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„24 Stunden Angst“ ist ein 08/15-Thriller aus Hollywood, der zwar mit einigen Ideen, aber keiner wirklich tollen Umsetzung aufwarten kann.
Joe Hickey (Kevin Bacon) ist im Bereich Entführung die absolute Koryphäe: Bereits viermal hat er Kinder nach seinem Plan entführt, der nicht länger als 24 Stunden dauert, viermal hat er unerkannt kassiert und viermal hat man Eltern und Kind wiedervereint. Moment mal, wiedervereint? Da haben wir schon den ersten großen Schnitzer im Film, denn dadurch wird die Fieslingsriege gleich zu sympathisch und wirkt nicht unbedingt gefährlich.
Als potentielle Opfer trollen derweil Dr. Will Jennings (Stuart Townsend), seine Frau Karen (Charlize Theron) und ihre Tochter Abby (Dakota Fanning) durch ihr Haus am Strand, doch der Papi muss noch weg auf eine Konferenz. Das ist dann schon mal soviel zuckersüße Idylle, dass der Zuschauer direkt dankbar ist als Joe nebst Cousin Marvin (Pruitt Taylor Vince) anstiefelt und Abby entführt.

Marvin schraddelt mit Abby zu einer Waldhütte, während Joe bei Karen bleibt und Joes Ehefrau Cheryl (Courtney Love) Will bei der Konferenz abfängt und mit vorgehaltener Waffe im Hotelzimmer festhält. Joe will sein Geld in 24 Stunden, kontrolliert durch Anrufe bei seinen Kumpanen, dass alles nach Plan läuft und die Eltern scheinen machtlos…
Die Geschichte von „24 Stunden Angst“ ist an sich ziemlich spannend, da die Idee mit dem Plan und den drei getrennt voneinander operierenden Entführern wirklich Potential hat. Zwar könnte man etwas mehr darüber erfahren und über die ominösen Regeln, über die Joe ständig quatscht, doch letzten Endes wäre hier Potential für einen Hochspannungsthriller vorhanden. Ebenfalls interessant ist auch die Tatsache, dass kleine Details den Plan immer wieder gefährden: Joe hat übersehen, dass Abby Asthma hat, Cheryl fühlt sich zu sicher (schließlich ist Will darauf angewiesen, dass sie die Anrufe beantwortet) und schläft ein usw.
Leider verzettelt sich „24 Stunden Angst“ im weiteren Verlauf und verliert gegen Ende den Faden. Die Idee mit der Telefongesellschaft macht ja noch Sinn, aber das Auftauchen des FBI bringt den Film kein Stück weiter und scheint lediglich den Plot strecken zu sollen. Zudem erscheinen die Entführer zu harmlos, teilweise menschelt es bei ihnen und *SPOILER* selbst Joe wird trotz Psychoallüren nur angeschossen und zum Schluss in einen Krankenwagen gestopft. *SPOILER ENDE* Auch das Actionfinale wirkt etwas aufgesetzt, aber bringt immerhin ein paar Schauwerte und etwas Drive in den Film (vor allem der Crash ist wirklich spektakulär in Szene gesetzt).

Zudem gibt es immer wieder kleinere Längen, vor allem wenn „24 Stunden Angst“ auf massive Klischees zurückgreift: Dass Marvin der liebenswerte, kinderfreundliche Simpel ist, geht noch durch, aber Joe als Klischeepsycho ist doch zu sehr over the top. Stets gewaltbereit, teilweise cholerisch und dann will er auch noch (Klischee lass nach) die Mutti in die Kiste zerren (was den Plan in Gefahr bringt), da weiß man gar nicht ob man lachen oder einfach nur gähnen soll. Mit diesen Schwächen bombardiert „24 Stunden Angst“ seinen an sich spannenden Plot ständig und versinkt im Mittelmaß. Da helfen dann auch spannende Einzelmomente (z.B. Wills Angriff mit dem Injektor) nur noch wenig.
Darstellerisch wechseln sich hier Licht und Schatten ab. Charlize Theron liefert als Mutter in Angst eine überzeugende Leistung ab, während Kevin Bacon seine Rolle routiniert durchzieht, wenn auch Probleme hat gegen die arg lächerlichen Klischees seiner Rolle anzuspielen. Dakota Fanning und Pruitt Taylor Vince spielen ganz solide, während Stuart Townsend so aussieht, als hätte er gar keinen Bock hier mitzuspielen. Schlimmer ist da nur noch Courtney Love die den Eindruck macht, als habe sie drei Nächte durchgekokst bevor sie zum Dreh erschien.

Letzten Endes ist „24 Stunden Angst“ leider bloß Mittelmaß geworden, trotz guter Grundidee und spannenden Einzelmomenten, da der Film doch so seine Längen hat und gegen Ende deutlich aus dem Takt gerät.

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