Für mich als NASCAR Fan ist dieser Film eine Offenbarung. Schon die ersten drei Namen Simpson, Bruckheimer und Scott lassen darauf ahnen was für einen Klassepopcorn man hier erwarten darf.
Die Ausgangssituation ist eigentlich hoffnungslos. Ein Teamchef, der seine allerletzte Chance hat kratzt sein letztes Geld zusammen, um in einem letzten Versuch ein Team zusammenzustellen. Dafür engagiert er den Mechaniker Harry, welcher sich eigentlich schon nach einem Skandal aus dem Motorsport zurückgezogen hat. Hinzu kommt der junge Heißsporn Cole Trickle, welcher von seinem Vater betrogen wurde und nur so vor Ehrgeiz brennt. Ein höllischer Cocktail wie sich bald herausstellen wird.
Die ersten 30 Minuten des Films lassen Motorsportherzen höher schlagen. In der Morgenröte geht Cole an den Start um in einem Test zu beweisen was in ihm steckt und dabei fast den Rekord des anwesenden Meisters knackt. Zwei Kontrahenten sind geboren, die sich nun nichts schenken werden.
Tony Scott zeigt nun nicht nur den Motorsport NASCAR sondern feiert und zelebriert ihn. Mit entsprechend kribbelnder und heroischer Musik werden die Rennen untermalt. Aus Hubschraubern beobachtet man vor dem Rennen die Rennbahnen. Weiter werden in schwelgenden Bildern die Zuschauermassen gezeigt, die zu den Events kommen und jene schon fast wie eine Messe feiern. In kurzen Interviews mit den Fahrern bekommt man einen authentischen und atmosphärischen Blick mitten in das Geschehen. Man kann das „Gentlemen, start your engines“ kaum erwarten.
Sobald die Rennen starten offenbart der Film dann seine waren Stärken. Ständig hat man das Gebrumme der Motoren in den Ohren während man die Abgase förmlich schmecken kann. Die wahrhaftigen Bildkompositionen wechselt man von verschiedenen Wagenansichten in das Cockpit oder blendet in die Box um, wo Reifen gewechselt oder aufgetankt wird. Vervollkommnt wird das Bild mit dem blauen Himmel und der hell scheinenden Sonne. Ein Traum von eigenen Sportereignis. Spannend wird es bei neuen Unfällen und wenn die Autos wieder aneinander stoßen und Cole und Burns ihre persönlichen Duelle austragen. So in etwa läuft die erste halbe Stunde ab, in der Cole unschlagbar von Sieg zu Sieg fährt, nachdem er von seinem Mentor Harry die Feinheiten des Fahrens erlernt hat.
Doch plötzlich verändert ein schwerer Unfall das Leben der beiden Rivalen. Schwer verletzt und mit Kopfverletzungen werden beide Männer ins Krankenhaus eingeliefert. Während Cole kurzfristig erblindet trägt Rowdy schwere Verletzungen davon. Gleichermaßen tragisch und witzig wenn die noch immer erbitterten Feinde sich im Krankenhaus ein verbissenes Rennen in Rollstühlen liefern. So werden die beiden Kontrahenten langsam zu Freunden. Doch während Rowdy sich zurückziehen muss lernt Cole seine Flamme kennen und eröffnet damit den romantischen Teil des Films.
Die dortige Ärztin Claire lässt den aufdringlichen Cole zwar anfangs abblitzen, zeigt sich aber dann doch für eine Romanze bereit. Für erotische Szenen mit Kidman und Cruise, die nach dem Film zum Paar wurden sind so gesorgt.
Ein wenig übertrieben scheint da das Rennen der beiden Männer zum Essen mit dem Ligaboss, in dem sie in der Innenstadt und am Strand erst mal zwei Wagen zerlegen, um dann amüsiert sich vor dem NASCAR Chef die Hand zu geben.
Doch ungewöhnlich für so einen Film bekommt der Film auch etwas Tiefe. Cole fährt nämlich nicht mehr wie früher, er hat Angst vor Unfällen, vertändelt Rennen und jagt den Motor hoch. Auch der Zustand seines Freundes Rowdy, der sich nicht behandeln lassen will macht ihm zu schaffen. Prekär, dass ausgerechnet sein Ersatzfahrer von Sieg zu Sieg fährt und nur abfällige Kommentare ablässt. So reißt Cole der Geduldsfaden, denn als er einen Unfall provoziert, verliert er seinen Job. Worauf auch seine Beziehung an zu bröckeln fängt.
Der Zuschauer hadert nun mit Cole. Wird er sich wieder fangen, nachdem er seinen Job verloren hat und Rowdy eine schwere Operation über sich ergehen lassen muss? Wie sieht es mit der Beziehung zu Claire aus? Ein wenig geht dem Film in dieser Situation die Luft und Spannung aus, doch man verharrt nicht zu lange in dieser Situation. Denn mit Rowdys Bitte seinen Wagen zu retten kehrt Cole zusammen mit Harry zum Saisonhöhepunkt Daytona 500 zurück. Das Finale ist ein spektakuläres Rennen voller Höhen und Tiefen, Rückschlägen und dem aufflammen alter Freundschaften. Wie das Rennen ausgeht kann sich jeder denken...
Tony Scott ist und bleibt ein Meister des Actionkinos. Seine Topleistung aus „Top Gun“ kann er hier noch einmal steigern. Wenig später machte er mit Last Boyscout“ sein endgültiges Meisterstück. Etwas klischeehaft und lahm geriet ihm nur die Liebesbeziehung zwischen Cole und Claire, dafür sind die kernigen Männergespräche zwischen Harry und Cole oder Harrys Dialog mit dem Auto um so gefühlvoller. Autorennen konnten mich erst in „The Fast and the Furious“ wieder so fesseln wie hier. Das Filmdenkmal, dass hier dem NASCARsport hier präsentiert wurde, kann aber letzterer nicht umstoßen.
Tom Cruise ähnelt seiner „Top Gun“ Rolle und kann als junger Heißsporn Cole Trickle überzeugen. Den jungen Heißsporn bringt er eindrucksvoll dem Zuschauer näher, während Robert Duvall ihn aber trotzdem locker an die Wand spielt. Erinnert mich übrigens stark an seine spätere Rolle in „Gone in 60 seconds“. Als alter, weiser Mechaniker hat er immer die Sympathien auf seiner Seite. Knallig die Szene, in der er in der Boxen Eis ist und Cruise sagt, dass er gerade nicht reinkommen kann, weil sie grad Eis essen.
Netter, erotischer Bonus ist Nicole Kidman die zwar etwas oberflächlich spielt, aber mit Cruise ein ordentliches Filmpaar abgibt. Die Ärztin nehme ich ihr aber nicht ab.
Fazit:
Sehr spannender und in den Rennszenen atmosphärischer Sportfilm, in dem es sensationelle Rennszenen gibt, die für den NASCARfan das Werk zu einem filmischen Highlight werden lassen. Die Lovestory geriet zwar etwas oberflächlich und schwach, dafür gibt es aber zur Abwechslung mal etwas Tiefe in einem Bruckheimerfilm. Da möchte man direkt selber in so einen Boliden einsteigen und lospreschen.