1832: Die Österreicher fallen in Italien ein und besetzen
die Grenzen. Nur mit Mühe gelingt dem jungen Angelo (Oliver Matinez) die Flucht
ins benachbarte Frankreich, von wo aus er helfen soll, den Widerstand gegen die
österreichischen Besatzer zu formieren. Aus einem alten Husarengeschlecht
stammend, kennt er den Krieg und das Elend bisher nur aus Erzählungen, seinen
Rang als Husarenoberst hat ihm seine Mutter erkauft. Sie hat ihm auch die große
Tugend eines Offiziers eingetrichtert: Die Ehre.
Unter Mühen gelingt Angelo die Flucht in das malerische
Aix-en-Provence, wo ihn alsbald ein kleiner Trupp österreichischer Agenten
aufspürt. Rigoros jagen diese die versprengten italienischen Husaren und
exekutieren sie. Angelos Flucht vor ihnen führt ihn schließlich quer durch die
von der Cholera heimgesuchte Provence. Auf seinem Weg lernt er die schöne Marquise
Pauline de Théus (Juliette Binoche) kennen, die als einzige ihrer Familie
die Cholera überlebt hat. Pauline ist auf der Suche nach ihrem Mann, den sie
zwar nicht liebt, dem sie sich aber in Treue verpflichtet fühlt. Diese
Verpflichtung ist ebenso stark ausgeprägt, wie der Ehrgedanke Angelos, so dass
die zarte Romanze, die sich zwischen den beiden Protagonisten entspinnt, rein
platonischer Natur bleiben muss. Gemeinsam setzen die beiden ihren
Weg fort, Pauline auf der Suche nach ihrem Mann, Angelo auf der Suche nach den
letzten versprengten Husaren.
Der Husar auf dem Dach ist ein leiser Film, der in
malerischen Bildern schwelgt. Grausame Bilder der Cholera wechseln sich ab mit
den üppigen Landschaften der Provence. Actionszenen gibt es wenige, diese sind
aber sehr sauber und gut choreographiert. Regisseur Jean-Paul Rappeneau gelingt es, ein
stimmungsvolles Bild Frankreichs im 19. Jahrhundert zu zeichnen. Wie bei
französischen Filmen üblich, sind die Schauspieler bis in die kleinsten Nebenrollen
durchweg gut besetzt. Der milchbärtige Oliver Martinez spielt zurückhaltend und
leise, Juliette Binoche agiert als spröde und selbstbewusste Marquise so
souverän, dass es eine Freude ist. Gerard Depardieu ist in einer Nebenrolle so
unauffällig zu bewundern, dass man sich gar fragt, ob er es denn tatsächlich ist. Ganz
klar, die Stars dieses leisen Films sind die grandiosen Landschaftsaufnahmen,
das Zeitkolorit sowie die zarte Romanze, deren Erfüllung die beiden Hauptprotagonisten
durch ihre Ansichten von Treue und Ehre selbst im Weg stehen.
Die Handlung indes ist nicht sonderlich anspruchsvoll, viel Neues
gibt es hier ebenfalls nicht zu entdecken. Aber wie es bei den meisten
französischen Filmen so üblich ist: Alles ist anders als in den großen
Hollywoodproduktionen. Es geht nicht um weltbewegende Schicksale, die
Schauspieler agieren nicht, als hechelten sie dem nächsten Oskar hinterher, der
Witz des Films entblättert sich in einer leisen Ironie, ohne dass der Zuschauer
mit modernen cineastischen Mitteln mit der Nase draufgestoßen wird. Der Husar
auf dem Dach ist kein Popkornkino – er ist vielmehr ein zarter Bilderbogen,
dessen magischer Wirkung sich alle Beteiligten demütig unterordnen. Und das ist
meiner Meinung nach der größte Pluspunkt dieses Films.