Im Gegensatz zu seiner erfolgreichen Hitserie „Burn Notice“ war das von Matt Nix erdachte, humorvolle Police Procedural „The Good Guys“ kein Erfolg: Nach nur einer Season stellte Fox die Serie ein.
Dabei beginnt „The Good Guys“ schon als launig-ironische Variante von zig Buddy Cop Movies: Der auf Vorschriften und Korrektheit bedachte, junge LAPD-Cop Jack Bailey (Colin Hanks)hat sich beim Captain unbeliebt gemacht hat, indem er dessen Grammatik verbesserte, also versetzt man ihn zur Abteilung Property Crimes, wo er den versoffenen, ausgebrannten, nicht an Vorschriften interessierten Dan Stark (Bradley Whitford) als Partner erhält. Natürlich reiben sich die beiden konträren Partner aneinander, die beide mehr wollen als nur Fälle um gestohlene Luftbefeuchter und beschädigte Getränkeautomaten klären. Dan glaubt allerdings, dass die großen Fische auch hinter solchen scheinbar banalen Verbrechen stecken – und behält damit immer wieder recht...
Tatsächlich ist der Running Gag dieser überzogenen Cop-Comedy, dass jedes noch so banale Vergehen im Bereich der Property Crimes eine Spur zu einem Fall immensen Ausmaßes darstellt, seien es nun im großen Stil dealende Drogengangster, Autoschieberringe oder Auftragskiller, denen Dan und Jack auf die Schliche kommen. Auch sonst gibt sich „The Good Guys“ nur begrenzt realistisch, denn die Actionszenen, die aus Schießereien und Verfolgungsjagden bestehen, erinnern an überzogene Copserien der 1970er und 1980er – also jene Ära, in der Dan seine goldenen Zeiten hatten. Gerade für TV-Verhältnisse punktet die aufwändige Action mit Schauwerten in Form von fliegenden Autos, sonstigen Blechschäden und comichaft überzeichneten Shoot-Outs, die allesamt im Dienste der Comedy stehen, aber trotzdem für bildschirmfüllendes Spektakel der unkomplizierten Art sorgen.
Verkörpert Dan die klassische Copserie, da erscheint Jack als Vertreter des heutigen Police Procedurals Marke „C.S.I.“ und Co. Während Dan dem Computer weder vertraut noch ihn bedienen kann, da kennt sich Jack mit den entsprechenden digitalen Ermittlungen und forensischen Details aus – „The Good Guys“ stellt quasi eine Synthese aus klassischer Actionshow und moderner Technik-Ermittlerserie dar und nimmt gleichzeitig die Konventionen beider Formate amüsant auf die Schippe. Ganz im Sinne Dans läuft auch gerne klassischer Rock und Hardrock im Hintergrund, besonders schön zu sehen bei der Pilotepisode, in der „Thunderstruck“ von AC/DC pointiert eingesetzt wird und der finalen Verfolgungsjagd noch mal richtig Pfeffer gibt.
Ein paar wiederkehrende Nebenfiguren wie die von Dan und Jack immer wieder genervte Lieutenant Ana Ruiz (Diana Maria Riva) oder Jacks Ex-Freundin, die stellvertretende Staatsanwältin Liz Traynor (Jenny Wade), sorgen für Kontinuität und ein paar Subplots, die über ein paar Folgen hinweg laufen (vor allem die Beziehung Jacks und Liz‘ ist ein wiederkehrendes Thema), doch insgesamt besitzt „The Good Guys“ starken Episodencharakter: Ein Fall pro Folge, der die meiste Handlungszeit einnimmt, ob man die kleinen Details wahrnimmt, ist relativ egal, eher ein Bonus für diejenigen, welche die Serie komplett und in chronologischer Reihenfolge schauen – womit „The Good Guys“ wieder viel mit klassischen Copserien und modernen Ermittler-Procedural gemeinsam hat, die allesamt weniger komplex als beispielsweise „The Shield“ und „The Wire“ erzählen.
Dafür wird gerne innerhalb der Folge nicht chronologisch erzählt, sondern in der Zeit vor- und zurückgespult, was „The Good Guys“ allerdings nicht erzählerisch komplizierter macht. Das Hin- und Herspulen dient vielmehr dem Aufbau von Gags oder der Klärung gerade offener Fragen, doch Matt Nix‘ ausgesprochen amüsante Serie geht sehr souverän mit dieser Erzähltechnik um, um das Maximum an Witz herauszukitzeln.
Doch auch sonst gibt es reichlich zu lachen bei dieser herrlich ironischen Cop-Comedy, die zwar Klischees und Konventionen auf die Schippe nimmt, aber auch von der Dynamik seiner gegensätzlichen Partner lebt. Wenn Dan die Sau raus lässt, jedes weibliche Wesen im Umkreis anbaggert, dauernd säuft und seinen Partner gegen dessen Willen „Jackal“ tauft (und sich bei alledem selbstverständlich noch für Gottes Geschenk an die Menschheit hält) und Jack nur noch fassungslos Schadensbegrenzung zu betreiben versucht, dann ist das stets zum Schießen. Ebenso, wenn Jack die Routinejobs schnell abhaken will, Dan immer von den goldenen Zeiten schwärmt und absurde Theorien über die Hintergründe einfachster Diebstähle abgibt (und dann wider jede Wahrscheinlichkeit auch noch Recht behält), ist das ein schöner Running Gag, ebenso die Wortgefechte und der Slapstick – göttlich in jener Episode, in der Dan ohne seinen Partner mit dem „computer machine thingy“ umgehen muss, so wie er PCs nennt.
Man erkennt schon: Bradley Whitford darf hier richtig die Sau raus lassen. Und das merkt man auch, wenn der als verblendeter Pfau, der aber immer noch beste Copqualitäten besitzt, jedem Laster und diversen Macken nachgehen darf. Colin Hanks muss da als nüchterne Folie gegenhalten, spielt die Rolle aber ebenfalls famos und ergänzt sich wunderbar mit Whitford, ohne dass einer den anderen aussticht. Diana Maria Riva und Jenny Wade als weibliche Protagonistinnen ergänzen das männliche Hauptdarstellerduo charmant wie schlagkräftig. Angela Sarafyan darf in der zweiten Hälfte der Serie das Quartett ergänzen, während die beste Gastrolle definitiv von Gary Cole gespielt wird, der in zwei Episoden als Dans ehemaliger Partner auftritt.
So spaßig und kurzweilig „The Good Guys“ dann auch ist, so gut die Hauptdarsteller harmonieren und so famos hier Actionfilme und Copserien auf die Schippe genommen werden, so fehlt allerdings noch der letzte Schritt zu voller Größe: Das Muster wiederholt sich ein wenig, so wie bei jenen Serien, die sie aufs Korn nehmen, und so kann „The Good Guys“ trotz versierter Inszenierung in comichafter Videoclipoptik und ausgesprochen lustiger Gags nie ganz die Sogwirkung heutiger Topserien erreichen, auch wenn die Absetzung nach nur einer Staffel vielleicht etwas früh kam.
Doch unterm Strich bekommt man als Zuschauer leicht repetitive, aber ausgesprochen lustige und actionreiche Kost mit vielen Seitenhieben auf das Genre der Polizeiserie (und des Polizeifilms) vorgesetzt. Keine Überserie, aber dank der Chemie zwischen Colin Hanks und Bradley Whitford durch und durch vergnügliche, unkompliziert Genreware der ironischen, dynamisch erzählten und schick inszenierten Art.