Neben "Hunt to Kill" und vor allem "Expendables" drehte Steve Austin auch noch "The Stranger" im Jahr 2010. Bisher konnte man Austin kaum Vorwürfe machen, denn seine Filme waren meist auf überdurchschnittlichem Niveau angesiedelt und auch wenn er nicht über sonderliche Fähigkeiten bezüglich der Schauspielerei verfügt, so hat Austin zumindest Charisma. Doch hiermit hat er sich in die Nesseln gesetzt, denn "The Stranger" ist von Austins üblichem Niveau meilenweit entfernt. Doch das ganz große Übel ist Regisseur Robert Liebermann (Feuer am Himmel, Mighty Ducks 3), der sich trotz seiner horenten Erfahrung als totaler Stümper entpuppt. Bildverzerrungen, hektische Schnitte und völlig deplatzierte Zeitlupen geben "The Stranger" den Rest, dabei hätte die Story durchaus Potential gehabt.
Denn wir haben hier einen ehemaligen FBI-Agenten (Steve Austin), der nicht nur unter Amnesie, sondern auch unter Persönlichkeitsstörung leidet. Ohne es selbst zu wissen schlüpft er in die Rolle verschiedener Personen, seine Ärztin Grace Bishop (Erica Cerra) versucht ihm auf jede erdenkliche Art zu helfen. Doch damit wird auch sie in einen Strudel aus Gewalt gezogen, denn der Fremde sollte eigentlich undercover die russische Drogenmafia unterlaufen. Auch ein Maulwurf im FBI ist hinter dem Fremden her, Grace läuft die Zeit davon sie muss den Fremden dazu kriegen, dass er sich erinnert.
Natürlich gibt es da ein tragisches Ereignis, welches dieses Trauma nebst Amnesie auslöste. Doch dies weiß man schon nach der ersten Rückblende, doch anstatt es dabei zu belassen, besteht fast der halbe Film aus diesen zusammenhangslosen Rückblenden die einem schnell mächtig auf die Nerven gehen. Überhaupt ist die Story sehr leicht durchschaubar, immerhin legt man einigermaßen geschickt eine falsche Fährte, damit der Zuschauer nicht auch noch gleich den Maulwurf im FBI enttarnt. Aber der eigentliche Grund warum man den Fremden so durch die Gegend hetzt ist mal wieder die Gier des Menschen, denn es geht um einen Batzen Geld. Unser Fremder schlüpft derweil ständig in verschiedene Personen, einmal als Obdachloser mit Vollbart und langen Haaren rettet er ein kleines Mädchen bei einer Geldübergabe, in der nächsten Szene bringt er Flüchtlinge über die mexikanische Grenze, um dann gleich darauf auf einem Boot als Fischer anzuheuern. Man hat als das Gefühl hier würde was fehlen, besonders als sich der Fremde plötzlich in Gefangenschaft der Polizei befindet. Da hat er alle korrupten Grenzbeamten ausgeschalten und plötzlich hockt er gefesselt auf einem Stuhl und wird gefoltert. Aber vielleicht war auch für das menschliche Auge nicht alles erkennbar, denn oft spielt "The Stranger" bei Nacht und die Ausleuchtung ist dem Filmteam nicht gerade gut gelungen.
Dem Actionfan wird jedenfalls eine Abfuhr erteilt, denn außer ein paar schwachen bis mittelmäßigen Keilereien, ein wenig Geballer und einer lahmen Verfolgungsjagd hat "The Stranger" nichts zu bieten. Außer ein paar Moves von Austin in den Kämpfen auch noch völlig unspektakulär, Lieberman versucht dies mit ein paar Brutalitäten zu übertünchen. Aber das Budget war knapp, richtige Sachschäden oder Einschusslöcher in der Umgebung konnte man sich wohl nicht leisten. Ganz besonders verärgert darf man über das Finale sein, denn hier wird geschwätzt anstatt geprügelt oder geschossen und der Fremde bekommt es nur mit einem Gegner zu tun. Ach und plötzlich beginnt er sich wieder an alles zu erinnern, es muss ja schließlich noch ein gutes Ende her. Und leider scheint es so, als ob man hiervon eine Fortsetzung plant, denn so gut der Ausgang auch sein mag, so offen bleibt er auch.
Steve Austin gibt sich hier sichtlich kaum Mühe und schaltet auf Autopilot. Bisweilen wirkt er auch gelangweilt, denn seine eigentlichen Talente werden kaum gebraucht. Erica Cerra (Percy Jackson, Blade: Trinity) und Adam Beach (Windtalkers, Cowboys & Aliens) machen aus ihren blassen Rollen das Beste, doch mehr als der durchschnittliche Bereich ist hier nicht drin.
Hier stimmt leider gar nichts, nicht mal aus der an Jason Bourne angelegten Story vermag man etwas zu machen. Stattdessen versinkt man ständig in Rückblenden, Lieberman nervt mit zahlreichen Stilmitteln und seiner Unfähigkeit, nebst ist die wenige Action völlig unspektakulär. Auch Austin wirkt teilweise gelangweilt und der Zuschauer ist es von Anfang an, leider hat man für ein Sequel schon Vorarbeit geleistet, hoffentlich bleiben wir davor verschont.