Allmählich hat sich Jason Statham ja als rechtmäßiger Erbe aller kampfsporterprobten kaukasoiden B-Stars etabliert, während die halbe Welt, die die Videoära seit den 80ern miterlebt hat ja immer noch den leicht verfetteten Stars der Vergangenheit hinterhertrauert, so daß diese sogar in Ensemble-Produktionen wie "The Expendables" ein nettes Beisammensein feiern.
Der Mann ist immer noch keine 40 Jahre alt, schön kantig, von rauhem Charme und dennoch würde sofort jeder ein Bierchen zischen gehen, nachdem Statham vor der Tür gerade ein Dutzend Idioten aufgemischt hat, Großmama inclusive.
Weil es für die Blockbuster jedoch mit mimischen Grenzen und unrasierter Haudraufattitüde nicht reicht, dreht der Brite fleißig einen Film nach dem anderen, von denen mancher die Kinos sieht und andere wiederum nur Videothekenfutter werden. Insofern gleicht Stathams Wortkargheit der Leistung Charles Bronsons in den 70ern, der ebenfalls maulfaul, aber kampferprobt zum Publikumsliebling avancierte.
Leider bietet man dem Briten jedoch nicht immer das Richtige ("Crank") an, sondern manchmal auch beliebige Thriller- oder Kampfsportaustauschware, die nur der Starstatus des ehemaligen Turmspringers und Models aufwertet.
"Blitz", eine seiner in letzter Zeit eher selten gewordenen britischen Produktionen gehört leider zur zweitgenannten Kategorie, auch wenn man den Schauspieler eben gern als harten Hund/Cop sieht, der Polizistenmörder zur Strecke bringt.
Dennoch gibt es Krimis und Krimis und "Blitz" entspricht vom Plot her ansatzweise eher durchschnittlicher TV-Krimiware - und genau an diesem Punkt haben die Briten in den vergangenen 20 Jahre so bemerkenswerte Leistungen abgeliefert, daß dieses Kinoprodukt (auf der Insel) dagegen zwangsläufig etwas mäßig ausfällt.
Eine Romanadaption von "Moon"-Drehbuchautor Nathan Parker, bietet "Blitz" leider nicht sonderlich viel Tiefe, sondern eher bekannte Motive aus der britischen Klassengesellschaft, ordnet Vorurteile an, anstatt sie zu thematisieren.
Statham gibt mit DS Brent den üblichen harten Hund, der wegen seiner Bereitschaft zum Zuschlagen schon mal Probleme macht. Als sein Chef wegen eines Todesfalls für längere Zeit ausfällt (und kurz darauf für immer), wird ihm Porter Nash als neuer Vorgesetzter vor die Nase gesetzt. Der hat in Polizeikreisen schon genug schlechte Presse, ist er doch schwul, was in Great Britain UND bei der Polizei keine besondere Rückendeckung hat, egal ob er nun kompetent ist oder nicht.
Mit in den Mix aus testosterongesteuerter Virilität und dem wohl notwendigen homosexuellen Einfühlungsvermögen wird jetzt auch noch ein Copkiller geschmissen, der aus persönlichen Gründen Männer und Frauen in Uniform meuchelt.
Damit ist dann aber keine große Täterjagd eröffnet, vielmehr lüftet der Film das Geheimnis um die Identität des Killers relativ früh, um damit auch noch eine dritte Charakterstudie zu eröffnen: Barry Weiss, ehemaliger Knastologe, der seinen inneren Zorn nicht sonderlich beherrschen kann und seinen Wunsch nach Anerkennung, Bekanntheitsgrad, Rache und Kohle auslebt. Ist nicht sonderlich originell, aber das gilt für den gesamten Film, der mehr Klischees breittritt, als er aufbieten kann, wenn auch relativ routiniert. Was soviel heißt wie: Neues wird man in "Blitz" kaum zu sehen bekommen.
Einen tieferen Sinn hat der Titel übrigens nicht, eine Namenswahl des Killers (der auch noch einen schmierigen Journalisten mit seinen Taten unterhält - gähn!), die schon im Film veralbert wird und auch sonst nicht viel hergibt.
Wenig hergeben tun auch die Charakterprofile der Figuren: Statham trinkt und prügelt sich durch seine Oneliner, darf ein bißchen kloppen und laufen und leidet angeblich an Blackouts aufgrund von Burnouts, was aber im Film dann plötzlich keine Rolle mehr spielt. Nashs Homosexualität wird als scheinbare Kontroverse in die Story geworfen, ist dann aber genauso schnell zweitrangig und im Laufe der Geschichte völlig unwichtig geworden, weil ja die Ermittlungskompetenz zählt. Wenig zu tun also für einen so begabten Darsteller wie Paddy Considine, der nur ein wenig mehr Stil transportieren kann.
Und Aidan Gillens Chargieren als durchgeknallter Killer, der vor Soziopathenmanierismen kaum geradeaus laufen kann, aber dennoch spontan raffinierte Pläne ersinnt, ist ebenso wenig schlüssig.
Als Garnitur gibts als B-Story noch einen Pröblemchenfall rund um eine Streifenpolizistin, die mal Junkie war und es kurzfristig wieder wird und einem Polizisten von der Drogenfahndung, was aber auch nichts Substanzielles hervorbringt, das für den Ausgang von Bedeutung wäre.
Tatsächlich recycelt der Film eher uramerikanische Copmotive und ordnet sie in der britischen Metropole neu an und ist durch die relative Kürze (gute 90 Minuten) noch bedingt unterhaltsam zu nennen, langweilt er doch nicht durch größere Plotlöcher, doch alles erinner mehr oder minder an einen Zusammenschnitt aus einer TV-Miniserie oder einem Zweiteiler, bei dem man auf die Charakterentwicklung zum Zwecke der besseren Videovermarktung eine Menge rausgeschnitten hat, die erzählerische Raffinesse gleich mit.
Für den Pizza-Abend reicht das natürlich noch aus, aber wenn ich zur gleichen Zeit einen der wesentlich brutaleren, intelligenteren und abgründigeren TV-Filme aus dem Polizeiressort der Insel betrachten kann, bleibt da nicht mehr als ein Füller zwischen zwei interessanteren Filmen. (5/10)