Nach "Geheimcode: Wildgänse" und "Kommando Leopard" stellt "Der Commander", den finalen Abschluss einer Söldnerfilm-Trilogie dar, die von der Schweizer Trash- und B-Movie-Legende Erwin C. Dietrich produziert und vom versierten Anthony M. Dawson inszeniert wurde. Dawson, neben Enzo G. Castellari einer der profiliertesten Regisseure im italienischen Actionfilm, kam über den Sandalenfilm und Gothic-Horror ("Ursus und die Sklavin des Teufels", "Das Schloss des Grauens" mit Christopher Lee) zum Gruselkrimi und Giallo ("Schreie in der Nacht", "7 Tote in den Augen der Katze", "Dracula im Schloss des Schreckens"), lieferte Italowestern wie "Satan der Rache" oder "In meiner Wut wieg ich vier Zentner!" ab und landete Anfang der 80er mit "Jäger der Apocalypse" letzten Endes beim Actionfilm - und erwies sich in jedem Genre als routinierter Handwerker.
Doch bei aller Routine lässt sich nicht leugnen, dass "Der Commander", der drei Jahre nach "Kommando Leopard" entstand, vielmehr wie ein uninspirierter Nachklapp wirkt, der formelhaft, wie nach Schablone gezeichnet, eher an einen lustlosen Abgesang auf das Genre erinnert, dem 1990 mit "Die Rückkehr der Wildgänse" der endgültig letzte Beitrag italienischer Söldnerfilme folgen sollte.
Dawsons "Der Commander" wirkt wie eine Baukasten-Inszenierung, die mit identischer Besetzung und unverändertem Soundtrack vor bekannten Kulissen eine ähnliche Handlung erzählt wie bei "Geheimcode: Wildgänse" - wobei die komplette Riege, bestehend aus Lewis Collins, Manfred Lehmann, Frank Glaubrecht und Thomas Danneberg, einmal mehr ins Goldene Dreieck aufbricht, um ein geheimes Rohopium-Lager zu vernichten. Während das "Wildgänse"-Plagiat von der Story her noch klar gegliedert war, wirkt das Handlungsgerüst hier arg überkonstruiert, wobei gelegentliche humorvolle Brechungen gar nicht zu dem harten Söldnerfilm passen wollen.
Darüber hinaus mischen zu viele Charaktere an unterschiedlichsten Fronten mit - es gibt unzählige Bösewichte, von denen sich keiner richtig entfalten kann. Lee van Cleef ist auch wieder mit von der Partie und spielt diesmal einen Schurken - so blass, dass er es auch gleich hätte bleiben lassen sollen. Davon ab, kann sich die Besetzung, bis in die kleinsten Nebenrollen, wirklich sehen lassen. Fast alles, was im europäischen B-Movie "Rang und Namen" hat, wurde hier verpflichtet: u.a. John Steiner ("Caligula"), Bobby Rhodes als "Kongo-Klaus" (aus Lamberto Bavas "Dämonen 1 + 2"), Brett Halsey ("Zombie III") oder Jess Francos Stamm-Schauspieler Paul Muller ("Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt") werfen hier mit Dialogperlen um sich, die kaum Freude machen. Kurios auch, dass der mitspielende Thomas Danneberg Hauptdarsteller Lewis Collins für die deutsche Kinofassung synchronisierte, und er selbst von Rainer Brandt gesprochen wurde. Eine weitere Kuriosität stellt das überfrachtete Drehbuch dar, dass von Arne Elsholtz verfasst wurde - der wiederum einer der bekanntesten Synchronsprecher, unter anderem von Tom Hanks, ist - aber kein begnadeter Drehbuchautor.
"Der Commander" ist über weite Strecken sehr geschwätzig und strotzt vor Langeweile und Vorhersehbarkeiten, ohne auch nur annähernd das hohe Maß an Action zu erreichen, das noch "Geheimcode: Wildgänse" zu bieten hatte. Und so bietet "Der Commander" nichts neues - alles schon einmal viel besser und unterhaltsamer gesehen. Darsteller und Sequenzen wurden ausgetauscht und der Story angepasst - eben nach Baukasten. Die Anleitung dafür ist für den Eimer und das Konstrukt steht letzten Endes auf wackeligen Beinen und ist eine Enttäuschung. Schade, um die "hochkarätige" Besetzung und das Potential des Regisseurs.
4/10