Immer öfter versucht die Filmindustrie Russlands, eigene Produktionen ins Rennen gegen die übermächtige Konkurrenz aus Hollywood zu schicken. Da wird dann beispielsweise matrixmäßig Moskau vor bösen Hexen aus der Dunkelheit gehievt oder heldenhaft im Alleingang das Vaterland vor den Nazis gerettet. Dass die Produktionen aus Mütterchen Russland meist nur den kleinsten Bruchteil der Referenzwerke aus dem Westen kosten, sieht man den in der Heimat sehr erfolgreichen, in Europa jedoch meist floppenden Streifen zu jeder Sekunde Film an. Um das romanbasierende Epos „Wächter des Tages - Dvenoi Dozor" (2006) ins Leben zu rufen, musste man etwa nur lausige 4,2 Millionen amerikanische Dollar berappen. Eine entsprechende US-Produktion hätte vermutlich das Zehn- bis Zwanzigfache an Budget verschlungen. „Kriegssöldner - The Killer War" (vermutlich der Gewinner des diesjährigen Billigverleihwettbewerbs zum dümmsten Titel des Jahres) nimmt sich nun „John Rambo" (2008) lose als Vorbild und schickt eine Gruppe flecktarngekleideter Profis als search-and-rescue Mission in den thailändischen Dschungel. Um das Ganze auch im Westen vermarkten zu können, wurden zudem Rutger Hauer und Michael Madsen als B-Film Zugpferde rekrutiert. Wirklich besser macht das das Resultat erwartungsgemäß nicht.
Der schwerreiche Industriemagnat Hunt (Rutger Hauer) hat mittels des deutschen Feuersalamanders (!) eine Formel entdeckt, wie man Menschen verjüngen kann. Das wäre soweit doch eine klasse Sache, wenn es nicht die blöden Nebenwirkungen gäbe - wie blindwütige Aggression oder suizidales Verhalten! Eine russische Wissenschaftlerin bemerkt im südostasiatischen Dschungel Hunts Machenschaften und lässt sich natürlich nicht lange bitten, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Das will verhindert werden, also schickt Hunt ein Kommando unter der Leitung des skrupellosen Rik (Michael Madsen) Richtung Forscherin los, um sie von ihrem Vorhaben dauerhaft abzuhalten. Das kann Russland freilich nicht auf sich sitzen lassen und sendet seinerseits eine Elitetruppe an durchwegs sympathischen Knuddel- und Beautysöldnern los, der Frau das Leben zu retten.
Zwar ist „Kriegssöldner" nicht ganz der billige Abklatsch, den man sonst aus Russland gewohnt ist, doch reicht es nicht wirklich dazu, den, wenn auch nur einmaligen Genuss nahezulegen. „The Killer War" ist allerdings wiederum auch nicht schlecht genug, um sich in bester C-Film-Manier köstlich über den vorgesetzten Mumpitz lustig machen zu können. Der Streifen ist eine Art nicht zu gebrauchendes Mittelding. Darsteller und Drehbuch schlittern stets haarscharf am Trash vorbei. Dass man natürlich meilenweit vom filmischen Vorbild entfernt ist, dem nicht nur visuell, sondern auch storytechnisch versucht wird nachzueifern, bedarf natürlich keiner weiteren Erwähnung. Es werden die üblichen Probleme innerhalb der im undurchdringlichen Grün gestrandeten Gruppe gewälzt und nicht nur einmal das Gute im eigenen Ich entdeckt. Hier müssen fast alle schon bei Stallone getroffenen Entscheidungen ein zweites Mal gefällt werden. Und wieder entpuppen sich bezahlte Söldner als (fleck-)getarnte Mutter Theresas.
Positiv anzumerken ist, und das muss deutlich unterstrichen werden, der praktisch nicht vorhandene Leerlauf. Hier wird kaum eine Minute mit unwesentlichem Gequatsche gelangweilt, sondern die Handlung verliert - so einfallslos und etwas zu zusammengestöpselt sie natürlich ist - nie an Fahrt. Das können die meisten ähnlich gearteten Produktionen nicht von sich behaupten. Die häufigen Ballereien sehen ebenfalls recht ansprechend aus. Auch wenn viel fehlt, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben, die Inszenierung passt halbwegs. Den Darstellern überzeugende Motivation anzudichten, wäre dann aber wieder zuviel des Guten. Gleichgültig und gelangweilt wird da gekillt und dort belanglos abgetreten. Keiner der hier durchs Bild geschobenen Schnarchnasen ermöglicht irgendeine Form der Identifikation - vom Chefsöldner bis zum jugendlichen Computerexperten, dessen einziger Job es ist, wieder und wieder „Verbindung zum Internet herzustellen" (Hätte einer der Uniformierten oder Wissenschaftler der Gruppe mehr Grips als es sein Äußeres vermuten lässt, könnte man das selber machen). So nimmt man es auch achselzuckend hin, wenn selbst die Hauptfiguren wieder und wieder unvermittelt vom Schachbrett genommen werden.
„Kriegssöldner - The Killer War" ist trotz des hirnzermanscht debilen Titels kein Trashfilm. Und wenn er auch besser ist als die übliche Russenretorte à la „Apocalypse Code", „Russian Transporter", „Phantom Kommando" oder „Paradox Soldiers", so reicht der Genrebeitrag aus dem ehemaligen Ostblock bei Weitem nicht an seine westlichen Vorlagen heran. Man kann nur hoffen, dass die Knalltüten hier aus dem Land der Babuschka nicht tief im südostasiatischen Dschungel dem Griesgram Rambo über den Weg laufen und auf dem falschen Fuß erwischen. Das wäre dann zwar ein unterhaltsam blutiger, jedoch recht kurzer Kampf.