Review

Es gibt je mittlerweile zwei Dinge, die ich im Horrorfilmbereich nicht mehr abkann:

1. Der sogenannte Tortureporn, also Filme, die sich mit einzig und allein mit dem Quälen meist junger Menschen beschäftigen und seit seligen SAW und Hostel-Zeiten nicht mehr weiterentwickelt haben und meist ein noch starrerers Korsett als die wöchentlich ausgesch(m)issenen Zombieflicks haben.

Und 2. die immer und immer wiederkehrende Betonung "based on true events". Das ich nicht lache! Wenn ich nur 5 Minuten im World Wide Web herumsuche, finde ich immer irgend etwas, das ansatzweise meinen billig produzierten Schund rechtfertigt.

Umso verblüffender, dass im Falle von Caged die "Events" tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruhen. So wurden Ende der 90er in der Region Kosovo zahlreiche serbische Zivilisten entführt und teilweise bei lebendigem Leib ihrer Organe beraubt - die westlichen Krankenhäuser freuten sich. Wer sich also für den Hintergrund des französischen Thrillers (und ich sage extra nicht Horrorfilms, aber dazu komme ich gleich) interessiert, braucht nur mal "Gelbes Haus" oder "Untersuchungsbericht von Carla del Ponte" googeln.

Damit hätte ich auch schon den Großteil der Story umrissen, denn hier geht es um drei Ärzte, die auf ihrer Heimreise eine vermeintliche Abkürzung (war ja klar) nehmen und serbischen Organhändlern in die Hände fallen.

Warum ist Caged kein richtiger Horrorfilm? Im Gegensatz zu dem Groß der Vertreter seiner Gattung, legt Caged einen recht erheblichen Schwerpunkt auf seien Figuren und die Ausweglosigkeit der Situation und nicht auf einfache Schockeffekte und (das wird viele entäuschen) blutiges Gekröse. Zwar versucht man nach der anfänglichen Panik, der danach einsetzenden Resignation dann auch einen Schwerpunkt auf Fluchtversuch und Katharsis, aber seltenst mit expolitativen Mitteln. Klar, man fiebert mit den Personen mit, aber Ekel- oder gar Schockeffekte gibt es kaum. Fast könnte man, durch die Beschränktheit der Lokation von einem Kammerspiel sprechen.

Sehr gut hat mir die - wie so oft in französischen Filmen - Bildsprache und einige nette Ideen gefallen, wie etwa die Idee, den ersten Einbruch des "Schreckens" in einer Art Halbschlafsequenz zu zeigen, die für eine der Hauptpersonen erstmal gar nicht ersichtlich werden lässt, ob es sich nicht doch um einen Traum handelt. Auch die Schauspieler sind gar nicht schlecht und entsprechen von ihrem Äusseren her auch nicht dem Standardrepertoire unglaubwürdiger Tennienulpen, der Kollegen aus Übersee. Hier sei als Beispiel etwa Train oder eben Hostel genannt.

Die Ausweglosigkeit der Situation war gut dargestellt und lässt immer wieder mitfiebern, auch wenn man all das ja schonmal ähnlich gesehen hat.

Diese "Standardstory" und auch die begrenzte Sicht des Films - durch die man eigentlich nie weiß was sich ausserhalb des "Gefängnisses" abspielt ist gleichzeitig Fluch und Segen. Man weiß halt wie´s ausgehen wird, man weiß wer überleben wird und man hätte sehr gerne mehr Details über die Hintergründe des Ganzen (gerade wenn man sich die wahre Geschichte liest) erfahren.

Nichtsdestotrotz, ist Caged ein ganz netter und recht spannender - und ddamit eben auch ein besserer - Vertreter seiner Zunft und gerade ob seiner Bodenständigkeit eine Empfehlung meinerseits.

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