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Kevin Smith hatte sich 2010 mit „Cop Out“ am Polizeifilm versucht, blieb aber hinter den Möglichkeiten zurück, im gleichen Jahr wollte auch Adam McKay mit „The Other Guys“ in diese Kerbe hauen.
Eines muss aber von Anfang an klar sein: Eine analytische Parodie von Copfilmen und Filmcops ist auch „The Other Guys“ nicht, vielmehr werden die gewohnten Strukturen der McKay/Ferrell-Kooperationen hier in den Copfilm transferiert. Die Auftaktszenen parodieren den Actionfilm noch am ehesten, wenn die Supercops P.K. Highsmith (Samuel L. Jackson) und Christopher Danson (Dwayne ’The Rock’ Johnson) bei der Verbrecherjagd die halbe Stadt in Schutt und Asche legen, keinen Oneliner und keine coole Pose auslassen und trotz unverhältnismäßiger Sachbeschädigung dastehen.
Vor allem aber geht es um die ’other guys’, die Bürohengste im Schatten der Copstars, vor allem um Allen Gamble (Will Ferrell) und Terry Hoitz (Mark Wahlberg). Gamble ist ein Wirtschaftsprüfer, der am liebsten im Büro rechnet, Terry ein strafversetzter Hitzkopf, der gerne so wäre wie Highsmith und Dansoj. Als genau diese beiden sich durch Selbstüberschätzung aus der Handlung verabschieden, wittert Hoitz seine große Chance. Bereits den Abgang der Topcops inszeniert McKay als absoluten Gaga-Moment und wer „Anchorman“ und „Step Brothers“ gesehen hat, der weiß: Es wird noch mehr davon geben.

Gamble kommt bei seinen Kalkulationen David Ershon (Steve Coogan) auf die Schliche, der Geld hinterzogen hat – unwissend, dass Ershon in noch größere Betrügereien verstrickt ist. Bald haben sie die Konzernchefin Pamela Boardman (Anne Heche), ihren Vollstrecker Roger Wesley (Ray Winstone) und einige Übelwichte mehr am Hals…
Wer McKays frühere Werke kennt, der weiß, wie sekundär der Plot für ihn ist. „The Other Guys“ hat tatsächlich ein wenig mehr Substanz als die Vorgänger, bemüht sich seine Gags in eine Handlung einzubinden, in der Ermittlungsarbeit eine Rolle spielt und die sich mit dem aktuellen Thema von Wirtschaftskrise und Finanzbetrug beschäftigt. Nett auch der Seitenhieb, dass ausgerechnet Rechenhengst Gamble, der in den Augen seiner Kollegen keine „richtige“ Polizeiarbeit macht, den millionenschwersten Verbreche(r)n auf die Spur kommt, womit mal wieder ein Polizei(fillm)klischee amüsant konterkariert wird. Ganz klar ist der Plot sekundär, warum die etwas anderen Cops nun zu diesem Geschäft hinfahren oder jenen Verdächtigen überprüfen wollen – alles zweitrangig und als Plotkonstrukt schnell vergessen, man erinnert sich nach dem Ansehen eher an Einzelszenen, weniger an die Geschichte.
Wie bereits erwähnt: Als waschechte Copfilmparodie darf man „The Other Guys“ nicht sehen, auch wenn einzelne Elemente aufs Korn genommen werden: Das Zusammenraufen der Buddys, die obligatorische Backstorywunde (in einem Fall auch noch gekoppelt mit einer Strafversetzung an den Schreibtisch) und der Umstand, dass Filmcops in der Nähe dickster Explosionen stets cool bleiben. Doch im Endeffekt bleibt diese Szenen Teil der komödiantischen Melange, ebenso wie die bewusst comichaften inszenierten Actionszenen, die natürlich vor allem beim Auftritt von Highsmith und Danson präsentiert werden, aber auch in eine stylische Schießerei während eines Meetings münden. McKay legt die Action noch übertriebener an als die eh schon übertriebenen Actionvorbilder, was jetzt nicht neu ist, aber immer noch töfte funktioniert.

Die meiste Zeit aber dominiert der eigenwillige, immer leicht neben der Spur manövrierende Humor, der schon frühere McKay/Ferrell-Kooperationen auszeichnete: Gambles für Hoitz ebenso wie für den Zuschauer unerklärter Erfolg bei den zahlreichen Hotties des Films, Gambles Beichte ob seiner wilden Collegetage (ein absurdes Highlight des Films) oder Running Gag mit den absolut offensichtlichen Bestechungsversuchen, auf welche die beiden Protagonisten kreuznaiv hereinfallen. Ein weiterer Running Gag sind der ’Bed, Bath & Beyond’-Nebenjob von Polizeichef Gene Mauch (Michael Keaton) sowie seine Angewohnheit ungewollt TLC-Songs zu zitieren. Meist stimmt das Timing, gerade die McKay-Methode gewisse Gags so auszuwalzen bis man entweder kapituliert in dem man lacht oder kapituliert indem man genervt ist findet häufig ihre Anwendung und funktioniert meist. Allerdings könnte sich „The Other Guys“ hier und da dann doch etwas kürzer fassen, ein wenig zackiger sein, denn gerade gegen Ende schwächelt die Comedy doch ein wenig.
Eine mehr oder minder offene Anspielung an den Polizeifilm ist natürlich die Besetzung Mark Wahlbergs, dessen Rolle mehrfach nicht von ungefähr an seinen ähnlichen ungestümen „The Departed“-Part erinnert. Der sonst eher Action- und Thriller-erfahrene Wahlberg ist auch ein überraschend guter Komödiant, der aber vor allem Will Ferrell zuspielen darf, der es auf gewohnte Weise versteht eine Pointe immer so leicht neben der Spur zu bringen, dass man sich selbst über vohersehbare Gags noch amüsieren kann. Groß ist Ray Winstone als charismatische Fieslingsgestalt, die wunderbar als Furie agierende Anne Heche hat leider wenig Screentime. Schön selbstironisch sind die Gastrollen von Samuel L. Jackson und Dwayne ‘The Rock‘ Johnson, Eva Mendes kann ebenfalls überraschend gut Comedy und Steve Coogan ist ganz ordentlich. Michael Keaton als Polizeichef hat seit langem endlich mal wieder eine würdige Rolle und füllt diese entsprechend aus und als Schmankerl tönt im Hintergrund die Stimme von Ice-T als Off-Erzähler.

„The Other Guys“ ist vielleicht einen Tacken zu lang geraten und enttäuscht als Copfilmparodie etwas, da er eher eine typische McKay/Ferrell-Komödie im Polizeigewand ist – als solcher macht er aber reichlich Laune mit seinem nicht ganz gewöhnlichen Humor und das ist doch die Hauptsache bei einer Komödie.

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