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Prozac Nation ist die Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Romans von Elizabeth Wurtzel, hier gespielt von Christina Ricci. Der Film spielt in der Mitte der achtziger Jahre und zeigt größtenteils Elizabeths Zeit an der Eliteuni Harvard, an die sie von ihrer kontrollsüchtigen Mutter geschickt wird um ein besseres Leben zu beginnen. Unfähig Beziehungen zu anderen Menschen aufrechtzuerhalten, ohne diese zu zerstören und unfähig ihrer Leidenschaft dem Schreiben nachzukommen, versinkt sie in Depressionen und einem selbstzerstörerischen Leben zwischen Drogen, Partys und Psychotherapie.

Mit der Prämisse einen Film über eine Person zu machen, deren Hauptproblem es ist nicht zu wissen was denn eigentlich ihr Problem ist, scheitert der Film von Anfang an, da man wirklich nicht vom Zuschauer erwarten kann, diese Person zu verstehen oder sich gar mit ihr zu identifizieren. Der Film versucht uns nie wirklich und das Innenleben von Elizabeth näher zu bringen, wir sehen immer nur Reaktionen, begreifen zwar deren Logik, nie aber deren Ursache. Auch die unzähligen Voiceover von Ricci helfen dem Verständnis nicht auf die Sprünge. Das ganze bleibt somit sehr oberflächlich. Die Verbindung zum Antidepressivum Prozac wird erst am Ende geschlagen, aber zu dem Zeitpunkt fragt man sich erst recht was das ganze überhaupt soll. Kritisiert der Film hier die Arzneimittelindustrie, die Veränderung der Persönlichkeit, die Unterdrückung von Individualität durch Medikamente, wie es die Texttafel vor den Credits vermuten lässt? Oder will man einfach nur zeigen vie viele depressive Menschen durch die Gegend wandeln? Überhaupt einen Film über Depressionen zu machen und lediglich ein Fallbeispiel vorzuführen ohne auf Ursachenforschung zu gehen ist etwas arg wenig. Zur Visualisierung hat man versucht ab und an moderne Kameratricks wie Zeitrafferaufnahmen, verschiedene Verzerrungen oder Bildmontagen zu verwenden, doch die technische Umsetzung ist meist etwas dürftig und befremdet mehr als sie dem Film nützt. Richtig peinlich ist zudem eine Szene, in der Elizabeth sich im Krankenhaus das Challanger-Unglück im Fernsehen anschaut während gleichzeitig ihre Mutter, in ständigen Gegenschnitten, überfallen und zusammengeschlagen wird. Negativ fallen auch die ungeschickt platzierten Rück und Vorblenden auf.

Den Darstellern kann man eigentlich keinen Vorwurf mache, wenn sich Christina Ricci zu ihrer Geburtstagsparty voll laufen lässt und ihre Familie vollpöbelt, ist das klasse gespielt, wie eigentlich alle Szenen für sich allein betrachtet. Aber sie schafft es nicht über den Film hinweg eine Figur zu schaffen, um die sich der Zuschauer sorgt, zu unvorhersehbar sind ihre Stimmungswechsel und so unfähig ist sie, allein mit Selbstmitleid Sympathie zu schaffen. Eine klasse Vorstellung gibt auf jeden Fall Jessica Lange als Elizabeths Mutter. Wenn sich die beiden bekriegen, fesselt der Film tatsächlich. Die restlichen Darsteller sind solide, Jason Biggs gibt seine Standartstudentenrolle, Anne Heche und Michelle Williams haben nicht wirklich viel zu tun, was großartige darstellerische Fähigkeiten erfordern würde.

Fazit: Prozac Nation ist ein klassisches Außenseiterdrama, dass einfach nicht zum Punkt kommt. Im Prinzip ist der Film eine Aneinanderreihung superb gespielter zwischenmenschlicher Konfrontationen, jedoch fehlt völlig der Rahmen und die Hauptfigur ist dem Zuschauer am Ende, welches wirklich extrem abgehackt daherkommt, immer noch so fremd wie bei der ersten Begegnung. Kann man sich mal anschauen, aber insgesamt ist der Film verschenkt, da nie klar wird was er eigentlich sagen oder zeigen will.

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