer Thriller von der Stange, der jedoch unter dem üblichen Mittelfeld liegt - dank holpriger Inszenierung, Vorhersehbarkeit, falsch eingesetzten Schauspielern, kaum vorhandener Spannung, einem Psycho-Killer, dessen Psychose dämlicher nicht mehr sein kann. Ah doch, da war ja noch das Finale. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Jedoch alles nach der Reihe.
Ich hab ja nichts gegen "Und täglich grüßt das Murmeltier"-Unterhaltung. Stories, die man schon etliche Male in dieser Konstellation nur mit anderen Charakteren gesehen hat. Doch gerade bei Thrillern erwartet man doch einen ordentlichen Spannungsbogen, der hier kaum auszumachen ist. Die Vorhersehbarkeit, dass die Tochter entführt wird, fühlt der geneigte Kenner schon nach knapp zehn Minuten Laufzeit.
John Cusack, so gerne ich ihn auch sehe, halte ich für den Charakter Mike völlig fehlbesetzt. Sagen wir es mal so: Er spielt nicht den gewohnten Kuschelbär, sondern einen äußerst aggressiv vorgehenden Cop, dessen Familienleben ihm schnurzegal ist. So kennt man ihn nicht - und, so will man ihn auch nicht sehen. Cusack ansich kann ja nichts dafür, aber ein anderer Schauspieler wäre für solch eine Rolle eher geeignet. Kommen wir zu der nächsten Fehlbesetzung: Dallas Roberts muss hier einen Psycho spielen, den man nicht für ernst nehmen kann. Natürlich wird es auch solche Typen geben, nur sorgt sein Heim, der Keller, für keine bedrohliche Atmosphäre sondern erinnert mich eher an eine Klappsmühle auf Sparflamme. Roberts´ Rolle, die er spielen muss, hinkt gewaltig, aber auch er selbst bekommt es in keiner Sekunde auf die Reihe, diese Rolle realistisch zu repräsentieren oder dieser Figur düsteres Leben einzuhauchen. Hinzu kommt die Tochter, die alles andere wie sympathisch rüberkommt und aussieht.
So plätschert die Story ohne Spannung vor sich hin: Mal sieht man Mike bei seiner Arbeit, der dem Killer im Schneckentempo immer einen Schritt näher kommt, mal Dallas Roberts und sein williger Harem, der dank Medikamentenmissbrauch hörig ist. Warum die Tochter keine Elefantenspritze bekommt, hielt man wohl nicht für wichtig. Egal. Eins haben beide Handlungsstränge gemeinsam: Sie sind furztrocken und einfach nur öde. Neben der permanenten Abwesenheit von Spannung und Drive fehlen auch die gewissen Momente, die einen Thriller ausmachen.
Am Ende gehts im Vettel-Tempo dann Richtung Zielgerade, so als ob man den Film jetzt auf Biegen und Brechen in den nächsten zehn Minuten fertig haben müsste, bis das größte Verbrechen kommt: Der Plottwist am Schluss. Zugegeben, das war das einzigste Mal im gesamten Film, dass ich aus meinem Halbschlaf aufgewacht bin. Aber nach knapp drei Sekunden hat man diese "Hammer-Wendung" verdaut und kann nur noch eins danach feststellen: Dieser Schritt in diese Richtung bedeutet für die DVD/Blu Ray den Weg Richtung Krabbeltisch.
Für eine Sekunde ist diese Wendung zwar zugebrauchen, aber schon vor dem Abspann fühlt man sich dermaßen in den Arsch getreten, da genau diese Wendung dem kompletten Filmverlauf einen derart unrealistischen Anstrich gibt, dass man die Drehbücher lieber in die Tonne hätte schmeißen sollen. Trotz Ärger gibt es dafür keinen Punktabzug.
Fünf Punkte bedeuten bei mir: Es reicht für eine einmalige Sichtung aus. Aber was so zäh, so sehr an der Realität vorbei ohne Logik, Verstand und Spannungsbogen bei "The Factory" hingeklatscht wurde, entsteht zu keiner Zeit ein Mitfiebern.
Knappe 4/10