Dank einiger Referenzwerke punktete der französische Horror nicht nur durch seine Kompromisslosigkeit, sondern auch durch einen gewissen Einfallsreichtum. Danach folgten Katastrophen wie "Sheitan" und auch "Die Meute" schlägt in die selbe Kerbe. Die Vormachtsstellung im Genre gehört vorerst der Vergangenheit an. Debütant Franck Richard (Drehbuch und Regisseur) hat sich eine Geschichte aus bekannten Versatzstücken zusammen geschustert, die einen kruden Mix aus Folter- und Monsterhorror darstellt. Und um nicht gleich die zahlreichen negativen Aspekte zu begutachten, muss man ihm durchaus attestieren, dass die düstere und verregnete Kulisse in Verbindung mit dem unheimlichen Score absolut gelungen ist. "Die Meute" kommt in diesem Punkt teilweise Filmen aus den 80er Jahren sehr nahe, denn auch hier wabert stets der Nebel und ein Großteil des Geschehens spielt sich bei Nacht ab. Zumindest eine gute Basis für atmosphärischen Grusel, doch davon ist "Die Meute" meilenweit entfernt. Ein paar gruselige Momente in der zweiten Halbzeit will ich dem Film nicht absprechen, aber das ganze Drumherum ist dermaßen lieblos. Das fängt bei den unsympathischen Charakteren an und hört bei der kruden Story noch längst nicht auf.
Auf ihrer Reise quer durch das Niemandsland, nimmt Charlotte Massot (Émilie Dequenne) den Anhalter Max (Benjamin Biolay) mit. Zusammen landen sie an einem abgelegenen Gasthof, geführt von der seltsamen Mutter La Spack (Yolande Moreau). Eigentlich wollte Max nur mal kurz auf die Toilette, doch er verschwindet spurlos. Als Charlotte ihn sucht, wird sie plötzlich niedergeschlagen und wacht in einem Käfig wieder auf. Anscheinend soll ihr Blut als Nahrung für einen Haufen von Monstern dienen. Auch Max ist wieder aufgetaucht, denn La Spack ist seine Mutter. Ein unvorstellbares Martyrium nimmt seinen Lauf.
Nicht nur Charlotte muss dieses durchleiden, sondern auch der Zuschauer. Denn der Handlungsverlauf wird geprägt von grenzdebilen Dialogen und ganz schwachen Figuren. Man hat nicht mal den Hauch einer Chance mitzufiebern, denn Charlotte und die restliche Riege ist dermaßen unsympathisch, dass diverse Tötungen während des Films kaum schocken. Ganz komisch ist die Figur Chinaski (Philippe Nahon), der sich als Polizist ausgibt und nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben scheint. Denn welcher Mensch hält sein Fahrrad für ein Pferd, oder steckt sich Bleistifte in die Ohren. Richard scheint mit solchen Einlagen und auch den strunzdoofen Bikern eine gewisse Art von Humor entwickeln zu wollen, über den ich in keiner Szene lachen konnte.
Das Ganze wird gepaart mit ein paar blutigen Sequenzen und einer Story ohne Hand und Fuß. So gilt es mit dem Blut der ahnungslosen Opfer ein paar Erdmonster zu besänftigen, die aufgrund eines tragischen Grubenunglücks existieren. Alles wird sehr schleierhaft erklärt, jedenfalls wird Charlotte mit einer eigens entwickelten Maschine das Blut abgesaugt und irgendwann wird sie diesen Monstern dann zum Fraß vorgeworfen. Die torkeln einmal wie Zombies durch die Gegend, dann können sie sich plötzlich wieder flink bewegen. Charlotte startet einige Fluchtversuche und darf mit ansehen, wie ihr Zellengenosse (ein Asiate mit Hut) einen grausamen Tod stirbt. Ein paar solide Goreeffekte hat "Die Meute tatsächlich zu bieten, im Finale muss man sich in einer klapprigen Hütte verbarrikadieren und gegen die Erdmonster kämpfen. Ein bitteres Ende kündigt sich schon recht früh an, lässt den Zuschauer aber völlig kalt. Jegliche Figur ist nur ein Abziehbild, ganz besonders Charlotte fällt dem Zuschauer schnell auf die Nerven.
Dabei ist Émilie Dequenne (Pakt der Wölfe, A Housekeeper) schon längst eine etablierte Größe in Frankreich, doch ihr lustloses Schauspiel hier ist desolat. Benjamin Biolay scheint man aus irgendeiner Hinterhofkneipe gecastet zu haben Philippe Nahon (Gefährten, Humans) macht sich komplett lächerlich.
Optisch kann man eigentlich nicht meckern, düster und dreckig kommt der Film daher, der sparsam gesähte Score passt hervorragend. Aber die doofen Dialoge, die Figuren ohne Hintergrund und die abstruse Story geben "Die Meute" den Rest. Außer ein paar blutigen Einlagen sind die Geschehnisse langweilig, obwohl es im Finale ein paar gruselige Momente gibt. Einen Sympathieträger sucht man hier vergebens. Insgesamt eine unterdurchschnittliche und sehr gewöhnungsbedürftige Mixtur die weder Fisch noch Fleisch ist.