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Mitch (Colin Farrell) kommt frisch aus dem Knast und hat keine Pläne aber das Wissen nie wieder hinter Gittern landen zu wollen.

Zufällig lernt er die Schauspielerin Charlotte (Keira Knightley) kennen, die ihm einen Job als Hausmeister auf ihrem von Reportern belagerten Anwesen offeriert. Als er sich dort vorstellt, trifft er auf Charlottes Mädchen für alles, den dauerbekifften Jordan (David Thewlis), der ihm seine Aufgaben erklärt.

Nahezu gleichzeitig bietet ihm Mr. Gant (Ray Winstone), eine lokale Unterwelt-Größe, einen Posten in seiner Organisation an. Quasi zum Einstand soll Mitch denjenigen geliefert bekommen, der ihn einst ins Gefängnis gebracht hat. Dummerweise trifft es die falsche Person, woraufhin Gant diese kaltblütig tötet. Mitch weigert sich daraufhin mit Gant zusammenzuarbeiten und bringt dadurch sich und andere in tödliche Gefahr....

„London Boulevard“ ist das Regie-Debut von William Monahan, der u.a. die Drehbücher zu „Body Of Lies“, „The Departed“ und „Kingdom Of Heaven“ schrieb. Mit Blick auf die genannten Film-Titel und dem Wissen, dass Monahan auch das Script zu seinem eigenen Erstling schrieb wäre einiges zu erwarten gewesen. Speziell wenn man noch einen Cast mit Colin Farrell, Keira Knightley, Ray Winstone, David Thewlis u.a. für ein solches Projekt gewinnen konnte. Das Endergebnis ist jedoch trotz all dem versammelten Können eher als durchwachsen zu bezeichnen.

Die Hauptgründe dürften hier im Drehbuch zu finden sein, das auf Ken Bruens gleichnamigem Roman basiert. Ohne das Buch zu kennen lässt sich an dieser Stelle leider nicht feststellen, ob darin die gleichen Schwächen enthalten sind oder ob diese auf Monahans Kappe gehen.

Die Grundprämisse des Gangsters, der nicht mehr in den Knast will, dem alten Leben abschwört um dann schließlich doch von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden ist schon mal ein ganz alter Hut, auch die damit verbundene Bedrohung für das Umfeld des Helden inkl. Familie und Love-Interest. Eine weitere Verfilmung dieser Elemente ist in etwa so nötig wie die Beulenpest am Hals zu haben. Um derlei Geschichten etwas für den Zuschauer neues oder interessantes abgewinnen zu können, griff man in diesem Fall auf eine stilisierte Inszenierung zurück, die in Sachen schräge Nebendarsteller an einen Guy Richie Film erinnern mag und sich vor allem durch den Extrem-Einsatz des Songs „Heart of Stone“ auszeichnet, der bei allen passenden und unpassenden Szenen heruntergedudelt wird.

So erlebt der Zuschauer dann eine Mischung aus hippem und unterhaltsamem Londoner East-End Gangsterfilm, einem Schuss Drama und einer Love-Story....

Und genau hier kommen zwei der entscheidenden Gründe für die Schwächen des Films ins Spiel – Love-Story und Drama. Die Love-Story zwischen Mitch und Charlotte ist dabei noch das größere Übel, da sie in keinster Weise Tiefe hat, bestenfalls dazu dient den Handlungsverlauf an einigen Ecken daran aufzuhängen und vor allem, weil Keira Knightley so scheintot spielt wie sie hier auch aussieht.

Den dramatischen Teil könnte man noch ertragen, da er überwiegend von den Schauspielern getragen wird, die allesamt sehr gut aufspielen. Aber so richtig in die Gänge kommt auch dieser Teil des Films nicht, da er einfach zu wenig Substanz hat, irgendwo zwischen den ganzen teilweise unsinnigen und unausgegorenen Nebenplots im Laufe der Spielzeit total absäuft. Erst in den letzten ca. 15 Minuten gibt es von dieser Seite wieder ein Lebenszeichen als der Kampf zwischen Mitch und Gant offen ausbricht, welcher zugegebenermaßen recht gelungen inszeniert ist.

Einige der erwähnten Nebenplots sind zB. der vor Charlottes Haus herumlungernde, als Fotograf getarnte Stalker, der absolut keinen Sinn zu machen scheint oder auch der in zwei Szenen auftauchende frühere Bewohner von Mitchs Haus, der zwar total unnötig ist, aber wenigstens noch dem Zweck eines Mordopfers.

Betrachtet man die hier versammelten Darsteller/innen, dann kann einem auf Grund solch unnötiger Szenen fast die Hutschnur platzen, wenn man von den herrlich schrägen Nebenrollen zB. Eddie Marsan als Inspector Bailey oder auch Anna Friel als Mitchs Schwester Briony nur einige wenige Szenen zu sehen bekommt. Wirklich schade um die mit viel Spiellaune agierenden Akteure!

In Sachen Screentime kommen andere deutlich besser weg, zB. Hauptdarsteller Farrell, der genauso rundum zu überzeugen versteht wie Ray Winstone und vor allem David Thewlis, der sowas von cool und abgedriftet wirkt, dass es eine wahre Freude ist ihm zuzuschauen.

So gut das gesamte Darsteller-Ensemble auch aufspielt, die inhaltlichen Schwächen von „London Boulevard“ können sie leider nie vollständig kaschieren und so wirkt der Film zwar über die meiste Zeit unterhaltsam ohne aber über den Status einer Patchwork-Produktion hinauszukommen, die von einzelnen Momenten/Szenen lebt, ohne ein stimmiges Ganzes zu ergeben.

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