Im Jahr 1961 brach in Jugoslawien die Ära des "Novi films" (serbokroatisch für "Neuer Film") an. "Novi film" ist das kritische Auseinandersetzen mit der Geschichte und den Herrschaftsstrukturen im sozialistischen Jugoslawien seit dem Zweiten Weltkrieg. In Westeuropa wurde der "Novi film" als Filmkunst des "demokratischen Sozialismus" bekannt.
Auch Mladomir "Puriša" ?or?evi? setzte sich kritsch mit der bewegten Geschichte und dem Regime auseinander. So erschuf er ab 1965 seine "Aufarbeitungs-Trilogie", für die er das Drehbuch schrieb und Regie führte.
1965 drehte er "Das Mädchen" (Devojka) und beleuchtete die Liebesgeschichte zwischen einem Partisanen und einer Partisanin während des Zweiten Weltkriegs. Er wirft einen persönlichen Blick auf den Krieg aus der Sicht des Paares, eines deutschen Offiziers und eines Fotografen.
Dem folgte ?or?evi?s Blickwinkel auf die "72 Tage" der "Užicer Republik" und der befreiten Stadt ?a?ak, wobei letztere in seinen Fokus rückt. "Ein serbischer Traum" (aka. "Der Traum", orig. San, 1966) handelt von den zwei Monaten im Jahr 1941, in denen sich zwei Städte von der Besatzung befreien konnten und reflektiert die Träume und Hoffnungen des besetzten Jugoslawiens, kritisiert aber auch das Verhalten der Kommunisten, gleichermaßen wie das der anderern Lager und deren Entscheidungen, die getroffen wurden. Der Film nahm 1967 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin teil.
Das Nachkriegs-Jugoslawien behandelt er in "Ein serbischer Morgen" (Jutro, 1967). Der Krieg ist zwar vorbei, doch er hat tiefe Spuren bei den Menschen hinterlassen. Wie geht die Siegermacht damit um? Was geschieht mit Kollaborateuren und Verrätern? Wie definiert man Verräter, wenn Menschen um des Überlebens willen wegsehen, Frauen sich in deutsche Soldaten verlieben? Die ersten Friedensjahre brachten zahlreiche Tote hervor. Zu Recht kritisiert er das Vorgehen des Regimes und zeigt auf, dass auch die Menschen damals mit sich selbst im Zwiespalt standen.
1968 erweitert Puriša seine Trilogie um einen vierten Teil. "Ein serbischer Mittag" (Podne) wurde durch den Bruch Titos mit Moskau inspiriert, was Jugoslawien an den Rand eines jugoslawisch-sowjetischen Krieges brachte. In einer Liebesgeschichte zwischen einer Jugoslawin und einem sowjetischen Diplomaten in Belgrad werden die Risiken, der Kummer aber auch der Konflikt aufgezeigt. In ihrer Hochzeitsnacht erfahren sie aus dem Radio, dass Jugoslawien aus der Kominform ausgeschlossen wurde. Alle Sowjets werden umgehend zurückbeordert. Das Ehepaar muss sich trennen, unwissend, ob sie sich jemals wiedersehen werden. Während auf der einen Seite ein Krieg mit Stalin lauert, wartet auf der anderen Seite die Souveränität eines Landes, welches mittels "Blockfreiheit" seinen eigenen Weg gehen möchte, was später als Titoismus in die Geschichte eingeht.
Die deutschen Filmtitel sind im Übrigen irreführend. Während "San" bei der Berlinale nur unter dem Titel "Der Traum" gezeigt wurde, ergänzte die ARD bei der Ausstrahlung den Filmtitel um das Adjektiv "serbisch". Dies geschah konsequent auch bei den späteren Filmen und erweckt den Eindruck, dass es eine reine serbische Aufarbeitung der Geschichte ist. Der Fehler wurde mit aller Wahrscheinlichkeit dadurch begangen, dass die Filme alle in Serbien spielten. Dies hat unterschiedliche Ursachen. Zum Einen stammt ?or?evi? aus dem südlichen Serbien und wollte seine persönliche Geschichte aufarbeiten, zum Anderen begann die "sozialistische Revolution" dort. Belgrad als Schauplatz verkörpert wiederum die Hauptstadt Jugoslawiens. Nichtsdestotrotz behandeln die Filme die Gesamtjugoslawische Geschichte, also auch die der anderen Republiken, nicht nur die serbische.