Review

"The Exorcist and The Omen were very successful at the time. The cheerleader movies were also doing an excellent business. I thought I could combine the two elements, stick my tongue firmly in my cheek, and make a fun picture." (Greydon Clark im Q & A mit Cinemachine)

Als Satanist mit Ambitionen hat man es wirklich nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man als Oberhaupt einer solchen unheiligen Vereinigung die ganze Verantwortung auf seinen Schultern mit sich rumschleppen muß. Die ganze Organisation, damit alles wie geschmiert läuft, die Planung der schwarzen Messen, die Errichtung einer würdevollen Opferstätte... und all das böse Treiben muß sich auch noch im Geheimen abspielen. Durch die Dörfer zu ziehen, fröhlich an die Türen zu klopfen und geradeheraus zu fragen, "Hey, wir sind Satanisten, willst du bei uns mitmachen?", ist vielleicht nicht die beste aller Ideen. Insofern ist es im inzestverseuchten amerikanischen Hinterland natürlich schwierig, halbwegs brauchbare Mitglieder zu rekrutieren. Wenn dann das holde Weib auch noch ständig rumnörgelt, ist man sowieso knapp davor, aus der Haut zu fahren. Satanisten sind schließlich auch nur Menschen. Und dann noch die heiklen Sonderwünsche! Der Fürst der Finsternis ist ja kein Kostverächter und stellt hohe Ansprüche. Eine Jungfrau muß es sein, deren Blut man ihm zu Ehren auf dem Altar vergießt. Aber mal ehrlich: Wie groß sind die Chancen, daß die vier heißen Cheerleaderinnen, die man als Opfer auserkoren hat, noch unberührt sind? Die tendieren doch gegen Null, oder? Die brünette Chris bringt es schön auf den Punkt: "Are you kidding, man? I'm no maiden. I've been a cheerleader for three years." Nein, das Leben als Satanisten-Leader ist wahrlich kein Honigschlecken.

Diese unschöne Erfahrung muß auch Sheriff B. L. Bubb (John Ireland, Guyana: Crime of the Century) machen. Er und seine Frau Emmy (Yvonne "Lily Munster" De Carlo) sind Teufelsanbeter aus Leidenschaft. Nun ist die Zeit gekommen für eine zünftige Jungfrauen-Opferung. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Glücklicherweise arbeitet Billy Blanks (Jack Kruschen, The Apartment), einer von Bubbs Leuten, als Hauswart in der Benedict High School. Und so entführt Billy während der Fahrt zu einem Football-Turnier mal eben die Cheerleaderinnen Patti (Kerry Sherman, 48 Hrs.), Chris (Hillary Horan), Debbie (Alisa Powell, The Toolbox Murders) und Sharon (Sherry Marks) sowie deren naive Aufsichtslehrerin Miss Johnson (Jacqueline Cole, Satan's Sadists). Bevor er die potentiellen Opfer allerdings dem Sheriff übergibt, gedenkt er, Kapital aus der Situation zu schlagen und sich mit Patti auf dem Altar zu verlustieren. Der Versuch, sie zu besteigen, endet jedoch im Desaster, und der arme Billy sinkt leblos zu Boden. Sheriff Bubb bekommt das fidele Quintett trotzdem in seine Gewalt, nicht zuletzt dank seiner Männer, die überall im Hinterland verstreut zu sein scheinen. Emmy äußert zwar Bedenken gegen Patti ("She has the power!"), wird vom Göttergatten aber erst ignoriert, dann zurechtgewiesen, und schließlich droht er ihr sogar wüst, wenn sie nicht endlich die Schnauze hält. Und so steht Bubb vor der Frage aller Fragen. Welche der Mädels hat noch keinen Jungen rangelassen und taugt somit als würdiges Opfer für den Höllenfürsten?

Greydon Clark - der Mann, dem wir diesen unwiderstehlich dämlichen Genremix verdanken - lernte sein Handwerk bei niemand Geringerem als Schlockmeister Al Adamson. So schrieb er das Drehbuch für Als Meisterwerk Satan's Sadists (Die Sadisten des Satans) und trat auch vor der Kamera in Gestalt von Acid, einem der satanischen Sadisten, in Erscheinung. Zu sehen ist er außerdem in Hell's Bloody Devils und Dracula vs. Frankenstein. Sein Regiedebüt feierte er 1973 mit Tom (aka The Bad Bunch). Des Weiteren inszenierte er unter anderem Filme wie Black Shampoo (1976), Hi-Riders (1978), den kultigen Without Warning (Das Geheimnis der fliegenden Teufel, 1980), Wacko (1982), Joysticks (1983), Uninvited (1988), Lambada, the Forbidden Dance (1990), Dance Macabre (1992), Dark Future (1994) und Stargames (1998). Ich muß zugeben, ich mag seine "fliegenden Teufel" ja sehr gerne, aber mit Satan's Cheerleaders hat sich der am 7. Februar 1943 in Michigan geborene Filmemacher selbst übertroffen. Ich hoffe, ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, daß Satan's Cheerleaders der beste Film ist, in dem es flotte Cheerleaderinnen mit bösen Satanisten zu tun bekommen. Echt jetzt. Das ist ein so wunderbar hinreißendes Exploitation-Movie, wie man es selbst in den wilden Siebzigern nur schwerlich findet. Verzapft wurde dieser saucoole Knallfrosch von einem Film von Greydon Clark und Alvin L. Fast (Co-Drehbuchautor von Tobe Hoopers Eaten Alive), und dafür gebührt ihnen meiner bescheidenen Meinung nach die Aufnahme in die Ruhmeshalle des Exploitationfilms.

Satan's Cheerleaders beginnt als unbeschwerte Teenie-Komödie. Etwa eine halbe Stunde lang verfolgen wir unsere kecken, leichtbekleideten Heldinnen durch ihren ereignisreichen Alltag. Sei es am Strand, wo die Vier ihre Cheerleader-Choreographie üben, mit einer rivalisierenden Clique aneinandergeraten und den Footballcoach (Joseph Carlo) derbst zurechtstutzen, sei es vor der Schule, wo sie sich auf eine kleine Wasserbombenschlacht einlassen, sei es in der Garderobe, wo sie einem perfiden Streich zum Opfer fallen und plötzlich Besuch von hohen Herrschaften bekommen, das alles ist erst mal ein großer, lockerer, harmloser Spaß, garniert mit frechen Sprüchen, ein paar Titten und vielen Ärschen, witzigen Situationen und einer coolen Mucke, wo z. B. die Pop-Kapelle Sonoma darüber sinniert, Who You Gonna Love Tonight? Dann geht es ab zu einem Footballmatch, und der Ton kippt. Ein wenig. Denn trotz all der Horrormotive, die plötzlich die beschwingte Geschichte infiltrieren, liegt der Fokus weiterhin auf "Fun". Die Stimmung bleibt locker und wird zu keiner Zeit unangenehm, selbst wenn es den Cheerleaderinnen an den Kragen gehen soll, es zu einer (Off-Screen-)Vergewaltigung kommt und eine Figur (ebenfalls Off-Screen) von den fiesen Dobermännern Lucifer und Diablo zerrissen wird. Satan's Cheerleaders bleibt immer eine Art Komödie, nicht zuletzt dank der Charakterisierung der Hinterwäldler-Satanisten.

Diese Truppe ist nämlich ein dermaßen bescheuerter Haufen, daß man nur breit grinsend den Kopf schütteln kann. Angefangen beim von allen belächelten, stotternden Schulwart Billy über den debilen, mit einer Mistgabel herumfuchtelnden Farmer (Michael Donovan O'Donnell) bis zu einem ständig lächelnden Mönch (Charlie Chaplins Sohn Sydney, A doppia faccia) und der Frau des Sheriffs, die sich an einer Teufelsbeschwörung versucht und kläglich scheitert, das sind alles herrlich belämmerte Pappnasen, die überhaupt nichts auf die Reihe bekommen. Und Sheriff Bubb ist da mitnichten eine Ausnahme, wie uns der schöne kleine Twist gegen Ende eindrucksvoll vor Augen führt. Auch wenn man es dem Film nicht wirklich ansieht... vor und hinter der Kamera tummelte sich einiges an Talent. Neben den teils Oscar-nominierten Schauspielern ist John Carradine (Shock Waves) in einer kleinen aber irren Nebenrolle zu sehen. Die (durchaus beachtliche) Kameraarbeit geht auf das Konto von Dean Cundey (Halloween), als Script Supervisor agierte Debra Hill (1950 – 2005), die es im Jahr darauf Dean Cundey gleichtat und eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit John Carpenter (Halloween, The Fog, Escape from New York) begann. Und als Regieassistent fungierte Donn Greer, auf dessen Konto ein total abgefahrenes Exploitation-Movie namens The Goddaughter (1972) geht.

Über den Humor in Satan's Cheerleaders läßt sich lange diskutieren. Einerseits sind viele Szenen und Dialoge offensichtlich komödiantisch angelegt, da gibt es kein Vertun. Andererseits allerdings gibt es auch zahllose Momente des versteckten, leisen, subtilen Witzes, wo man leicht verwirrt zu rätseln beginnt, ob das jetzt tatsächlich lustig gemeint ist oder nicht. Als Beispiel führe ich mal den Steinaltar an, auf dem das Blut der Jungfrauen vergossen werden soll. Eine schmucklose, etwas über einen halben Meter hohe, längliche Steinschlichtung - bedeckt mit einer dünnen Matte (die Jungfrauen sollen es ja nicht allzu unbequem haben, wenn sie geopfert werden) -, an deren einem Ende ein dicker, kantiger Pflock steckt, an dem eine böse guckende, metallene Dämonenmaske, die frappierend einem Löwenkopf ähnelt, hängt. Was zum Deibel? Und einen sonderlich stabilen Eindruck macht der Pflock mit der Maske auch nicht, schaukelt er doch bei den dämonischen Windböen fröhlich hin und her. Ja, Satan's Cheerleaders mag haarsträubender Unfug aus einer längst vergangenen Ära sein, aber wenn man sich auf den skurrilen, zugegebenermaßen etwas spröden Charme des Streifens einläßt, dann wird man reich belohnt. Nicht mit einem guten Film, Gott bewahre, aber mit einem verdammt geilen Film, in den man sich auf Anhieb verliebt.

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