Das „Pulse“-Remake war zwar missraten, führte aber immerhin zur deutschen Veröffentlichung des Originals und steigerte dessen Popularität.
Auch hier geht es um Geister aus dem Internet, die Menschen in den Selbstmord treiben, ehe dann nur noch ein schwarzer Fleck von ihnen übrigbleibt. Einen solchen Selbstmord zeigt die Auftaktszene, von da an folgt man zwei Personengruppen. Zum einen ein in einer Gärtnerei arbeitendes Freundestrio, das einen Freund auf ebenjene Weise verliert, zum anderen ein junger Student, der als absoluter Internet-Newbie von den Geistern angelockt wird und mithilfe einer Informatik-Übungsleiterin an der Uni dem Phänomen auf die Schliche kommen will...
Das sieht man dann lieber als roten Faden an, denn narrative Stringenz zählt bei „Pulse“ nicht viel, stattdessen will Regisseur Kiyoshi Kurosawa lieber die Bilder sprechen lassen und so Gänsehaut erzeugen. Insofern ist die Kenntnis des Remakes gar nicht mal so unvorteilhaft, da man nach Kenntnis des amerikanisch-glattgebügelten Plots dem wesentlich weniger narrativ orientierten Original besser folgen kann, einige Zusammenhänge darüber hinaus besser versteht.
Will man dem Remake noch einen weiteren Pluspunkt zubilligen, so muss man fairerweise sagen, dass das „Pulse“-Original die finale Apokalypse noch weniger überzeugend darstellt als die Ami-Variante, denn der Sprung von Alltag zu Massensterben ist a) extrem plötzlich und wird b) bildlich mit dem Wechsel von menschenleeren Straßen zu menschenleeren Straßen mit verlassenen Autos symbolisiert.
Ansonsten ist das Original dem Remake allerdings in quasi jeder Hinsicht überlegen, es ist tatsächlich der wesentlich gruseligere Film, der den Zuschauer durch das Eingreifen einer kaum sichtbaren, kaum fassbaren Macht verstört. Immer dann, wenn die Geister verstärkt in Aktion treten, erzeugt Kurosawa Gänsehaut, auch wenn der Showdown in der Fabrik nicht ganz hält, was vorige Übergriffe versprechen. Das wenig Hoffnung machende Ende hingegen sitzt dann wieder.
Darstellerisch kann man sich auch nicht beschweren, zumal die Darsteller mit kaum ausgearbeiteten Figuren vorlieb nehmen müssen, deren einzige Funktion es ist die steigende Angst darzustellen, welche man angesichts der Hilflosigkeit gegenüber den Geistern besitzt. Und tatsächlich kauft man der Riege die wachsende Panik sehr gut ab.
Narrative Schwächen muss man „Pulse“ dann allerdings attestieren, so wenig wichtig dieser Punkt dem Regisseur auch sein – doch ganz darauf verzichten wollte er scheinbar auch nicht, führt die Stränge um die beiden Personengruppen dann im letzten Drittel recht bemüht zusammen, baut noch einen Showdown ein. Es ist als habe ihn da der Mut verlassen, wodurch „Pulse“ dann jedoch weder konventionell einen Spannungsbogen aufbaut, andrerseits aber auch nicht die völlige Abkehr von klassischen Erzählstrukturen predigt.
Insofern ist „Pulse“ passagenweise durchaus spannend und mit einprägsamen Bildern in Szene gesetzt, doch dramaturgisch-erzählerische Schwächen muss man leider verschmerzen können, um den Grusel genießen zu können.