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Vampirfilme? In der Regel überhaupt nicht mein Ding. Deutsche Filme? Erst recht nicht mein Ding! Wie also stufe ich diesen deutschen Vampirfilm ein, der zumindest einen originellen Titel hat : "Wir sind die Nacht!"? Gilt die Regel "Minus mal Minus ergibt Plus" oder "Gleich und Gleich gesellt sich gern, in diesem Fall Schlecht und Schlecht"? Nun zu meiner, recht leichten, Überraschung würde ich fast sagen "Plus Minus Null". Zwar ist "Wir sind die Nacht" jetzt keine Perle aus dem deutschen Kino und auch als Vampirfilm gesehen eher eine Flaute, doch der Film bietet zumindest mal was Neues, was das deutsche Kino betrifft. Warum sie ausgerechnet einen Vampirfilm bringen kann man nur mit dem übertriebenen Hype um die Twilight-Filme begründen. Doch so fair muss ich sein, dieser Film gefiel mir nicht ganz so gut wie Twilight. Bei Twilight mochte ich immerhin, dass die Vampire endlich mal anders dargestellt wurden und das auf diese ganzen Knoblauch, Sonnenstrahl und Reißzähne Albernheiten verzichtet wurde. In diesem deutschen Film sind die Vampire wieder so, wie man sie kennt und wirken dadurch irgendwie nicht sonderlich originell. Im Prinzip kennt man diesen ganzen Kram schon, man weiß was passieren wird und man weiß auch in welche Richtung sich das Alles entwickeln wird. Ebenfalls total albern fand ich die völlig überzogene Verwandlungsszene von Lena, die schon fast ins märchenhafte Kitsch ala "Das hässliche Entlein" übergeht. Auch wenn hier wieder die Vampire so langweilig sind, wie in den meisten anderen Vampirfilmen, fällt deutlich auf, dass trotzdem ordentlich bei Twilight geklaut wurde. Die größte Auffälligkeit dürfte wohl Anna Fischer als "Nora" sein, die fast wie eine 1:1 Kopie von Alice Cullen wirkt. Nur das Anna Fischer leider entsetzlich, zumindest in diesem Film, schauspielert und man das Gefühl bekommt, dass sie ihre Rolle zu keiner Stunde ernst nimmt. Ihre Performance ist derart platt und ausdruckslos, dass das ganze schon fast dass Niveau einer Theateraufführung aus der Grundschule hat. So ist es übrigens mit fast allen Schauspielern in diesem Film. Hier wird wieder deutlich, dass Deutschland wirklich einen riesen Mangel an talentierte Schauspieler hat. Aber der Film beweist auch, dass es Ausnahmen gibt. Karoline Herfurth, die für mich einer der besten, wenn nicht sogar zur Zeit DIE beste deutsche Schauspielerin ist, macht einen wirklich hervorragenden Job und spielt ihre Rolle sehr glaubwürdig und voller Emotionen, auch wenn sie mir im Film ein kleinen Tick zu oft rum heult. Auch Nina Hoss spielt ganz ordentlich, auch wenn ihre Figur an sich extrem viel Potenzial verschenkt und sie auf Dauer auch nerven kann. Zudem wird sie schauspielerisch gnadenlos von Karoline Herfurth an die Wand gespielt. Nina Hoss spielt den Vampir "Louise" zwar völlig solide, doch man nimmt der Figur an sich ihr Handeln einfach nicht ab. Zumal wird sie am Ende sogar richtig peinlich, wenn es dann mit diesem völlig absurden "Sag, dass du mich liebst" Geschwafel los geht. Zu guter Letzt haben wir noch Max Riemelt, der irgendwie ein Liebling von Regisseur Dennis Gansel ist, denn er hat schon in den beiden grandiosen Filmen "Die Welle" und "Napola" mitgespielt, wo Gansel ebenfalls Regie geführt hat. Auch Max Riemelt spielt wieder einmal grandios und er verkörpert die wahrscheinlich sympathischste Figur im ganzen Film. Zwar verkörpert er seine Rolle hier nicht ganz so überragend wie in "Die Welle" oder "Napola", aber dafür, dass es sich hier um einen deutschen Vampirfilm handelt, macht er seine Sache sehr gut. Die Empfehlung ist diesmal eine ganz klare Sache. Ist man ein riesiger Vampirfan, sollte man sich "Wir sind die Nacht" auf jeden Fall angucken, denn so fair muss man sein : Es gibt deutlich schlechtere Vampirfilme. Allerdings mangelt es dem Film, bis auf 3 Ausnahmen, an guten Schauspielern und die Story entwickelt sich, besonders gegen Ende, immer mehr ins Negative und lässt den Zuschauer am Ende unbefriedigt zurück.


Fazit : Karoline Herfurth und Max Riemelt retten diesen Film so ein bisschen. Die Musik ist perfekt, die Schauspielerei alles Andere als das. "Wir sind die Nacht" will mehr sein als er ist, was ihm aber leider zu keiner Sekunde gelingt. Somit bleibt der Film dann doch eher absolute Standardkost aus der Vampirkiste.


6,5/10

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