Es ist immer spannend wenn ein hoch gehandelter Nachwuchskünstler die Chance erhält sein Talent in einer ersten eigenen Groß-Produktion zu präsentieren und so war ich auch bei "Redline" gespannt was Regisseur Takeshi Koike hier nach seinem Regie-Debut Trava Fist Planet aus der Studio 4°C "Grasshoppa!"-Serie nachlegen kann.
Auf den ersten Blick fühlt man sich auf jeden Fall gleich wieder zuhause.
Die Designs sind genauso schräg und die kontrastreiche Farbsetzung und die harten Schatten bestimmen wieder das Bild. Ja die Geschichte um das größte und gefährlichste Rennen aller Zeiten spielt sogar im selben Universum wie Trava und er und sein Sidekick Shinkai tauchen sogar in Nebenrollen wieder mit auf. Soweit alles beim alten also.
Die Geschichte ist indes neu, aber wenig gehaltreich. Der Plot steht in den gut 100 Minuten Spielzeit nicht im Vordergrund, stattdessen setzt der Film ganz auf Action und die coolness seiner Figuren. Wenn diese nicht gerade mit wahnwitziger Geschwindigkeit in ihren Höllenmaschinen über karge Planetenoberflächen düsen dann dürfen sie irgendwo cool abhängen und im Falle der beiden Hauptfiguren ein bisschen flirten.
War Trava seinerzeit ein, wie ich es so schön formuliert hatte - "Cowboy Bebop auf Speed", so ist JP eine abgespacte Version eines klassischer Rock-Rebellen, der auf seiner Hover-Harley über Land düst und davon träumt mit dicken Gold Ring und zwei süßen Hasen auf der Rückbank eines protzigen Cadillacs groß einen drauf zu machen. Klar dass so einer auch schon mal wegen krummer Geschäfte kurz im Knast gesessen hat.
Doch im Grunde seines Herzens ist er doch ein guter Kerl und wenn es darauf ankommt steht er seinen Mann und beweist es allen und erobert damit auch noch gleich das Herz der schönen Prinzessin.
Eigentlich ist die ganze Story so simpel und abgeschmackt, aber das durch geknallte Setting, das stets hohe Tempo des Films und die kuriosen Figuren wissen den Zuschauer derart abzulenken das jegliche Story-Schwächen gekonnt übertüncht werden.
Man hat genug damit zu tun dem hektischen Treiben auf dem Bildschirm zu folgen (wobei einem die eigenwillige Optik nicht gerade hilft), da bleibt keine Zeit sich über allzu aberwitzige Entwicklungen der Geschichte den Kopf zu zerbrechen.
Somit ist sich Takeshi Koike also wirklich vollkommen treu geblieben.
Die Story schwach, der Film dafür umso lauter und schriller. Die Action rasant, die Optik bunt und eigenwillige. Dazu ein abgedrehter Sinn für Komik und ein bisschen Erotik. Alles zusammen ist dann wider besseres Wissen irgendwie tatsächlich interessant und unterhaltend.
Oder zumindest bis jetzt noch.
Denn etwas enttäuscht war ich schon das sich seit Trava nicht wirklich etwas getan zu haben scheint und ein bisschen war ich auch genervt davon. Noch ist Koikes eigenwilliger Stil andersartig und erfrischend genug, aber auf Dauer wird er mehr brauchen wenn er seine Filme für mich interessant halten will.