Es beginnt betont sachlich, ruhig, quasi ohne Musik entfaltet LOVE CRIME gleich die Atmosphäre des gehobenen Dramas, ohne jedoch nicht schon kleine Spannungsspitzen durchblicken zu lassen, die auf reichlich Irritierung bis zum Ende sorgen werden. Die Geschichte von Christine (Kristin Scott Thomas) als Chefin von Isa (Ludivine Sagnier) und wie beide aneinander geraten aufgrund beiderseitiger beruflicher Profilierung ist zum einen federleicht erzählt und man kann es auch mit eigener beruflicher Erfahrung gut nachvollziehen.
Zum anderen gibt es sehr schwarzhumorige Einlagen und mitten im Film wähnt man sich kurz sogar im Giallo Genre. Der Film mit dem deutschen Titel mit leichter Schwerpunktsverschiebung LIEBE UND INTRIGEN (im franz. Original: Crime d'amour) stellt ca. in der Mitte des Films den Zuschauer vor eine ziemlich überraschende Wende, und man stellt sich die Frage, was denn nur verdammt noch mal im Rest der Laufzeit noch passieren soll. Diese vermeintliche Lücke wird sehr gut geschlossen.
Aber auch auf diesem Weg wird man weiter irritiert und weiß die Vorkommnisse nicht recht einzuordnen. Aber sind solche Filme nicht spannend. Zumindest wenn das Ende die durch diese Dramaturgie eben hochgeschraubte Erwartungen auch erfüllen kann. Das tut das Ende aus meiner Sicht, wenn auch ein wenig holperig, aber es funktioniert und die Pointe sitzt. Für mich hat LOVE CRIME nicht nur die o.g. Stärken.
Die nach 2 Minuten schon mit dem Dampfhammer angedeutete homoerotische Affäre wirkt phasenweise, steif und aufgesetzt und auch andere Situationen hat die Dramaturgie und das Timing der Regie nicht vollends im Griff und es tauchen sowohl kleine Längen als auch leicht lächerliche Situationen auf, ohne dass der Film auch im Ansatz selbst ins humoristische abschweifen möchte. Auch der in deutsche “übersetzte“ engl. Akzent der Firmenbosse wirkt eher etwas antiquiert.
Der fast nicht vorhandene Musikansatz am Anfang wird später durch eine fast durchweg nervende Mischung aus indischer Musik und einem sterbenden Saxophon ersetzt. Schade, hier hätte der Stil aus dem ersten Teil des Films besser gepasst. Es wird übrigens Remake von Brian de Palma geben mit dem Namen PASSION bei dem die Beziehungskomponente zwischen den Protagonistinnen noch mehr im Vordergrund steht.
Die im Moment zu Recht gehypte Noomi Rapace und Rachel McAdams übernehmen die entsprechenden Rollen deren Verteilung in Chefin und Angestellte den werten LeserInnen hiermit als einfaches Rätsel überlassen wird. Wie viele andere europäische oder asiatische Filme, oder auch ZIEMLICH BESTE FREUNDE, hat LOVE CRIME kein US-Remake nötig. Dafür ist er von den wenigen genannten Dingen abgesehen schon recht perfekt und kann somit für Freunde (französischer) Dramen mit schwarzhumoriger Unterlage bestens empfohlen werden.
7/10 Schals....äh,....Punkten